Stand der Dinge Juli 2018Eines der wesentlichen, höchst aktuellen Streitthemen betrifft zurecht die höchst notwendige „Flexibilisierung“ der Arbeitszeit, die allerdings in Good Old Austria kurzsichtig total rückwärts orientiert ausgelegt wird: Im analogen Denken „Neo“-„liberaler“ Greise heißt es: Es sei ein Gebot der Stunde(n), dass Mitarbeiter (weitere) zwei Stunden („freiwillig“) länger arbeiten („dürfen“) müssen, wenn es ab und zu eine sogenannte betriebliche „Notwendigkeit“ gibt – Soweit die eine Sicht der Wirtschaft – sanktioniert von nicht unwesentlich bestimmenden Teilen der hiesigen Politik.
Anstellen statt Umstellen
Flexibel in Guten wie in Schlechten Zeiten – sprich: Freiwillig 12 Stunden, wenns floriert kompensiert durch zwangsweise „Freizeit-Blöcke“ bei flautenbedingter Kurz-Arbeit … Dabei könnte man genauso gut Leasing-Arbeiter in rosigen Phasen zum Zug kommen lassen, anstatt tatsächliche und angeblich„Freiwillige“ zu Zuschlagfreien Extrastunden zu „nötigen“. Wohin soll das ganze führen: Arbeiten bis 100 und das möglichst 25 (!) Stunden am Tag – aber natürlich: Freiwillig (!), sonst: Kündigung als einzige „Aufstiegschance“ … (- ein anderer, neutraler Grund wird sich finden)
Weniger Geld für Kindergärten vom Bund !(?)
Herzfreie Kopfgeburten jenseits von zu umgehenden Betriebsvereinbarungen und ausgeschalteten Gewerkschaften mit teils unmenschlichen Familienperspektiven …Extrembeispiel: Eine allein erziehende Mutter (funktioniert aber auch mit Eltern, die als Vollzeit-Doppelverdiener in Erscheinung treten müssen) ist dann von 8 bis 20 Uhr im Job (- hierbei sind zeitlich die „zumutbaren“ An- & Abfahrtswege noch nicht eingerechnet !) – Kindergärten haben dann längst geschlossen und sollte es sich um Schulkinder handeln, so hat auch die Ganztagsbetreuung da längst das Handtuch geworfen (- natürlich könnte man diese gesellschaftlich wirtschaftlich verordnete „Zertrümmerung“ von Kinder-Elternbindung im Sinne einer opti- und maximalen „Aufrechterhaltung“ der Wirtschaft ja auch noch bis in die Nacht-Stunden verlängern oder gleich „Internate“ einrichten. Und in den „passenden“ Phasen des „Zeitausgleichs“ kann dann ohnehin ausreichend „qualitativ“ (?) auf die „Bedürfnisse“ der Kinder und so „eingegangen“ werden … Dass sich SchülerInnen (Nomen est eh schau wissen) da gerade möglicherweise im Unterricht befinden, könnte stören (!) – aber nur solange nicht auch hier die Wirtschaft per Politik abgestimmte Stundenpläne herausgibt und sich ein-bildet am besten gleich selbst vorgeben zu müssen wie „nützliche“ > Aus-Bildung < auszusehen hat ! Besserwisser werden hier anmerken: „Lächerlich – Was würden denn da seit Jahren die Leute im Schichtdienst machen? Antwort: Wenn Schichten 12 Stunden oder länger dauern wäre die gelieferte Qualität der Arbeit zu hinterfragen. In jedem Fall ist die Gesundheit gefährdet ! Schichten verlaufen im Normalfall geordnet und nicht überfallsartig „flexibel“ …
Bei soviel „Freiwilliger“ Arbeit bleibt dann aber wohl keine Zeit mehr für „Freiwillige Feuerwehr“, diverse Rettungsdienste und all die anderen für den Staat bis dato so billigen Hilfsdienste für die eigentlich eben dieser zuständig wäre und in der Folge à la longue gesehen auch dann selbst wird dafür gerade stehen müssen. Schon jetzt sind private Kulturinitiativen, Kulturvereine dem Pensionistenstand überantwortet, da Jugend und arbeitende Bevölkerung schon jetzt über keine freien Zeit-Ressourcen mehr verfügen –es bleiben ja kaum mehr als 8 Stunden Schlaf.
Wer unbedingt geblockt mehr arbeiten will, der konnte dies auch schon bisher tun – besser bezahlt, ohne „Gewissenszwang“ und innere Auskunftspflicht (- Gründe fürs >Warum Nicht<)
… und das ALLES in der DIGITALEN Morgendämmerung …
– sprich: Unsinnig gestriges Gezänke
Nun wogt der Streit zwischen „Flexi-billi(g)-sierung“, erlaubt geblockter Freizeit, „Selbstbestimmung“ & gewerkschaftlichen Schlagworten wie „Lohnraub“ im „Hier & Jetzt“ sinnlos wild hin & her. Eins werden mit der Firma – quasi eine Ehe eingehen mit dem Arbeitgeber, wie in Japan und Südkorea (Suizid-Rate) – wo allerdings jetzt ein zukunftsorientiertes Umdenken in Richtung der Reduktion von Arbeitszeit einsetzte (- siehe auch Anhang: Dr. Mara / OÖN). In der Alpen-Republik an der Donau hingegen werden Jahrzehnte alte Forderungen „endlich“ im „Sinne“ der Wähler umgesetzt.
Dabei „denkt“ und agiert man allerdings total an den Anforderungen und Problemen unserer Zeit vorbei. Man kann nicht 5 vor 12 in Sachen der Digitalisierung einen möglichen 12-Stunden-Tag auch nur ansatzweise als Lösung von Zukunftsproblemen am Sektor Arbeit abfeiern. In kürzester Zeit wird uns der Segen der digitalen Welt nicht nur unliebsame Arbeiten abnehmen und uns vielleicht sogar ein zuviel an unerfüllter Freizeit schenken. Da wird es diesmal dann nicht reichen für andere Versäumnisse ersatzweise oder als Ablenkung Routen zu schließen. Die böse „Wirtschaftsmigration“ käme diesmal eruptiv von innen – mit viel Glück nicht revolutionär, sondern kanalisiert durch eine unverzichtbare, typisch österreichische Sozialpartnerschaft.
Nicht Flüchtende (aus welchen Gründen auch immer) sondern Roboter aller Art werden uns Arbeitsplätze kosten – aber nicht nur am „Fließband“ wie einst, sondern hinauf bis in die „oberen“ Etagen. Denn im Unterschied zur Industriellen Revolution werden sich als Ersatz nur eher ganz kleine, hochqualifizierte Arbeitsfelder auftun, wo nur einige wenige durch „Umschulung“ in den dann raren Genuss neuer Betätigungsmöglichkeiten kommen werden.
Unverzichtbar sicheren Banken am Beschäftigungssektor werden sind dann die derzeit noch schlecht bezahlten Sozialberufe wie Pfleger, das Schulwesen oder Kreativjobs, Denkfabriken und die Computer-Welt … Anstatt engagierte, talentierte Kindergärtnerinnen und das gute Pflegepersonal zwangsweise zu „akademisieren“ wäre es vernünftig wirklich dafür Begeisterte einfach so wesentlich besser zu bezahlen – beseelte, gute Pflege benötigt nicht unbedingt einen „Bachelor“ am Krankenbett. Man wird auch beim Pensionsalter umdenken müssen und es senken: Für Schwerarbeiter ein Segen – allerdings für schwerverdienende Schreibtischtäter unverständlich – für Sesselklebende Politiker egal – die könnens eh bis zum Abwinken aussitzen als Mandatare oder in „Aufsichtsräten“ … In jedem Fall müsste hier die Politik ansetzen und nun rasch Lösungen anbieten, die Gesellschaft und ihre eingefahrenen Denkmuster umstrukturieren und die Menschen dringend und umfassend darauf vorbereiten. Die letzten Landtagswahlen sind längstens vorbei …Man sollte nicht zu langsam, aber um so sicherer die wesentlichen Themen -formuliert im „Neusprech“- auf Augenhöhe fokussieren, diese schleunigst implementieren und das verdammte Momentum nutzen, um so dann sagen zu können zwar spät, aber vielleicht doch noch bevor sich irgendjemand radikalisiert, fast alles richtig gemacht zu haben !
Da wäre vor allem Flexibilität im Denken angesagt:
Gerade in der jetzigen > Übergangsphase < zur Digitalisierung erscheint eine Flexibilisierung in Richtung einer Ausweitung von möglicher Arbeitszeit extrem kontraproduktiv. Vielmehr müsste man sich im Sinne der gerechten Aufteilung der dann noch vorhandenen Arbeit von der täglichen Dauer eher an (je nach Bedarf immer kürzer werdenden) Teilzeit-Modellen orientieren – natürlich bei vollem Lohnausgleich – gesichert durch den, durch Digitale Umstellung erwirtschafteten Mehrwert der Betriebe (Effizienzgewinne) und die dann hoffentlich endlich bezahlten Steuern & diesbezüglich eingetriebenen Schulden von globalen Großkonzernen …
Angesichts der totalen Umstrukturierung von Gesellschaft & Arbeitswelt bedingt durch die Digitalisierung wird ein > Bedingungsloses Grundeinkommen < eine vernünftige und so unabdingbar notwendige Konstante darstellen …
Hier weitere Infos zur Thematik DIGITALISIERUNG UND ARBEIT
M P
Nicht viele Menschen haben das Privileg wie der Autor dieser Zeilen einen Beruf zu haben, der als totale erfüllte Berufung empfunden und gelebt werden darf. Da bereiten Wochenenden, Abendstunden, Ferien und Urlaube angereichert mit tatsächlich freiwilliger Arbeit keine Pein. Unzählige, unglückliche Arbeitnehmer hingegen warten sehnsüchtig auf den nächsten Urlaub und letztendlich auf die Pension – aber nicht weil sie nicht arbeiten wollen, sondern wegen der Rahmenbedingung begleitet von Unsicherheit und daher permanenten Existenzängsten. Gepaart mit fortschreitendem Alter kann speziell auch bei körperlicher Arbeit das erlösende Ziel nur das Ende des wackeligen Hamsterrads Arbeit sein: Der Ruhestand …