KURZ & KLEIN ! – KARIKATUR ?

Alles ist kürzer, kleiner dimensioniert … und wird ab und an zur Karikatur?

DSCN1520.JPG„Ring-Trilogie“ war für staunende Wagner-Kenner auf Plakaten beim Eingang zum Theater an der Wien zu lesen. Der Ring –normalerweise im Angebot als Tetrapack- diesmal in nur drei Teilen ohne Vorabend und versehen mit den Titel gebenden Namen: Hagen, Siegfried und Brünnhilde. – In jedem der 3 Fälle wird die bekannte Story jeweils aus der individuellen Perspektive einer dieser Figuren abgehandelt, beginnend mit „Siegfrieds Tod“ (bedingt durch Hagen)   – dem dichterischen Ausgangspunkt des Komponisten …  (Anmerkung der Dramaturgie)

Bei diesem Prozedere werden in Summe ungf. bis zu max. 7 Stunden der Originalfassung „eingespart“ durch inhaltliche Abstriche verbunden mit heftigen, szenischen Umgruppierungen. Am Beispiel Brünnhilde durften wir miterleben wie das mit sanften, musikalisch logischen Übergängen lösbar ist. Dirigent Constantin Trinks holt aus seinem „zwergigen“ Nibelungen-Orchester dabei das Maximum heraus.

DSCN1521.JPGNach der stummen Szene der Ermordung Siegfrieds eröffnet „Wotans Abschied“ garniert mit Rückblenden in die Kindheit Brünnhildens das Tableau aus Sicht der göttlichen Tochter. Ohne Loges Feuer geht es nahtlos über in die Morgen- der Götterdämmerung. In der Folge verlässt dann Siegfried das Walkürenfelsenzimmer ausgestattet mit spielbarem Flügel (Tasten statt Helm) und begibt sich als Trockenschwimmer paddelnd mit den Rheintöchtern auf „Heldenfahrt“ – hiebei sowie davor und danach stolpert die Regie Tatjana Gürbacas immer wieder in fragwürdig parodistisch anmutende Sequenzen …

Bt Karte1.JPGAkt 2:  Durchaus überzeugend funktioniert die Personenregie bei der Waltrauten-Szene in Brünnhildes Mädchenzimmer im Stil eines alten, monochromen Films. Mittels Drehbühne und wenigen gezielten Takten geht es weiter: Gibichs Mannen (hervorragend & köstlich der A. Schönberg-Chor) empfangen ihren Chef „Weichei“ Gunther und dessen Braut mit der „Welle“ /wie im Fußballstadion) – bei der „Doppelhochzeit in Weiß“ geht es in optimaler Personenregie drüber und drunter: Gutrune fällt in Ohnmacht als Siegfried  gruppendynamisch in die totale Defensive gerät. Mitten drin thront ungerührt und unbeweglich (wie ein General in einem Kurosawa-Film) Hagen, bei dem Wotan kurz vorbeischaut um ihm die Splitter seines Vertragssymbols vorbeizubringen aus denen Alberichs Sohn sich den Rache-Speer zimmert.

Im 3.Teil des Brünnhilden-Abends hält man sich im Wesentlichen an die Vorgaben des 3. Akts Götterdämmerung – aufgefettet mit Regieideen, wenn zB. Siegfried durch die Rheintöchter (als Warnung) Mimes Kippa verpasst kriegt oder wenn sie am Schluss die „Starken Scheite“ aus der Kinderstube Brünnhildes requirieren. Wotan darf im Rollstuhl dem Weltenbrand beiwohnen, der in einer sich drehenden, langsam versinkenden Verbrennungshalle von „Wal-statten“ geht …

Plakat.JPGDie „Siegfried“-Variante des 2. Tags wäre sicher von den ausgewählten Szenen und speziell von der musikalischen Umsetzung her auch spannend gewesen, zumal Daniel Brenna (Darsteller Siegfrieds) in der Götterdämmerung am Schluss bedingt durch den Vortag doch stimmlich schon etwas müde wirkte. Prächtig der Hagen von Samuel Youn und alles überstrahlend: Brünnhilde Ingela Brimberg.

„Zurück vom Ring“ (nicht als Zitat gedacht) kann man das Experiment nur bedingt als gelungen bezeichnen, dennoch aber als solches befürworten – wenngleich alle drei Abende zu besuchen wurde nicht in Betracht gezogen – Denn das wahre, originäre Gesamtkunstwerk des „Meisters aller Meister“ (Originalton – Anton Bruckner) ist durch absolut NICHTS zu ersetzen !

Manfred Pilsz

                „Den Ring muss ich haben“ (Video):  http://www.dorftv.at/video/21488 

Ring Video.JPGInfos dazu:  http://www.musiktheater.at/index.php/uveranstaltungen/14-news/veranstaltungen/188-den-ring-muss-ich-haben

 

 

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