SENTA D. – ein Musikvideo

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BSG Kalender8.jpgEin junges Mädchen ist aus dem Fenster gesprungen. Nicht wie bei Wagner von hoher Klippe ins tosende Meer um den Holländer zu erlösen sondern wie in Harry Kupfers Bayreuth Regie. Das mit roten Tüchern drapierte Fenster befindet sich jedoch auf keiner Bühne, sondern im 1. Stock des Fadinger Festsaals und es liegt auch kein entseelter Körper auf dem grauen Schulhofasphalt. Ist Senta einem geheimnisvollen Fremden in dessen bessere, nun wohl gemeinsame Welt gefolgt? – Ein offenes Fenster und viele ebensolche Fragen

Fenster.JPGBSG Video Senta D.jpgDie Stoffbahnen hängen am leeren Fensterrahmen im leichten Wind, ein immer lauteres Rauschen des Meers löst die verklingende Klaviermusik ab und schlussendlich drängen sich Bilder blauer Wellenberge in den Vordergrund um zu erstarren als der Abspann der Visualisierung der paraphrasierten, stark verkürzten Musik des Fliegenden Holländers“ auf der großen Leinwand des Kulturzentrums in der Oslip-Mühle verglüht. Direkt nach dem Applaus darf der Autor für sein junges Team (BSG des BRG Linz, Fadingerstr. 4) Gold und einen Sonderpreis in Empfang nehmen …

>>> K. Warner plays Wagner

HOLLÄNDER – von den Memoiren des Herren von Schnabelewopski bis  H E U T E 

Senta D Gold.jpgSENTA D.aland – die Tochter des gleichnamigen Kapitäns durchwühlt dessen alte Truhe und findet darin nebst Bahnen von rotem Segelstoff ein Mythenbuch in dem jener Fremde abgebildet ist, den sie kurz zuvor auf der Straße beim Museumspark gesehen hatte …

SD15.JPGSD.JPGSenta D   &   ihre Amme

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SentaD_07.jpgSentaD_09.jpg29-08-2016 20;42;58.jpgBSG Video Senta D2.jpgDer Schmuck des Holländers war die HBLA-Abschlussarbeit von Ex-Fadi Claudia Langer – eine Art „Takelage“ die dieser über der Schulter trug aus der kleine Masten wie Stacheln heraus ragten. – Mehrere junge Frauen versuchten im Video vergeblich ihn davon zu erlösen. Die Tanzszene wurde durch Claudia Kreiner choreographiert – die damals erst 16jährige Hauptdarstellerin . Den dabei in einer 2. Bildebene darüber gelegten Drehnebel steuerte ohne großen technischen Aufwand Ingo Kelp bei: Ein konzentrisch durchlässiger Kreis auf einem sonst schwarzen Dia und eine kleine  Nebelmaschine machten es möglich …

Video „Senta D.“ (- inkl. ORF-Beitrag dazu)

O P E N E R  ins Videozeitalter am Linzer Fadinger BRG

Unbenannt.JPGLukas, Astrid, Claudia, Yen Sheng

Bis in die 80er hatte man ausschließlich auf Super-8 gedreht & anschließend auf VHS überspielt – ein teures (3 Min: Ganze 7.- Euro) und in der Montage umständliches Unterfangen. 1993 entstand das Musikvideo „Senta D.“ zur „ Holländer“ – Paraphrase des in Südafrika lebenden und lehrenden Komponisten Norbert Nowotny. Die perfekte CD-Einspielung dafür kam von Pianistin Margit Haider. Endergebnis: Hervorragende Feedbacks durch den Komponisten, den Richard Wagner Verband International und durch die UNI Leipzig, die seit damals Musikvideos der BSG bei Lehrveranstaltungen ( Prof. Köhler / Musikpädagogisches Institut ) verwendete. – ebenso die UNI in Kapstadt. Darüber hinaus gabs für „Senta D.“ jede Menge Menge Preise: Titel &  Gold Landesmeisterschaft, ebenso Gold bei der Staatsmeisterschaft, Ebenseer – Bär, Experimentalfilmpreis, Danubiale-Medaille, Innovationspreis des Unterrichtsministeriums ( Krems ), Nominierung für die Video-WM in Argentinien … („Senta“ war da ein wichtiger Meilenstein – Die UNICA Medaille gabs erst etwas 2000) Präsentation des Videos in der Bayreuther „Schallplatte“ und beim Richard Wagner Kongress in Bregenz, wo kurz davor der „Holländer“ auf der Seebühne flog.

der_fliegende_hollaender.jpgIn der Bregenzer Inszenierung 1989/90 sprang Senta von ihrem „Erlösungsturm“, der später als „Aufmacher“ vorm Technischen Museum geparkt wurde, in den „Bodensee-Ozean“. Eine Stunt-Szene (32 m), die beim derzeitigen Aufstellungsort Donauinsel Wien nicht anzuraten ist. Mindestens so spektakulär wenngleich ohne „Opern-Bezug“ präsentiert sich das fliegende Schiff beim diesjährigen Dachevent des Linzer OKs – Beim Höhenrausch 2018 müsste Senta einen Sprung nach oben in die Wolkenfluten rund um das tonnenschwere „Luftschiff“ wagen um, wen auch immer zu erlösen …

OK kl.jpgDSCN3345DSCN2855.JPGAuf hohem Bord der bleiche Mann, des Schiffes Herr, wacht ohne Rast“

Probe-in-Bayreuth-1978.jpgRegisseur Harry Kupfer (links), Dirigent Dennis Russel Davies (Mitte) und Simon Estes (rechts), der die Titelrolle der Oper „Der fliegende Holländer“ sang, während einer Probe für die Bayreuther Festspiele 1978 – Simon Estes war dabei ein sensationeller Holländer, aber sicher kein „bleicher“ Mann

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Der „Migrant“ Wagner – ein „Ahasver“ wie seine Holländer-Figur

Richard Wagners Zeit in der Hansestadt Riga endete ähnlich unerfreulich wie seine vorigen Engagements in Magdeburg und Königsberg. Bereits vor dem letzten seiner Konzerte am 7. Mai 1839 war die Stelle des Musikdirektors hinter seinem Rücken anderweitig vergeben worden. Wagner beschloss daraufhin, zum großen Sprung anzusetzen. Das Ziel hieß Paris. Wagner nahm vier Wochen lang Französisch-Unterricht. Der gewaltigen Schuldenberg und das Heer der Eintreiber bewogen ihn schließlich zur raschen Flucht. Am 9. Juli begann von Bad Mitau aus, wo die Rigaer Theatertruppe gastierte, eine mehr als dreiwöchige abenteuerliche Reise, die ihm und seiner Frau beinahe das Leben kostete. Der Aufbruch musste heimlich erfolgen, ohne Papiere, damit die Gläubiger in Deutschland nicht durch Passgesuche aufmerksam wurden, und bei Nacht und Nebel, wegen der Patrouillen an der ostpreußisch-russischen Grenze. So gingen Wagner und seine Frau wenig später, beladen mit etlichen Koffern und begleitet von ihrem kurz vor der Abreise zugelaufenen Neufundländer „Robber“, in Pillau an Bord eines winzigen Seglers namens „Thetis“ und stachen in See Richtung Kopenhagen. Zehn Tage später gerieten sie im Skagerrak in einen verheerenden Sturm, der den Kapitän zwang, die Insel Boröya an der Südküste Norwegens anzulaufen. „Sandwike ist’s! Genau kenn ich die Bucht“, heißt es später im „Fliegenden Holländer“. Auch das Toben des Sturmes und die Arbeitsrufe der Matrosen hatten sich unvergesslich eingeprägt als er festgezurrt am Mast um nicht von Bord gespült zu werden dies alles erleben durfte. Ob ihm dabei auch ein Schiff mit roten Segeln erschienen ist? Man weiß es nicht, aber kann es erahnen, wenn die Ouvertüre mit voller Wucht Wogen und Wind ertönen lässt, später auch unterstützt vom „Geisterchor“ und echt klingenden Windmaschinen im Orchestergraben  …

Ein „Freischütz des Ozeans“

Als Kind war der kleine Richard in Dresden am Weg ins Theater oft beim Haus von Carl Maria Weber vorbeigekommen. Dabei konnte er Eindrücke von dessen genialer „Gespensteroper“Freischützerhaschen. Jahre später kommt es hier zur ersten Aufführung des Holländers – einem Werk des gleichen Genres, das mit vielen Parallelen aufwarten kann: Schon bei der Ouvertüre geht es in beiden Fällen motivisch mit der „Verortung“ los – Ist es im einen Fall eine riesige schwarze Fläche, die immer näher kommt bis man auf einer Lichtung in jenem Wald Jagdhütten, ja ein Dorf erkennen kann, so ist es bei Wagner das Grau des Sturms und wildes Meer. Es folgen musikalisch die Personenmotive der Agathe bzw. der Senta, sowie des Max und des Holländers, bevor eine „Durchführung“ in beiden Opern zum Schluss mit Motiven von Agathe und Senta überleitet … Nach Ensemble-Szenen da wie dort werden die Männer-Rollen vorstellig, erst im 2. Teil folgen die Frauen-Szenen und was des einenWolfsschluchtist, ist  dem anderen der „Geisterchor“ …

06-07-2016 18;31;14sw.jpg1993 Ebensee 03 aSenta D 1.JPG

>>> E R I K <<<

Als sich dein Arm um meinen Nacken schlang,
gestandest du mir Liebe nicht aufs Neu‘?
Was bei der Hände Druck mich hehr durchdrang,
sag‘, war’s nicht die Versich’rung deiner Treu‘?

Den Jäger Erik hat es (bei Wagner) an die Meeresküste verschlagen. Der Arme lebt verloren unter Matrosen. Erik der brave Realo der nichts außer seine kleine, nun auch nicht mehr heile Welt gegen den übermächtigen Zauber des Ideal-Bilds des Fremden in die Waagschale werfen kann und im Kampf um Senta verzweifeln muss – ohne jede Chance gegen dieses „Wahnbild“… Im Video der Fadinger steht er zuletzt mit offenen Armen in der Trostlosigkeit des Linzer Ölhafens und wartet dort weiterhin vergebens auf „seine“ Senta …

Manfred Pilsz

Carpenters Nebel des Grauens & viele andere Werke sind im Dunstkreis des „Fliegenden Holländers“ angesiedelt  …

>>> Radio-Beitrag zu Senta D (<<< hier anklicken)

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„Vollendet das ewige Werk!“ – Musiktheater Linz

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DSCN2445.JPGIn den frühen 80ern begannen die Linzer Opernfans ganz laut von einem neuen Haus zu träumen – so auch ein damaliger Fadinger Junglehrer und Wagnerianer, der gerne den Urfahraner Gründberg mit einem Festspielhaus gekrönt hätte …

Gründberg Linzer Festspielhaus Winter.JPG  22-01-2018 10;20;42.jpg          In den Statuten des neu gegründeten Linzer Wagner-Verbandes wurde der Wunsch nach einem neuen Musiktheater fix verankert. Wenig später fanden sich die Freunde des Linzer Musiktheaters zusammen – eine starke und effiziente Gruppierung, der man sofort beim Startschuss beitrat und die bis heute erfolg- und segensreich aktiv ist.

(Ausschnitt aus einer ORF OÖ Sendung der 80er Jahre)

Blumau 1.jpgBlumau.jpgBild von der „Blumau“ (1957) aus der Sicht eines oberen Stockwerks des damaligen Unfallkrankenhauses (- jetzt wär diese Kameraposition im Bühnenbeleuchtungsturm) Die Schärdinger Milchbar im Bildhintergrund würde sich heute beim Haupteingang des Musiktheaters befinden  …

Ein echterGrüner Hügel für Linz ist es letztendlich nicht geworden (- nicht mal ein Grauer …), aber es hat sich 30 Jahre später dieser Traum der 80er in Form des Neuen Musiktheaters am Volksgarten in wunderschöner Realität & mit großem Erfolg in voller Spartenvielfalt erfüllt !

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799990_m0mst1w640h480q80v61397_xio-fcmsimage-20130405195851-006007-515f10dbd34f8-_b45302cc-3fb7-4e13-857c-906fb9a0345b.jpgZur übergroßen Freude hatte man zur Eröffnung auch noch EschenbachsParzivalmit der Musik  des  Bayreuther Bühnenweihefestspiels „Parsifal“ (- inklusive etwas versteckter „Walküre“) als Ope(r)n Air  am großen Portal des neuen Musentempels – umgesetzt durch die genialen spanischen SpezialistenLa Fura dels Baus“ (- damals damit auch in Köln & zuvor mit dem „Ring“ daheim in Valencia) – eine Art visualisierter „Volksgarten-Klangwolke“ – Bild-technisch exquisit abgemischt von Ex-Fadinger Lightdesigner Ingo Kelp … da bleibt kein Wunsch offen !!!

Alles Extras des Hauses & Bühnentechnik – würdig einer Ars Electronica -Stadt durfte man bei Führungen und in der Folge bei der Theaterarbeit erleben. – Lockmittel nicht nur fürs Publikum sondern auch für Regiestars und TOP-Produktionsverhältnisse speziell für modernen Musical-, Tanztheater & Opernbetrieb …

FRECH bei Phil Glass 10.JPGUnd zur Einweihung des Hauses selbst gabs dann als Draufgabe auch noch eine Uraufführung des hochverehrten Phil Glass mit Dennis Russell Davies und dem Brucknerorchester – Herz was willst Du mehr …

Aufzeichnen1.JPGMP Theaterhttp://tvthek.orf.at/archive/Kultur-und-Religion/12396073/Das-Linzer-Musiktheater/12486028      <—-  LINK zum ORF-TV-BEITRAG „NEUES HAUS“

Ein wahrhaftes Glücksgefühl zum Quadrat, dass genau im Wagnerjahr 2013 jenes Haus der Bestimmung  übergeben wurde, das es nun möglich macht ohne jegliche Einschränkungen mit einem entsprechend großen Orchestergraben jene Werke in Linz zur Aufführung zu bringen, die bisher (mit Ausnahmen) nur unzureichend umsetzbar waren. So konnte sich Linz im Jubiläumsjahr 2013 endlich mit nun perfekt passender Kragenweite (auch bei Bühne & Technik) an denRing des Nibelungenheranwagen.

„Wie im Traum ich ihn trug,
wie mein Wille ihn wies,
stark und schön
steht er zur Schau:
hehrer, herrlicher Bau!“

NM

DSCN3639.JPG„Den RING muss ich haben“

Bei diesem Ring waren erstmals im Linzer Theaterleben Leute mit Schildern „Suche Karte“ zu sehen, Bayreuther Stammpublikum trieb sich an der Donau herum und sogar einer der gefährlichsten Kartenhaie der Wagner-Metropole pflügte zwischen Kassa und Cafe des neuen Hauses mitten durch die Besucherreihen … Inspiriert durch diese Nöte spät entschlossener Musikdrama-Fans und durch den „Aufmacher“ (- Bezug nehmend auf das Wotan-Zitat) entstand das Fadinger Musik-Video:

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https://www.dorftv.at/video/21488    <—  LINK zum Fadinger RING-Film

Ring Freunde

1415_Video am Titelblatt_page_1.jpg       Im Vorfeld zu 15 Jahren Crossing Europe und der OÖ. Landesausstellung 018         (– hier dazu eine  –>S E N D U N G<–  mit Intendantin Dollhofer & Schmuckkünstlerin     Claudia Langer zum Nachhören) richtete man dem Haus am Volksgarten ein Fest aus zum 5. Geburtstag:

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DSCN2687.JPGDSCN2670.JPGFünf Jahre danach: Ein wahres FEST !

Das lange Tauziehen in der Geschichte des Neuen Musiktheaters mit allen Höhen & Tiefen ist nach wie vor präsent. Der sensationelle Standort „Theater im Berg“ ist unauslöschlich auf ewig in den Köpfen aller Beteiligten und die politisch bedingte Aufgabe dieses optimalen, innovativen Linzer Alleinstellungsmerkmals bleibt ein städtebaulich, architektonisch bedauerliches „LEIDER NEIN“ ...

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Das schmälert allerdings in keinster Weise die Strahlkraft des nunmehrigen Hauses – weder in seinem Erscheinungsbild, noch in seiner Wichtigkeit für das lokale Umfeld und schon gar nicht was das künstlerische Potential betrifft. Nach der überaus tollen Startphase, die dem Haus eine unglaubliche Auslastung, jede Menge an neuem Publikum, Preise und u. a. auch  internationale Anerkennung einbrachte, haben ohne Intermezzo Intendant Schneider samt Team und Maestro Poschner längst den Ball aufgenommen und halten das Kulturflaggschiff mit neuen Programmen und tollen Kooperationen weiter auf Erfolgskurs. Jammern – egal auf welchem Niveau erscheint dabei nicht nur nicht angebracht, sondern ist mehr als entbehrlich ! Neugierde und Aufgeschlossenheit sind gefragt und passen auch wesentlich besser zu einem Linzer Publikum, das im Fokus von Ars Electronica und Linz09 seine Offenheit, Toleranz und damit Intelligenz schon mehrfach unter Beweis gestellt hat.  „Auf denn zum Feste !“

DSCN2689.JPGDSCN26922 aus Generationen vonFadingernrund ums Musiktheater

Auch im Neuen Haus sind die Fadis mit Werken vertreten …

Manfred Pilsz (- aktives Mitglied der „Musiktheaterfreundeseit der Gründung)

In diesem Sinne hier noch ein kurzer Ausschnitt aus dem Tschaikowsky-Film von Ken Russell (mit der berühmten Briefszene der Tatjana) zur heurigen Neuinszenierung von „Eugen Onegin“:

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