Dieser BLOG–Beitrag hätte sich Lektüre & Betrachtung auf einem großen Screen verdient
Es war saukalt in diesem Zirkuswagen, den man den jungen Radiomachern 2002 „aufgeschwatzt“ hatte, denn dem außen sichtbaren Ofenrohr war kein Rauch zu entlocken, da nicht eine einzige, dauernd funktionierende Heizquelle aufzutreiben war. Insgesamt 3 viel zu schwache Elektroöfen gaben der Reihe nach im Verlauf der Woche ihren Geist auf. Wie herrlich angenehm war es in den in den Jahren davor und auch danach in der Zentralsparkasse oder im E-Werk-Kundenbüro – große helle, warme Räume mit eigenen versperrbaren Büros, Internet, Kühlschrank und „Gästebetreuung“ … Hier nun mitten am Platz im Schneegestöber vorm Hotel Greif, das man in der Früh gar nicht verlassen wollte angesichts des beim Frühstück schon durchs Fenster sichtbaren Häuflein Elends des mobilen, extrem auffälligen, aber karg ausgestatteten Studios fror man im damals klimatisch bedingt kalten Herzen von Wels …
Die Leiden und Freuden des jungen Radio FRECH-Teams aus dem Linzer Medien Gym hier in der zentralsten Stadt Österreichs waren bedingt durch ein doch jahrelanges Bemühen sich im Bereich Film und Radio einzubringen und Präsentationsflächen sowie –podien zu erobern.
In den 80er Jahren war man in der Schule eben dabei von Super-8 auf VHS – Video umzusteigen, die Filmtage wanderten von Kapfenberg nach Wels ab und als hier im Herbst 84 erstmals der „Red Carpet“ vorm Greif ausgerollt wurde –nicht für jenes Festival für das die Wagner-Büste im 1. Stock dieses Stadttheatersaals steht, sondern für die 1. Österreichischen Filmtage, da war das Fadinger Gym mit zwei Vorfilmen im Programm vertreten, nachdem man zuvor Direktor Reinhard Pyrker drei Wochen lang bekniet hatte, Jugendfilme für die Präsentation zuzulassen. Und plötzlich waren die Schulfilmer nur ein paar Postfächer und wenige Meter entfernt von Filmstars wie Houchang Allahyari, Said Manafi, Franz Antel, Peter Patzak … sowie Größen des Experimentalfilms wie Dietmar Brehm, Mara Mattuschka und in wilden, übernächtig hochpromilligen Diskussionen am besten aus der Schusslinie, unvermeidlich aber konfrontiert mit Peter Kern, Ernst Schmidt jr. & Co.. – Unvergesslich eine heftige Konfrontation mit dem mittlerweile hoch dekorierten Kameragott Christian Berger, der in seiner vitalen, oft sehr direkten Art in einen Musikfilm-Diskurs hineinplatzte und dabei die neueste, filmische „Schularbeit“ (A. Bruckner – Versuch 1) des Hauses rüde „herabwürdigte“. Da wuchtete sich das Schwergewicht der Schülertruppe hoch mit den Worten: „I hau eam ani“ – Nur mit Mühe konnte Max davon abgebracht werden, den später Oscar nominierten Preisträger der „American Society of Cinematographers“ frontal anzugehen. Auch dieser Zwischenfall konnte nicht verhindern, dass den Filmtagen in Wels nun alljährlich mindestens ein auf Video überspieltes und später auch auf einem solchen Medium produziertes Werk der Fadis zugemutet wurde …
YOUKI-Geschichte – Erinnerungen
Nachdem es ein Video sogar als Vorfilm ins „Hauptabendprogramm“ des Filmpalasts Greif geschafft hatte, entschloss man sich, um dies zukünftig zu verhindern im Traunparkkino eine eigenen Schiene für den Schul/Schülerfilm einzurichten, wo abwechselnd immer auch Experimentalfilme über die Leinwand flimmerten (- echt legendär: „Gänseblümchen im Wind“) Das „Zentral“, die Räumlichkeiten des Greif und der Treffpunkt in der Pizzeria am Eck, wo Speisen mit Namen der aktuellen Filmtitel serviert wurden, blieben Fixpunkte des heftig umkämpften Festivals in der OÖ. „Provinzstadt“, die in ihrer Kleinheit dieser Veranstaltung volle, ungeteilte Aufmerksamkeit garantierte – ein wesentlicher Vorteil für Festspiele gegenüber Großstädten (siehe auch Bayreuth) – Pyrker verteidigte sein Gesamtkonzept der Filmtage gegen innere & äußere Widerstände („Braune Flecken“) erfolgreich bis Mitte der 90er Jahre. Sein plötzlicher Tod ließ die Filmtage nach Salzburg und schließlich nach Graz abwandern und dort zur Diagonale mutiert aufblühen – vor kurzem stellen dort die nun ehemaligen Youki-Chefs Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger (Ex-Fadi) das Direktorium …
1999 im zweiten Jahr von Medien Gym und Radio FRECH brach in Wels die „Kinova“ aus. Der bekannte Welser Filmemacher Andreas Gruber („Hasenjagd“) mit dem auch die Fadis immer wieder zu tun hatten (Jury, Kooperation) startete einen Versuch, Wels abermals zur Filmstadt zu machen. Schon zu Zeiten von Hans Moser und Theo Lingen wurde hier gedreht und diese Tradition sollte fortgesetzt werden. Doch nach nur einem glücklosen Jahr wurde die Kinova zu Grabe getragen. Die Jugendschiene „Young Kinova“ hingegen überlebte und wurde als YOUKI zum Markenzeichen der jungen Medienkunst weit über Österreich hinaus. Hans Schoiswohl hatte damit nicht nur ein sofort Landeskulturpreis-würdiges Festival kreiert, sondern kurz davor auch noch pädagogisch geadelt mit dem sogenannten „Mediameeting“ – einem vom Medienarbeitskreis des LSR OÖ. ausgearbeitetes und gemeinsam mit dem PI bundesweit ausgeschriebenen Mediensymposium mit internationalen Gästen in den Räumlichkeiten des Welser Hotels Greif. – Hochkarätige Starreferenten setzten sich mit zukunftsweisenden Impulsthemen aktueller Medienpädagogik auseinander. Die zahlreich anwesenden Teilnehmer aus ganz Österreich waren begeistert von diesem „Hochamt“ der Medienkompetenz. Und von Beginn an (wie bei „Schäxpir“) mitten im Geschehen: Das FRECHe Radio …
>mediamEATing< zu „Greif“-Zeiten immer im kulinarischen Rahmen
Glanzvolle Greif-Openings mit Frank Hoffmann und Barbara Rett standen ebenso am Programm der Youkis, wie der berühmte Medienspaziergang Josef Haders durch die Welser Innenstadt auf dem der Ehrenfadinger bis ins FRECHe Studio begleitet wurde … Auch der MLA (heute im Dschungel Wien ansässig) war damals in Wels beheimatet, schüttete erste Preise für die Fadinger Medienabteilung aus und lud zum Diskurs ein.Fadinger Ehrenmitglied Josef Hader im FRECHen Studio
FRECHes Langzeit-Studio in der Sparkasse
Die YOUKI blühte richtig auf – bedeutet sie als Vorname doch „Gesegnete“ oder ohne den Buchstaben „o“: „Schnee“ & „Schneeblüte“ – passend zum coolen Termin später November. Im Indianischen wird es je nach Schriftzeichen mit „Mut“ oder „Glück“ übersetzt – so auch für die Fadis: Unter den „heimischen“ Preisträgern war mehrmals der „BLONDE ENGEL“ mit seinem Partner „Leichti“ anzutreffen – speziell mit dem legendären Trash „Jesus vs. Terminator“ – Zu diesem Zeitpunkt stand neben dem Schl8hof & X-Außenstellen in der Innenstadt bereits auch das geniale MKH „Medienschloss“ zur Verfügung …
Genial: YOUKI von der „MASCHEK-Seite“ …
FRECH-Studio (Youki 010) – Heute Fingernagelstudio (Busstation KJ) im Bild am Schirm: Ur-Youki (Ketchup-Flasche)
YOUKI-Vater Hans Schoiswohl hat nicht nur dafür gesorgt, dass junge engagierte Leute mitarbeiten konnten, er hat damit auch gleich kommenden Führungskräften den Weg geebnet: Bei der YOUKI und bei Sebastian & Peter in der Folge auch bei der Diagonale … Alle Guten Wünsche für die jungen Teams der letzten Jahre und für die Zukunft der YOUKI !!!
Hier die —> RADIOSENDUNG (!) zum MEDIENKULTURHAUS
„Mediengipfel“ – Alljährlich im Sommer traf man sich beim Hans (rechts im Bild) „daheim“ am Almsee zum gemeinsamen Geburtstag (Hans war nur wenige Stunden älter: 5. „vs.“ 6. August 54 / 2 Löwen & ein Leo) – bis Hans zu Beginn des Linzer Kulturhauptstadtjahrs 09 nach schwerer Krankheit von uns ging.
Sechs Jahre davor als die Welt noch in Ordnung war, saß man in diesem eisig kalten Zirkuswagen, wenngleich diesmal mit über 30 anderen Wärmenden – darunter Presseleuten bestückt mit Mikros und Kameras, denn es war Radio FRECH gelungen Fredi Dorfer vor dessen Auftritt im Greif in das FRECHe Gefährt zu locken. Kabarettkollege Günter Paal hielt den Kontakt mit dem Greif aufrecht, damit man sich nicht sinnlos verquatschen würde. Die Radio FRECHe Moderatorin Sabine Aigner schaffte es, sich im Verlauf des Gesprächs für den dann darauf folgenden Auftritt ins Greif einzuladen mit der Bitte Dorfer möge nicht überziehen, weil sie doch den letzten Zug nach Linz noch erwischen müsse. Gesagt getan – sie war in einer der Logen mit dabei und pünktlich um halb beendete der göttliche Dorfer seinen Abend mit dem Hinweis, dass es heute keine Draufgabe gäbe, da seine heutige Interviewpartnerin jetzt zum Zug müsse … eine der Sternstunden von Radio FRECH …
Ehrenfadinger Fredi Dorfer im FRECHen Zirkuswagen
Oben: Fredi Dorfer im vollen Zirkuswagen / Die längste Zeit allerdings logierten die FRECHen Radiomacher mit ihrem Studio in der Sparkasse (täglich von 9.00 bis 17.00) & nächtigten nobel die ganze Festival-Woche im Greif …
Oben: Ingos Licht-Workshop / Unten: 2017 Fadis am vorweihnachtlichen MKH-Set
WelserWeihnachtsWorkshops (- im Gedenken an Gerolf)
Für die Fadis endete die Youki immer erst so ganz endgültig mit ihren Workshops im MKH kurz vor Weihnachten, wo meistens schon an Beiträgen fürs nächste Jahr gebastelt wurde. Wenn dabei Ex-Fadis mit Oberstuflern zwei Tage in Klausur gingen und Ingo den mit Schaumstoffteilen randvollen Ausstellungsraum mit Licht & Nebelprojektionen in eine Unterwasserwelt verwandelte, Gerolf Alice am PC schrumpfte und durch die Luft fliegen ließ, während Gerry Wahl mit der Achten nach dem ICH suchte, dann war Schulweihnacht nach eigenem Geschmack und mit dem eigenen Team ausgebrochen – das Christkind wartete so faktisch schon im dunklen Nachbarraum … und dann gings flott durch die wunderschön kitschig beleuchtete Weihnachtsstadt vorbei an der Hans Sachs – Gedenktafel gegenüber des MKHs beim Standlmarkt und dem glitzernden Stadtturm schnell zum Bahnhof – denn oft wars schon mal der „23.“ …
Manfred Pilsz AUF ZUR XX. YOUKI
Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“ aktiviert werden können !
Damals & Heute <—- Hier im Youkizin die Kurz-Geschichte zu 20 Jahre YOUKI
BONUS-Nachtrag speziell für Peter & Sebastian:
… nach 24 Min beginnt oben das Radio FRECHe Fadinger Waterloo–“Interview”
Hier noch Fadinger Bilder zur Jubiläums-Youki 018:
… auch in der Schüler-Jury der Youki (wie seit Jahren: Die Fadis) In der Nightline die Bands: La Sabotage (Sara) & Dives (Tamara) <—- hier Videos Sara & Tamara maturierten 2011 in der selben Fadinger Klasse …
JUBEL YOUKI 2018 JUBILÄUMS Programm 1
kuratiert von Siegfried A. Fruhauf, Rudolf Agner, Anna Spanlang
Seit 1999 flimmerten ca. 1700 Kurzfilme über die Leinwand. Die Künstlerischen Leitungen haben in ihren Erinnerungen gekramt, alter Kataloge durchgeblättert und ihre Lieblingsfilme rausgesucht:
„Jesus vs. Terminator“ (Schobi & Leichti & Co, AT 2003, 4:20min) – Youki 2003
Dieser 1. Film aus dem YOUKI Jubelprogramm (zur Eröffnung am 20. Nov. 018 um 19.00) stammt vom mittlerweile berühmten „Blonden Engel“ – damals noch Schüler am Mediengym Fadingerstraße. Gedreht gemeinsam mit seinem Schul-Freund Matthias L., der nun als Lehrer an einem Wiener Gymnasium erst vor wenigen Wochen genau wie das aktuelle Fadinger Team beim MLA je einen der Hauptpreise (im MQ, Mariahilferstr.) abholen durfte … (unten dazu 3 Fadinger Generationen im Bild: Pilsz, Wagner, Leichtfried) Der „BLONDE“ & Freund Matthias L. bei einer YOUKI im Radio-FRECHen Gespräch Matthias L. wiederum ist der Bruder von Tamara (Dives)
Bei der Jubel-YOUKI-Retrospektive 1 & 2 wurde ein Film schmerzlich vermisst:
Derzeit ist die YOUKI mit allen Chancen & Risken am Weg der Mutation zu einem Studentenfilmfestival (- Programmauswahl) jenseits ursprünglicher Intentionen …
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