4. September 021 – Querung der Donau von Urfahr in Fahrtrichtung Ansfelden …

Kommend von der Linken Brücken-Straße geht es pfeilgerade über den (vor Kurzem eröffneten) Ersatz für die gute alte Eisenbahnbrücke. Die anmaßende Bezeichnung „Neue Eisenbahnbrücke“ verdient das neue Bauwerk schon auf Grund der (noch) fehlender Schienen (derzeit) nicht. Die leicht nach rechts versetzte Bus- und (spätere) Bahn-Spur irritiert den, von Urfahr kommenden Autofahrer: Man ist im Zweifel, ob es nicht besser wäre die derzeit leere Spur zu befahren, entscheidet sich aber dann der Bezeichnung „Linke Brückenstraße“ Folge zu leisten, in der Hoffnung nicht mittig doch noch zum eigenen Entsetzen als Geisterfahrer enttarnt zu werden …

Für den Bruckner-Fan ist es die Bruckner-Brücke, die nahe des Musentempels zum Brucknerhaus geleitet – parallel zur Nibelungenbrücke – ganz im Sinne unseres Genius Loci, der sich zu Lebzeiten ja als bekennender Wagner-Apostel geoutet hat !
Zum nunmehr 197. Geburtstag von Anton B sind es gerade mal nur noch 3 Jahre bis zum großen Jubiläum, das mit der Kulturhauptstadt Ischl 024 genial zusammenfällt …

Welch wunderbarer „Altweiber-Sommer“, oder ist es schon der „Goldene Herbst“ – eine ideale Mischung aus 25 Grad am Tage und knappen 10 in der Nacht – Es schläft sich gut und die Natur greift (diesmal >Allergiefrei<) in die wunderbar leuchtenden Farbtöpfe ! So auch van Gogh in Gmunden: Der Fadinger Bühnenmeister & smarte Lightdesigner Ingo Kelp hat im dortigen alten Stadttheater den Maler als Titelfigur in einem Musical ins richtige Licht gesetzt und lässt so dessen geniale Bilderwelten für das staunende Publikum sichtbar werden.

Nur wenige Takte entfernt am benachbarten Attersee ging das Festival der Nationen im Programmkino Lenzing über die Bühne – eines der wenigen internationalen Filmfestivals, das es auch im covidalen Vorjahr 020 > leiwand < vor den Vorhang geschafft hatte …


„Winterreise“ im >Digitalen Früh-Herbst<
Bei der heurigen ARS durfte man/frau sich über gelungene Abende in Keplers Garden freuen. Die ARS-Eröffnung ging erstmals im Beisein eines Bundespräsidenten über die Bühne und wurde künstlerisch abgerundet mit einer derART noch nie dagewesenen „Winterreise“, auf die man sich einlassen musste – von der man aber im Verlauf (des auch klimatisch angenehm kälter werdenden Innenhofs des Auhof Schlosses) in eine sich aufbauende, stimmige Atmo immer stärker hineingezogen wurde – ein mutiges, feines Experiment !


Als Bühne der Eröffnung diente der „Zirkus des Wissens“ – Thema: Kreativität und Digitalisierung. Der Rektor der JKU sah dies als unverzichtbare Kombination & auch Präsident van der Bellen sprach nicht von ungefähr die Begrifflichkeit einer ARTificial Intelligence an. Der Linzer Bürgermeister erwähnte u. a. im Rahmen des nunmehrigen, pädagogischen Aufbruchs in Sachen Digitalisierung die Zweigausrichtung an einer Linzer AHS … An jenem 2. Abend kam es zur Umsetzung von Bruckners NEUNTER am Campus Areal der JKU – elektronisch verwoben mit experimenteller Musik. Das dabei notwendige Flanieren der Rezipienten sollte nur noch vom Erwandern der Dornhelm-Klangwolke getoppt werden – Die Vorgabe der berühmten 10.000 Schritt pro Tag wurde dabei vom Blog-Autor mit größter Wahrscheinlichkeit im Namen der Kultur ausnahmsweise erreicht – eine kontrollierende StepsApp am neuen smarten Senioren-Phone aber natürlich erfolgreich mit Eckel abgeschmettert;
Für Bruckner war es noch ganz normal den Tag per Pedes zu bewältigen (- ohne digitale Überwachung, für die es weder eine Notwendigkeit, noch gar technisches Knowhow gab …) Keine Ahnung wie viele Schritte der junge Anton absolvierte, als er einst nach Windhaag unterwegs war, oder später regelmäßig von Kronstorf nach Enns.
Als Unterlehrer bereitete er den größeren Kindern in der Sonntagsschule Freude, wenn er von der Natur erzählte, von den Blumen und Tieren und dass die Erde eine Kugel sei. Er erklärte ihnen die Gezeiten, zeichnete einiges auf die Tafel und erzählte der staunenden Schar von den Erdteilen. Das alles war nach den Schulvorschriften nicht erlaubt. Bruckners Vorgesetzter im Mühl4tel Oberlehrer Fuchs verurteilte diese schlimmen „Entgleisung“ scharf und kam nun öfters unversehens, um Bruckners Unterricht zu kontrollieren und hielt diesen an in seiner Freizeit dem Unterricht des Schulmeisters beizuwohnen …
Bruckner pflegte auch in der Wiener Zeit ganz spezielle Unterrichtsmethoden Bruckners und durchaus besondere Beziehung des zu seinen Schüler*innen. Die Autoritätsverhältnisse blieben dabei zwar strikt gewahrt, waren jedoch geprägt von einem teils außerordentlich engen privaten Umgang. Gemeinsam mit seinen zumeist jugendlichen Freunden, die als treue Anhänger und Unterstützer oft lebenslang für die Verbreitung und Durchsetzung seiner Werke eintraten, an deren Überarbeitung sie nicht selten beteiligt waren, unternahm der Konservatoriumsprofessor/Universitätslektor Ausflüge, besuchte Konzerte & das Wirtshaus.
Brucknerfest 2021 – Motto: „Mutige Impulse – Bruckner und seine Schüler*innen“

Bruckner ist nicht zu >Brahmsen< – seine Schüler jedoch schon:
Der Wagnerianer Bruckner und sein Widersacher Brahms trugen in Wien ihren offenen Kampf aus – dabei gerieten auch StudentInnen unseres großen Ansfeldners (wie Wolf oder Rott) in die Schusslinie:
Als Hans Rott im Jahr 1880 seine E-Dur-Symphonie für ein Staatsstipendium vorlegt, gerät er zwischen die Fronten. Die Kommission wird von Brahms und seinem Parteigänger, dem Kritiker Eduard Hanslick, dominiert. Brahms ist nicht nur Rotts ästhetischer Ansatz zuwider, er fühlt sich von dem jungen Komponisten obendrein arg verhöhnt, weil ein Thema der Symphonie offenbar ironisch auf ein Thema Brahms’ anspielt. Brahms und Hanslick demütigen Rott mit voller Absicht. Der ohnedies labile Komponist erholt sich davon nicht mehr, er steigert sich in einen Verfolgungswahn. Auf einer Bahnfahrt im Jahr 1881 erleidet er den endgültigen geistigen Zusammenbruch, er sieht überall Agenten von Brahms, die ihn verfolgen, glaubt, dass Brahms den Zug mit Dynamit vollgeladen hat, um ihn zu töten. Rott wird in die Niederösterreichische Landes-Irren-Anstalt überstellt, die Diagnose lautet: Verrücktheit, halluzinatorischer Verfolgungswahn. 1884 verschied Rott nach mehreren Suizidversuchen im Alter von 25 Jahren in der Irren-Anstalt (- fast 20 Jahre später stirbt hier auch Hugo Wolf). Gustav Mahler, Rotts Freund und Kollege in der Kompositionsklasse, greift die Ideen auf, zumindest seine Erste und Zweite Sinfonie sind deutliche, wenngleich nicht als solche ausgewiesene Hommagen an den Freund.
>>> Dieses und noch vieles mehr … Symposium 021 des Anton Bruckner Instituts Linz
Manfred Pilsz
(- ein „Herbstzeitloser“)
Die Klangwolke 021 war diesmal ein gewaltiges Bild/Ton-Spektakel mit Filmmusik im symphonischen Hollywood-Stiel des 20. Jahrhunderts – da ließ sich auch Bruckner gut verpacken … Die Visualisierung im offenen Donauraum erinnerte an gute alte Zeiten, konventionelle Leinwand-Projektionen sorgten für Nähe – die etwas abgestandenen Experimente wie Bewegtbilder auf Sprühnebel funktionierten nur schemenhaft – da waren die Fadinger mit ihren Filmen bei Projektionen während des Donausommers 2004 auf schwimmenden Wasserwänden bereits mindestens so erfolgreich … Das künstlerisch entbehrliche, finale Feuerwerk wurde durch ebensolches, aufgesetztes Lasershowprogramm ersetzt … summa summarum ist dem Klangwölkner Dornhelm samt Team aber zu gratulieren !
Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“ aktiviert werden können !
Keplersalon Sept. 2021: https://www.youtube.com/watch?v=jWSK-x7Sx6U << >> (Rogl-Film ab Min. 9.30 …)