Dieser BLOG–Beitrag hätte sich Lektüre & Betrachtung auf einem großen Screen verdient
Zum Ende des Weihnachtskreises – 11 Tage vor dem 13. Februar
TAT TWAM ASI – DAS BIST DU
In seiner Zeit als Medienkünstler am Hof des thailändischen Königs war Titus Leber u. a. gedanklich intensiv mit einem PARSIFAL-Projekt in den Dschungeltempelanlagen Angkor Wat beschäftigt – eine buddhistische Auslegung und Verfilmung des Parsifal – ganz im Sinne Wagners, der dieses Werk aus diesem Geiste heraus schuf … Schon im Jahr 1856 wurde von Wagner die buddhistische Oper „Die Sieger“ angedacht …
Wie dünkt mich doch die Aue heut‘
so schön! –
Wohl traf ich Wunderblumen an,
die bis zum Haupte
süchtig mich umrankten;
doch sah‘ ich nie so mild und zart
die Halme, Blüten und Blumen,
noch duftet‘ all‘ so kindisch hold
und sprach so lieblich traut zu mir
Der Gral kann nicht durch SUCHEN im IRGENDWO gefunden werden, sondern nur im EINS-WERDEN mit sich und der Natur (- im Karfreitagszauber des Parsifal / oder im Tristan – Isoldens Schlussgesang)
In den wonnigen Schwall,
in dem tönenden All,
in des Welt-Atems wehendem All
P A R S I F A L – A BUDDHIST TALE (engl.)
Wolfgang Wagner war bei einer seiner Fernostreisen von T. Lebers Parsifal-Projekt sehr beeindruckt und lud ihn zu Schlingensiefs Ausdeutung des Bühnenweihe-Festspiels nach Bayreuth ein – Schade, dass die Verbindung zur Wagner-Metropole (sicher auch bedingt durch W. Wagners Tod) dann wieder versiegte …
Weihnachten 017: Treffen & Interview werden fürs kommende Jahr ins Auge gefasst. Ab Ostern wird die Planung intensiviert, im Sommer bedingt durch die Hitze ausgesetzt … Eisbär und Feuersalamander können nicht kommen zusammen …
Berlioz – 4. Symphonie „Anima“ – Titus Leber
Dann folgte ein Berlioz Déjà-vu bei der 018er ARS – mit der T. Leber seit frühen Tagen eng verbunden ist (P. Weibl) – 2019: Bedeutet 40 Jahre ARS und KW (1979)
Was spricht noch für einen Treff in OÖ? – Ein Domizil am Irrsee … dort vielleicht Nachbar des Komponisten Erich Eder de Lastra oder von Otti Schenk …
Nach dem Linzer Kulturherbst 018 konkretisiert es sich: Termine ab Oktober werden vorgeschlagen. Das ausbrechende Afrika-Projekt lässt zwei Zeitfenster zerspringen – Mitte Dezember ein überfallsartiger Auftrag des BKAs (der Tisch im Landtmann neben der Wiener Burg war schon uhrzeitlich fixiert) – letzte Chance vor Weihnachten: Der 3. Advent-Sonntag …
Kurz vor Weihnachten 018 ist es gelungen den österreichischen Synästheten, Multimedia- und Musikfilmpapst Dr. Titus Leber dann doch noch nach Linz zu locken – ein feines Wiedersehen nach fast 40 Jahren
(Angenehm) klirrende Kälte – „High Noon“: Ein Taxi fährt beim Cafe vor & dann welch eine Erscheinung: In Pelzhaube, Pelzkragen – assoziative Bilder werden wieder wach: Ein berühmtes TV-Interview zum Mahler-Film mit Ken Russell –nicht Papst, sondern der Gott aller wissenden Musikfilmer … Ein „5-Stunden-mEATing“ mit Köstlichkeiten & erhellend amüsanten Gesprächen folgen. Dann verlässt man das Traxl mit dem Taxl
„Gott“ Russell
Details und Hintergründe verrät das Gespräch im „Traxl-Eck“, das teilweise für eine R a d i o-Sendung aufgezeichnet wurde: https://cba.fro.at/392466
Prof. Leber ist mit seiner „Schichtungsmethode“ und Filmarbeit eine fixe Größe:
„A n i m a“ (Berlioz) nominiert in Cannes …<— hier der Film
In den späten 70ern lief im Linzer OP-Kino die Leber Verfilmung von Mahler-Liedern 80/81 hatte dann alles begonnen mit einem Besuch im BRG Traun (Prof. Ruttner), wo sich ein gerade mal 30jähriger Filmer einer Mediengruppe der Schule präsentierte. Wenig später gabs einen Abend im Anderen Kino in Anwesenheit der Regie … Wenige Tage später wurden zwei 7. Klassen BE & ME bestens vorbereitet dort hinbeordert um gemeinsam den Musikfilm „Anima“ zu begutachten, zu analysieren, sowie heftigst zu interpretieren. Im selbigen Monat wurde für die Super-8-Kamera ein Rückspulgerät für Mehrfachbelichtungen angeschafft und wenig später stieg man auf Video um (inkl. Bild/Tonmischer und mehrere Zuspielgeräte) …
Musik im Bild – Töne sehen / Bilder hören — hier aus Esthers FBA (ein Ausschnitt):
Der österreichische Regisseur Titus Leber perfektionierte zu Beginn der achtziger Jahre die visuelle Vertikalmontage. Für seine „Schichtungsmethode“ werden die Filmbilder überbelichtet, damit man sie zu überlagernden Bildsequenzen montieren kann. Diese Technik verdichtet Handlungsabläufe, dient zur Illustration von Visionen, Träumen oder Wahnsinnsszenen und kann mit großer Leichtigkeit das Unvorstellbare und das Unsagbare darstellen. Durch die Schichtung entsteht ein visueller Akkord.
Univ. Prof. Dr. Erwin Ringel erkannte zwischen der „Schichtungsmethode“ von Titus Leber und der Tiefenpsychologie einige Parallelen: „Ein wesentliches Prinzip der Leber’schen Schichtungsmethode besteht nun darin mehrere zu getrennter Zeit und an getrenntem Ort aufgenommene Bildeindrücke durch Überkopierung zu einer Synthese zu verschmelzen. Dies entspricht im bildlichen Bereich genau dem Versuch der Tiefenpsychologie, die Gesamtheit der Person durch Zusammenführung der bewussten Oberfläche mit der unbewussten Tiefendimension zu berücksichtigen.“
In seinem Meisterwerk „Anima“ interpretiert Titus Leber Hector Berlioz’ „Symphonie fantastique“. Berlioz’ Programm zu seiner Musik beinhaltet die Geschichte eines Musikers, der zu Beginn seine Geliebte idealisiert, dann ihre Fehler erkennt und daran zerbricht.
Titus Lebers „Schichtungsmethode“ lässt sich ideal mit Videotechnik umsetzen. Und so produzieren wir seit Jahren im Geiste unseres Vorbilds Dr. Titus Leber Musikvideos mit Langzeitdoppelbelichtungen auf unterschiedlichen Bildebenen, die synchron auf die Tonebenen der Musik abgestimmt sind. Unsere Film/Video -Gruppe BSG erarbeitet das jeweilige Konzept zur Visualisierung im ME-Unterricht -die Umsetzung selbst passiert dann in einer unverbindlichen Übung.
Um die Technik der Schichtungsmethode näher zu erläutern, sei exemplarisch unser Musikvideo „Im Auge des Zyklopen“ angeführt:
Grundlage des Videos ist Otto M. Zykans „Odyssee“. Dr. Irene Suchy beschreibt die Musik zu „Der Tod der Freier“ folgendermaßen: „Hier verschmilzt Abstraktion und Bildhaftigkeit zu einer spezifischen, authentischen Einheit. Hier wird Sprache zur Musik ohne Verzicht auf die konkrete Aussage. Der „Tod der Freier“ vermittelt neben der Musikalisierung der Sprache unschwer die Aufregung eines Sportreporters, dem es angesichts der dramatischen Vorgänge den Atem verschlägt…“
Zykans „Der Tod der Freier“ wird mit einem sich drehendem Blutwirbel in der ersten Bildebene umgesetzt. Während Blutstropfen abgestimmt auf die Wortmusik, die vom Tod der Freier berichtet, fallen, erscheinen auf der zweiten Bildebene zwei Gestalten, die um das Schicksal der Helden kämpfen. Während man die Kämpfer noch immer auf der einen Bildebene sieht, blickt man in das blutgetränkte Auge des Zyklopen, in dem man die todgeweihten Freier sowie die gefangenen Mägde erkennen kann.
Natürlich beschränkt sich die Gestaltung von Musikfilmen nicht nur auf die „Schichtungsmethode“. Häufig wird zum Beispiel Animationstechnik angewendet – denken wir nur an „Fantasia“, Beatles – Filme oder an den Kultstreifen „The Wall“.
Wie man der Fachbereichsarbeit von Esther V. entnehmen kann waren die Jungfilmer speziell der 80er / 90er mit der Theorie und Praxis (Pflicht- & Kür-Programm: „Anima“) vertraut und ab und an holte man sich sogar Feedback direkt vom großen Meister … (zB. beim Bruckner- & Zykan-Film):
Titus Leber feiert 2021 seinen 70er / Wagners Parsifal wird 2022 ganze 140Möge es ihm & den Fans vergönnt sein, den „Friedhof der Projekte“ (- Zitat T. Leber) möglichst klein zu halten – Seinem Parsifal sollte Raum und Zeit gegeben werden Auch Syberberg hatte seine Chance …
Manfred Pilsz
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