Nach fast 40 Jahren gibt es in Linz eine Neuinszenierung von Wagners „Bühnenweihespiel„
Vor der Ouvertüre erscheint als überlebensgroße Projektion das Gesicht des Darstellers der Titelfigur, der das Gedicht „Traumwald“ von Heiner Müller rezitiert, das Anklänge an die Parsifal-Thematik aufweist. Sicherlich als Reverenz an den Mentor des Regisseurs, und gar keine schlechte Einstimmung. Als die Musik einsetzt, ist im Hintergrund ein mystischer, nebliger Wald zu sehen – auf der Bühne selbst wird man Natur aber vergeblich suchen … … … (-aus dem MERKER – mehr dazu hier <<<)

Eigene Anmerkungen zum Linzer „Fal(l) Parsi„
Im Januar 1877 entstand ein vollständiges Libretto in Prosa, dem in nur vierwöchiger Arbeit im März und April die vollständige Dichtung folgte. Bei dieser Gelegenheit änderte Wagner den Namen von „Parzival“ in „Parsifal“, im Glauben, dies sei die wahre richtige, aus dem altpersischen „fal parsi“ (der törichte Reine) abgeleitete Schreibweise.
Entsprungen aus Richard Wagners Interesse an fernöstlichen Denkweisen und Sagen verknüpft mit Eschenbachs Vorlage und christlichem Glauben sowie Riten …
– u. a. dazu nun Bemerkungen von der Regie (Schauspielchef Suschke) & Maestro Poschner bei der PK – mit Letzterem durfte ich damals ein kurzes Gespräch führen … >>> Hier das Radio-Ergebnis: https://cba.fro.at/547998
Wer ist der G*R*A*L ?
Diese Frage bleibt für mich in der Linzer Inszenierung ebenso unbeantwortet, wie der Bezug zum Jahresüberthema „Natur und Kunst“ – Schade um den Karfreitagszauber, der in der genial musikalischen Umsetzung durch Orchester und Sänger zwar hör-, aber nicht sichtbar wird. Also in Summe kein wirklich visuell erhellendes >Tat twam asi „Du bist das“–Erlebnis <

„Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit“ – leider NEIN:
In Linz wird „kaum geschritten“ – weder von den Chören im 3. Aufzug, noch von Parsifal
Unbeholfen torkelt der spätere „Erlöser“ bei der Verwandlung im 1. Akt nicht in eine neue Dimension der „Ich-Findung“, sondern bleibt wo er ist: „Zum Abstellraum wird hier die Endzeit“ – dazu senkt sich zum Gralsgeläut im Hintergrund eine eher banale Scheinwerferwand aus dem Schnürboden herab – ein wenig Odyssee 2001 hält Einkehr – aus welchen Gründen auch immer …
Ungesalbt in den goldenen Schuhen des Fischerkönigs Amfortas, mit goldener Asche am Haupt retourniert „Erlöser“ Parsifal die heilige Lanze (aus der Schatzkammer der Hofburg) und genießt in der Gralsburg (– im Linzer Mythen-Navi scheint diese nicht in den Pyrenäen, sondern am „Obersalzberg“ angesiedelt) den Ausblick durch das arg berühmte, dortige Fenster – eine eher unnötige Transformation in die Untiefen der jüngeren Geschichte … Schwant dem wachen Rezipienten …
Egal, denn in jedem Fall ist es empfehlenswert sich mit dem Linzer Parsifal auf etwa fünf Stunden Heldenreise und Erkenntnissuche, ummantelt von den wunderbaren Wagnerschen Musikwogen des BOL (M. Poschner) zu begeben !!!

Berührend: Die Präsenz von Herzeleide – samt Kinderzimmer … Originelles Premieren „Schlussstatement“ (- allerdings erst im Zuge des Verbeugens): Das verspätete Erscheinen der „KNA-Taube“ – samt Friedenszweig im Schnabel !
Manfred Pilsz
Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung (türkis ?) verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“ im BLOG-Text aktiviert werden können !
Bühnenweihespiel: https://cba.fro.at/540418

