100 & kein bisschen greise …

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Zwischen Überlänge & Nachspielzeit oder: Mit neuem Narrativ in die Verlängerung

Als wir vor 10 Jahren 2009 den 90er unseres Jubilars feierten, ging ich damals aus von den 90 Minuten eines normalen 3aktigen Spielfilms und schilderte das Leben von OStR Traunmüller im Sinne der Dramaturgie eines Filminhalts. Eigentlich wäre es bei der doch sehr sportlichen Vergangenheit unseres „Delinquenten“ (begnadeter Skifahrer & gefürchteter Faustballer, der noch im hohen Alter Gegner spitalsreif schoss) vielleicht wohl eher angebracht gewesen von einem Fußballspiel auszugehen – auch da hätte sich damals der 90er in Minuten angeboten – Ich werde also zum 100er versuchen die Sache von der mir nicht so vertrauten körperlichen Maschekseite anzugehen – zuvor aber noch eine Bemerkung zum Status quo: Alle die wir heute hier sind, haben einfach & erfolgreich einen 10er auf ihre Jahresringe draufgepackt …

Ja, die Lebenserwartung ist deutlich gestiegen – ebenso die Filmlänge: Tarantino veranschlagt für sein neues Epos „Once upon a time in Hollywood“ satte 161 Minuten – bei 100 war da noch weit & breit kein Ende abzusehen – eine echte Steilvorlage für unseren Jubilar  …  Aber er liebt lange hohe Pässe, verfolgt leidenschaftlich alles rund ums runde Leder in den TV-Programmen und so werden wir eben fußballerisch das Momentum nutzen. Um damit in das Match seines Lebens hier einzusteigen – gehen wir ein Centennium / eine Hektode zurück: Beginnen wir mit seinem neuen Lebens-Narrativ (- so sagt man das heute) im Jahre Schnee (so sagte mans damals):

Vor dem Spiel, beim Abspielen der Hymne war man noch unschlüssig – sollte man das gute alte Kaiserlied anstimmen oder doch schon die Renner-Kienzl-Hymne der Republik / Mozart wäre da ja erst in der 2. Halbzeit in Frage gekommen  …

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Der Anpfiff erfolgte am 6.10.1919 auf der Hacklbergwiese in Wartberg ob der Aist  …    Der kleine Karli war mental von der 1. Minute an dabei. In Jahren gerechnet schlüpfte er in der 6. Minute ins Leiberl der Schülermannschaft und schaffte es bereits nach 4 Jahren – also in der 10. Minute seines Spiels als Talent für ganze 2 Jahre an die Knabenmannschaft der Sängerknaben – also einen Wiener Verein verliehen zu werden. Das gibt natürlich einem jungen Spieler Auftrieb – man musste ihn zwischenzeitlich sogar vom hohen Ross wieder herunterholen (er hatte im jugendlichen Überschwang Prinz Eugen oder besser gesagt dessen Reiterstatue am Heldenplatz bestiegen)   In der 12. Spielminute kehrte er nach OÖ zurück, spielte jetzt allerdings nicht mehr in der Regional-, sondern in der Bundesliga bei der Linzer Staatsoberrealschule der Fadinger, wo ihm in der 18, Minute nach dem 1. Goldtor die Reife zuerkannt wurde, die er 2 weitere Jahre diesmal in der Wiener Oberliga der Technischen UNI als mathematisch physikalischer Player im Aufbau erfolgreich beweisen konnte. In der Folge wurde er aber vom Training abgezogen – Nein: Kein Ausschluss, sondern der Anschluss sorgte dafür, dass er in der 21. Minute die Deutsche Dress überziehen musste – ein fliegender Wechsel – der Verein hieß nämlich „Deutsche Luftwaffe“ – Aufgabengebiet Bordfunker und Ausbildner – also bereits damals auch Lehrer  …  1945 kehrte er aus der russischen Gefangenschaft in sein Mühl4tel zurück. Dort sah er am Spielfeldrand ein begeistertes junges Mädel, das nicht unbedingt nur am Spiel interessiert war – Die auch heute noch um 9 Jahre jüngere Elfi war nicht glücklich, als Karl in seiner 27. Spielminute für 2 Jahre zum GAK – sprich an die UNI Graz verpflichtet wurde und wartete an der Outlinie im Corner auf seine Rückkehr zum Wartberg/Pregartner Regionalisten unteres Mühlviertel – damals Ostzone (im Zeichen von Hammer & Sichel)  …

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In der 30. Minute hatte er einen kurzen 1. Auftritt als Trainer beim Fadinger Verein, bei dem er schon in der Schülermannschaft geglänzt hatte. War er früher im Angriff und in der Verteidigung tätig, so brachte er sich nun als Mittelfeldspieler ein, für den man damals allerdings in Kombination mit seinen Trainerambitionen vorerst ausschließlich in der Haupt- sprich Unterstufenliga in der Zone Einsatzmöglichkeiten sah – sehr zur Freude von Elfi, die sich nun um den mentalen Aufbau unseres Goleadors in Form umfassender Freizeitgestaltung mit vollem Einsatz annahm …

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Ehe Karl sich freispielen konnte, war er eine solche eingegangen – Elfi hatte nun auch   Zutritt zum Kabinenbereich und siehe da, bereits in der 38. Minute fiel zeitgleich zu seiner Pragmatisierung auch das 2. Goldtor  –  Kenner der Klubgeschichte nennen es:     E. V. A. – das klingt nicht nur wie eine Pensionsversicherung, nein, es ist der kurze Name der gemeinsamen Tochter meiner Schwiegereltern!

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Mittlerweile spielte Karl der Größte bei seinem dann langjährigen Stammverein in der Linzer Fadingerstraße. Trotz einer turbulenten 1. Halbzeit mit x Wechsel & vielen Unterbrechungen, wurde das Spiel 1964 nach genau 45 Minuten für eine kurze Pause unterbrochen, damit auch schwächere Spieler als unser nunmehr grauer Star Karl die Chance hatten in die Fadinger Schülermannschaft einzusteigen – so durfte ich ab der 2. Halbzeit aus nächster Nähe die genialen Spielzüge des jubilierenden Spielers & Trainers im Fadinger „Wunderteam“ staunend verfolgen  –  als Einführender in das Schulpraktikum, Begleitperson bei Schulschikursen, Lehrer auch an anderen Instituten – vor allem aber eben als Fadinger: „Einmal Fadinger – immer Fadinger“ – wer wäre ein besseres Beispiel für den Leitspruch als unser 100er !?

Das alte Haus – und damit meine ich nicht unseren Jubilar, sondern das Gebäude in der Fadingerstraße ist grad mal 110 – Ur-Opa Traunmüller ganze 100 – und seit 90 Jahren (!) Fadinger – das soll ihm einer nachmachen ! – Lächerliche 10 Jahre ist die Fadinger Schule älter als ihr eigener Doyen ! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

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Bühnengast beim Fadinger „Cabaret“

Mich holte er in seiner 55. Minute in den erweiterten Fadinger Kader – auf gut Glück und ohne schon fertig aufgewärmt zu sein – aber es ist gut gegangen auf dem Feld und auf der Bühne der Tribünen. In seiner 79. Min durfte ich die Medien ins Spiel holen, den einen oder anderen Videobeweis erbringen und dabei auch selbst die Kapitänsschleife überstreifen – Danke auch dafür an unseren Jubilar!

Fern des Strafraums

Oft konnte ich so bei Konferenzen weite Einwürfe von ihm verfolgen. Nie gab es Fouls, Hands, Gelbe oder gar Rote Karten –  in der 3er bzw. 4er-Kette des Physikkabinetts … Hier wurde nach mathematischen Lösungen & naturwissenschaftlichen Phänomenen geforscht – ausschließlich – oder meistens  …

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Ab der 53. Spielminute wurde er im übertragenen Formel 1-Sinn als „Man of the Race“ vom Platzsprecher als Oberstudienrat tituliert, bis er in der 63. Minute 1982 die Fadinger Arena verließ, um ab dann im Familienstadion Heimspiele zu absolvieren, wo ihm nach  Assists von mir im kurzen Abstand die Enkel Barbara & Alexander zugespielt wurden. Da er seit langem im Spiel seines Lebens ohnehin überlegen führte , wurde keine Rapid4telstunde eingeklatscht und da es sich insgesamt  -zumindest ab der 2. Halbzeit-  vergleichsweise um ein ersichtliches Freundschaftsspiel handelt, entschloss sich der Unparteiische nach 90 Minuten, trotz des klar optimalen Spielstands ohne wirkliche Unterbrechung in die Verlängerung zu gehen, um dem begnadeten Dribbling und den Spielzügen unseres mittlerweile grauen Stars weiter folgen zu dürfen. Und es hat sich ausgezahlt: Die jungen Spieler Barbara & Alexander kamen in ihren Partien vor dem universitärem Tor zu 2 Abschlüssen und auch Urenkel Jonathan, der es nicht erwarten konnte ins Spiel geholt zu werden, ist ein wahrer Volltreffer ! – Man kann mit der familiären Spielaufstellung zufrieden sein !

DSCN6998.JPGDSCN7002.JPGSein erreichter Status: Seit 3 Jahren also Urgroßvater, seit 36 Jahren Schwieger- & Großvater, seit 66 Jahren Ehemann und nunmehr doch seit 100 Jahren ein Teil der Erdbevölkerung  –  über 46 davon – also fast die Hälfte, durfte ich hautnah miterleben …  so wurde ich beispielsweise vor 10 Jahren nächtens noch ausgebremst:

Einbrechende Nacht, grauer Asphalt – nur noch wenige Meter bis zur Mühl4tler Autobahn  – Ich bog von Freistadt kommend –die launische Forelle frisch im Darm der vorgerückten Tageszeit entsprechend behutsam auf die Straße Pregarten / Linz ein und beschleunigte altersgerecht auf adäquate 55 Km/h, als ich mit schon damals guten 90 direkt an einer Autobahnauffahrt von einem silbergrauen Passat wie der Wirbelwind verblasen wurde – nein nicht der selige Niki Lauda, – Sondern der schwarze Blitz von Wartberg: Formel IA Pilot Karl Traunmüller  –  Dass dieser Mann mit 95 den Führerschein zur Seite gelegt hat und ich noch nicht – Ein Rätsel !

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Von 95 auf 100  –  eine Entschleunigung? – Wohl eher ein Widerspruch !

Vor eineinhalb Jahren durfte ich den 90er meiner Schwiegermutter verbal begleiten und möchte abgewandelt von damals überleiten mit dem Zweizeiler:

Mit 65 geht’s noch täglich ohne Taxl ins Traxl

Mit 100 als Betreuer der Gattin per NGO ins geliebte PRO

Der offiziell seine Elfi begleitende Pfleger Karl, der früher häufig mal lautstark von ihr Contra bekam, sorgt seit 4 Jahren dafür, assistiert von Samaritern, dass sie deutlich mehr ins PRO tendiert & das 2x die Woche in erlauchter Mittags-Runde. Die jungen Vertreter der sie transferierenden NGO- Non Government Organisation äußern sich dabei voll der Bewunderung betreffend u. a. der geistigen Mobilität ihrer beiden Schutzbefohlenen – speziell auch des pflegenden Gatten Karl. Tja, auf ihren Karl sollte sie sich schauen & nicht weiterhin heimtückisch Terrorpläne schmieden: Und ja die Anschlagsintensität ist faktisch auf null gesunken: Notlampen verhindern Kontakte mit Rollatorfallen in dunkler Nacht und auch Attacken & Selbstfaller im PRO sind Geschichte.   (- Aufatmen im UKH)

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Dennoch fühlt er sich nicht mehr ganz so wohl in seiner  dünneren Haut und ist somit etwas verletzungsanfälliger – auch ohne Zutun seiner werten Gattin  …   So übernahm Hautarzt Jörg und Hausarzt Walter konnte in Pension gehen  –  alles wie immer bestens getimt ! In jedem Fall (um damit wieder ins Spiel zurück zu kommen) war Tochter Eva für ihn gerade in den letzten Jahren Garant nicht plötzlich im Out oder Abseits zu landen  …    Im erweiterten Betreuerteam:  Die engere Familie, Verena  …

Das Notfalltelefon ist für alle Fälle immer eingeschaltet und wenn nicht wöchentlich mindestens 2 bis 3 Fehlalarme kommen, sind wir beunruhigt und laden die eigenen Akkus komplett neu auf, bringen dabei Eva auf den neuesten Stand ihres Smartphons und fragen ganz analog an, durch Anklopfen oder Läuten, ob alles soweit passt …    und das tut es auch, denn wer Karl Borromäus getauft wurde, ist schon allein des Namens wegen verpflichtet so verflixt alt zu werden, wie es sich anhört !

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Und so feiert also „Trafo“ Traunmüller – wie er von seinen Schülern genannt wurde & wird -sofern sie bei den Jahresringen überhaupt bis heute mit ihm mithalten konnten  …    sein 100. Oktoberfest ! ( <<< Stadtrundschau online)

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Gratulation des aktuell ranghöchsten Fadingers:

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Auch Verwandte, Freunde & ehemaligen Kollegen stellten sich mit Glückwünschen ein    –  ebenso das Land OÖ. (LH) und die Stadt Linz (Bürgermeister)  –  DANKESCHÖN !

2019-10-06 13.56.52.jpgDie Linzer Vizebürgermeisterin unter den offiziellen Gratulantinnen

Der Spitzname des Spielers – verliehen von seinen jungen Fans deutet auf ein wahres Energiebündel hin: „Trafo“ seit 90 Jahren im Wesentlichen wartungsfrei im Einsatz – hohe Lebensdauer – Garantie auf mindestens noch weitere 10 Jahre ! – so hieß es damals im Jahr 2009  …

Haut- & Herz-Reparaturwerkstatt des Ordens neben den Fadinger Gründen

Vor wenigen Wochen war der betagte Jubilar bei einem kleinen Service in der Herzwerkstätte der Elisabethinen und hat ohne Probleme abermals das Pickerl bekommen …zur Absicherung hat die Ärztedichte rund um ihn etwas zugenommen – das merkt man auch bei dieser Feier !

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„Die Welt wird jetzt für mich immer leiser und dunkler“

Ungeachtet seines obigen Zitats hat er noch nie während des Spiels um Austausch gebeten. War er früher eher als angriffiger Libero, Kapitän mit Number 7 im Einsatz, so ist er jetzt oft etwas zurückgezogener als Hüter des Tors oder als Teamchef in jedem Fall die Nummer 1  – als gelernter Spezialist für Kopfball – da denkt man bevor man sinnlos losläuft  …  Auch heuer hat er wieder für den gesamten Weingarten Nr. 3 alle Steuererklärungen erledigt  …

Seit langem: Gähnende Leere auf der Ersatzbank dieses Jahrgangs

Und wohlgemerkt: Wir befinden uns erst 10 Minuten in der 1. Hälfte der Nachspielzeit Anmerkung: Ja, selbst nach Minute 120 gibt’s noch die Möglichkeit ins Elferschießen zu kommen  …     – Es handelt sich also erst um den Epilog eines Happy Ends 

In diesem Sinne: ALLES GUTE zum ersten 100erter                                                                            – das wünscht Dir wie immer bis zum nächsten Mal                                                                           – der beste all deiner Schwiegersöhne   

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Spenden gingen an:  DwarfExperts und NewBE

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1 0 0 er  Pensionisten – Treff  im  B ä r e n

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