„Vorwärts zu Bruckner“

Wieviel Bruckner braucht das Fest?  Wieviel Fest braucht die Stadt?

Stand der Dinge zum Kalenderwechsel 2016/17

Der bevorstehende Wechsel auf der Kommandobrücke unseres in die Jahre gekommenen Musikkultur-Flaggschiffs „Brucknerhaus“ sorgt im Moment wieder einmal für mehr oder weniger Sinn stiftende Wortmeldungen aus manch politischen und sonstigen Ecken. Viele davon sind als Fragen oder schlimmer noch als schlagwortartige, einfache und meist negativ besetzte Antworten verpackt. Da wird in Verbindung mit einem Brucknerfest, das pausieren sollte von Klangwolken gesprochen, die sich längst überlebt haben und eingestellt werden sollten, ohne sofortigen Einspruch, dass diese Wolke ja eigentlich dem Dunstkreis der Linzer   ARS entsprungen ist, als zentrale Veranstaltung dieser firmiert und maximal ein Bindeglied  zu Bruckners Fest darstellt – also auch nicht einfach wegrationalisiert werden kann …

bruckner on air III neu 1 MedienReal-Gym Linz  …..  Bruckner  …..   On Air

Als im ersten ARS-Jahrzehnt Walter Haupt noch als Wolken-Supervisor das Klangexperiment evolutionär betreute und nicht jeder Wölkner wie heute alljährlich bei Null beginnen musste, bot sich dieser Fixpunkt im Kulturgeschehen noch günstiger und künstlerisch effektiver dar.

Was ist geblieben von der kulturellen Linzer Aufbruchstimmung der 70iger aus der dieses nunmehr ungeliebte Fest und die ARS entsprungen sind? Jetzt über 40 Jahre später sieht es wohl eher nach Abbruchstimmung aus. Ein fröhliches „Linz lebt auf“ der 80er ist der Tristesse eines drohenden „Linz gibt auf“ gewichen. Kulturelle Institutionen budgetieren und programmieren mit einem immer dickeren Sparstift, den sie von der öffentlichen Hand gereicht bekommen, mit dem Auftrag, dass immer weniger für gleich viel an Qualität und   vor allem Auslastung reichen muss. Ein Ergebnis dieser Diät: Abgespeckte Klangwolken.

Im Falle der „Klassik-Wolke“ kam es zur Reduktion auf ein „Stehkonzert“ im Saal …

Im Tennis würde man von einem Doppelfehler sprechen, denn ursprünglich war die Idee der Wolke: „Musik im offenen Raum“ – also eine Übertragung in den Donaupark als kühnes Klangexperiment und im Sinne von „Kultur für Alle“ vorgesehen. – Spannend und frei von Schwellen und Schranken jeder Art. Früher saß man auf einem Hocker im Gras oder stand    in der von Musik durchtränkten Natur … jetzt steht man dicht gedrängt im Saal, was für den Veranstalter den Vorteil birgt, dass sicher kein Sessel im Parkett frei bleibt …

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Noch billiger käme es scheints, wenn Bruckner eine Zwangs-Pause machen würde – manche wünschen sich gleich eine „Generalpause“ – im Sinne von „Brücken abbrechen“ und darin hätte man ja leider Übung. Zitate wie „Das ewige Abspielen ein und derselben Symphonien“ befeuern nur diese Denkweise, sollen uns aber nicht aus der (Brucknerschen) Fassung bringen in der wir sie gerade hören, denn der Meister und die Macher des Fests haben sich in jedem Falle dabei etwas gedacht.

Bei den „Muster-Festspielen“ in Bayreuth werden seit 1876 ausschließlich zehn Werke „rauf und runter gespielt“ – in x Inszenierungen. Allerdings handelt es sich um Musikdramen und dafür gibt’s erfahrungsgemäß mehr Publikum als für Instrumentales. Außerdem sind die Wagnergemeinden größer als die des Ansfeldener Kollegen. Man hat eingedenk dessen bei der Gründung 1974 das Brucknerfest ganz gezielt fern der Sommerspielkonkurrenz nach    den Großen Ferien im wesentlichen im spielfreien September zwischen dem Brucknerschen Geburts- und Todestag angesetzt und gleich zu Beginn mit Experimenten und Werken verwandter Komponisten angereichert (- solange es kein Neues Musiktheater gab, konnte   man so im Brucknerhaus konzertante Wagner-Werke erleben)

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Nicht Frühjahrs- oder Osterfestspiele sind die Heilsbotschaft, sondern spontane Kreativität und konsequente, verlässliche Kontinuität sind gefragt. Publikum (egal ob jung oder alt) will sicher sein, dass es bekommt, was namentlich versprochen wird – Wo Bruckner drauf steht muss auch Bruckner drin sein ! Was es dazu braucht ist u. a. ein Management, dem man die Begeisterung für die Sache abkauft – im wahrsten Sinne des Wortes.  –  Ein Mensch, der jenseits seiner Netzwerke, neben Geschäftssinn und Kunstverständnis Begeisterung für sein Tun auf andere übertragen kann und neben einer unverwechselbaren Marke eine Identität zu kreieren versteht, die das Konzerthaus an der Donau ebenso ins Bewusstsein aller holt, wie das derzeit nicht wirklich ins festliche Geschehen integrierte Bruckner-Geburtshaus mit seinem nach St. Florian führenden symphonischen Wanderweg, wo es seit geraumer Zeit im Sommer rund um Ferragosto (Brucknertage Mitte August) heftig „Brucknert“. Es sollte ein feines Gesamtpaket geschnürt werden, das alle OÖ. Gedenkstätten, Bruckner-Orte, -Kirchen, -Orgeln, ja -Speisen umfasst und so auch den internationalen Brucknerfans angeboten werden von Tokio bis Connecticut (USA), wo 2016  der traditionelle „Brucknerathon“ wie jedes Jahr im September stattfand. Das Linzer Brucknerorchester bringt sich dabei als künstlerischer Botschafter im In- und Ausland sowie medial ein, nebst seiner Brückenfunktion zum Musiktheater und der Landeskultur im Allgemeinen. ABIL und Bruckner-UNI können die wissenschaftliche Dokumentation bereitstellen und so die Erstellung von Literatur zur Thematik ermöglichen, die ab und an auch durchaus breitenwirksam ausfallen sollte …

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Der designierte STOP-Direktor Roščić reüssierte bei seiner Bestellung mit dem Konzepttitel „Vorwärts zu Mahler“ und von eben diesem Bruckner-Schüler G. Mahler stammt das Zitat:

„Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“

Bruckner selbst war ein aufgeschlossener Neuerer mit dem es die Aschenhüter nicht immer gut meinten und so kann es für Linz und sein Fest nur lauten: „Vorwärts zu Bruckner“

Manfred Pilsz

(Seit 74 bei allen BFs zugegen, ab 79 bei jeder KW und ARS                                                       Mitgestalter von KEP alt & neu / Mitglied bei SKB & LKB)               TEXT – Jänner 017

Volksblatt:  vorwärts zu bruckner

„Erinnerung“ A. Bruckner  –  M. Haider für den Film „Agnus Benedictus“

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Obiger Film war auch Gegenstand eines Vortrags beim internationalen Brucknerfest
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