Pink Parsifal – Bayreuth 023

… zum Festspielfinale an Mutters Tag …

Werkstatt Bayreuth 4.0

„Die AR-Brille ist da, um uns einen Blick erhaschen zu lassen in eine Welt, in der es noch Visionen geben kann und wo noch Dinge existieren, auf die wir nicht mehr achten“, sagt Parsifal-Inszenator023 Jay Scheib. „Wir werden die Mauern explodieren lassen, wir werden sie verschwinden lassen und das szenische Design fast bis zur Unendlichkeit ausweiten. Dinge werden durch die Luft fliegen.

Schon 1876 ließ der innovative Kino-Pionier Richard Wagner per Laterna Magica seine Walküren fliegen – dies hob das populäre Bildmedium in die Kunst und steigerte dessen Seriösität. Legendär das Laser-Opening bei Harry Kupfers Ring und ebenso bei Werner Herzogs Nebeltunnel für den Auftritt des Sohns von Parsifal … Da wird beim heurigen Minderheitenprogramm der > Erweiterten Realität < für ein erlesenes nur Sechstel des Bayreuther Publikums technisch kein kongenialer Gral enthüllt. Das geht zu Linzen mit ARS-Technologie weitaus besser: Siehe Musiktheater (Zauberflöte), Brucknerhaus (3D-Ring / Dir. Winkler). Der 53-Jährige Scheib ist Professor für Musik und Theaterkunst am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) – ARS-Kontakte zum MIT gibt’s intensiv über Projekte bereits seit 1980 …

Was bekommt man von der „Augmented Reality“ aufs Auge gedrückt?

Während die Bühnenfigur Parsifal bloß mit Herz und Kobaltkristall hantiert wird für AR-Brillenträger überfrachtend eine Stoffsammlung abendländischer Ikonographie von Dürer bis Bosch (- Garten der Lüste im 2. Akt) abgerufen, 1 zu 1 gedoppelt, oder assoziativ bis völlig unmotiviert. Woher stammen diese Insiderinfos? Nun, der analoge Blogautor hatte das Glück neben 2 kommunikativen Brillenschlangen sitzen zu dürfen, welche bereitwillig Details preisgaben und ihm so einen umfassenden Durchblick verschafften …

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„Da lief doch eben noch ein Fuchs über die Linse …“

Was die kleine Kritikerrunde nach der Eröffnungspremiere in Bayreuth verbal so absonderte, hörte sich zu Beginn an, wie ein Stammtischmitschnitt frisch gebackener Festspielbesucher: Da wurde über Gewicht, Größe und den damit verbundenen Tragekomfort von AR-Brillen gemauschelt, bevor man dann zaghaft doch begann bei transportierten Inhalten im Ungefähren zu bleiben. Marshall McLuhans „The medium is the message“ war zeitraubend gegenwärtig und drängte immer wieder in den eher oberflächlichen Diskurs. Selbst der sonst nicht unbeschlagene Christian Wildhagen (vom Feuilleton der Zürcher Zeitung) schwadronierte fälschlich über „Micky Mousing“ im Zusammenhang mit „Bild/Ton-Tautologien“ bei der aktuellen Parsifal-Inszenierung. Die Disney Company feiert heuer ihren 100er, dennoch ist die berühmte Maus hier fehl am Platz: Beim (Trick)Film steht diese Fachbezeichnung für die punktgenaue Synchronität von Bild- & Tonebene, indem die Musik genau an das Bild angepasst wird, dessen Wirkung und Aussage verstärkt bis verdoppelt, ja & spez. zur Nachahmung von Geräuschen zum Einsatz kommt – Die Musik dient also dem Bild und nicht umgekehrt, wie der geschätzte Kritiker meinte. Bei Wagner egalisiert schon begrifflich die Idee des Gesamtkunstwerks diese „One Way-Intentionen“ einer Umsetzung …

Das waren noch Zeiten, als Kritiker-Päpste wie Joachim Kaiser Personen- und Konzept-Regie im Detail und Sinne der Dramaturgie in Analyse zerpflückten. – Qualitätsjournalismus erster Sahne und nicht (wie heute oftmals anzutreffen) ein Sammelsurium von zeitweise nahe an geschmäcklerisch kaum abargumentierten Auslassungen und Allgemeinplätzen am Niveau diverser Gratiszeitungen und quotengeilen, Werbung heischenden Privatsendern.

Anno-dazumal in Sachen Medien:

Der Blogautor hatte früher selbst die Ehre das alljährliche Resümee zu den Bayreuther Festspielen für den ORF und einige Printmedien (siehe oben) in den 80ern & 90ern erstellen zu dürfen. Heuer möchte ich bezüglich der Parsifal-Premiere an diese Tradition diesmal (passend zum Dirigat) im Zeitraffer anknüpfen:

Zuerst noch eine weitere kurze Bemerkung in eigener Sache: Bei solch diversen Inszenierungen bieten sich immer mehrere „Headlines“ an – so auch in diesem Fall: Pink Parsifal – ausgehend von seinem rotpinken Warnwestenkostümchen und dem 2. Akt … Plastik Parsifal – bezogen auf die augmentierten Klimaschutzbotschaften … und nochmalig alliterierend: Pool Parsifal, denn hier musste wirklich jede(r) mal ins Wasser (-Erinnerungen an das alte Kneippbad am Hügel wurden wach …) Damit aber nun endgültig ab zu Teil 1 des Gebotenen:

Kundry im Doppelpack

Erste orchestrale Töne des Vorspiels aus dem >Mystischen Abgrund< durchdringen die Dunkelheit im Auditorium als sich auch schon der Vorhang öffnet, um uns exklusiv good Gurnemanz in den Armen einer (wie sich später herausstellt) Zweit-Kundry zu präsentieren. Ein mittig die Darsteller teilweise verdeckender, auch in der Folge immer wieder auftauchender, voyeuristischer Kameramann beamt auf offener Szene eben diese auf einen Nesselvorhang. Liebesmahl-, Glaubens- und Gralmotiv finden dabei optisch keine Entsprechung. Die analoge Bühnenwelt wirkt technisiert: Der heilige Wellness-Jakusie des Amfortas samt zugehörigem Odyssee 2001 Monolithen. ,, Ich schreite kaum, doch leuchtet’s (?) mir schon weit“: Ein Steckdosen-„Sonnenkreis„, ein Gralskronleuchter hebt über der Szene ab, unter dem die „Blutsbrüder“ einer Sekte ihre Devotionalien deponieren. „Zum Raum wird hier die Zeit“ – >Ein überzeugender Dimensionswechsel< mit Verlaub sieht wohl anders aus !!! – Richard Wagners Wandeldekoration war in seiner Zeit vergleichsweise schlichtweg genial <<<

Pinkors bunte Zauberflötenwelt mit Poolblumen

Im 2. Akt erscheint Klingsors pinke Parallelwelt: Ein Travestie-Kastrat in tiefer Lage mit Stöckelschuhen und bewaffneten Blumenmädchen – „Schwertlilien“ & „Strelizinnen“ (?) vielleicht … Unser Kameramännchen ist jedenfalls mittig ins Becken gehüpft und sorgt für verführerische Details, die er so dann am Rundhorizont doppelt, damit auch die unbebrillte Mehrheit nicht zu kurz kommt. Weiters im optischen Angebot: Eine Bilderwelt wie in Hutters Zauberflöte samt Schinkels darüber sanft schwebendem Sternenhimmel der Königin als überdimensionaler Bettüberzug. Wenn da dann Kundry arabisch verschleiert erscheint hat sie ihren Herzbuben bereits in der Kurzen vor sich. Als Publikum kann man Elina Garanca (Gubanova) nur schwer widerstehen. Parsifal Andreas Schager hingegen wehrt sich erfolgreich mit Hand, Herz und Stein, entwindet dem Zauberer den Speer, wirft ihn auf die Matte und entschwindet mit dem Verweis „Remember me“!

„Winterstürme wichen dem Wüstenplaneten“

Bonuspunkt zum Übergang: Der störende Kameramann wurde durch ein dichtes Überwachungssystem ersetzt. Kundry erwacht in ihrem „Forget me“-Kostüm im Schatten eines monströsen, kaputten Baggers am Ufer eines ebensolchen giftgrünen Sees in Endzeitstimmung. Obwohl ihre Schattenfrau Blumenbudgets liefert, wohnt der Steinwüste kein Karfreitagszauber inne. Auch der bereits bekannte Luster, der sich triefend aus dem Tümpel erhebt, vermag das letzte Mal der Gralsritter nicht zu verklären. König Schager zerdeppert das Allerheiligste, das somit unnütz fallen gelassen wird, tümpelt mit Kundry (- deren Schatten liegt am guten Gurnemanz) – Leuchterlicht aus – geteilter Applaus

Freuen wir uns auf 2026 und den 1. Rienzi im dann 150. Jahr der >Grünen Hügel-Geschichte < sowie auf die Meistersinger im 025er Jahr in der Regie unseres Musical-Chefs Matthias Davids !!! Unser Sensationspremiereneinspringer des Vorjahrs Markus Poschner (- schon 2020 „Dirigent des Jahres“) absolvierte auch heuer bravourös seine Tristane und das Eröffnungs-Ope(r)n-Air im Festspielpark. Im Hof der Klavierfirma Steingräber servierte die Studiobühne ihr parodistisches Wagnermenü zum Hügel und ebenso erfreulich verlief oben auf der Probebühne der Parsifal für Kinder. <<< Jenseits des Bühnenweihespiels ließ übrigens erstmals am Hügel der Kartenverkauf zu wünschen übrig – vorbei die Zeiten, als man noch wie der Holländer sieben Jahre Wartefrist erdulden musste …

Genau vor 50 Jahren

Im späten Frühling 1973 durfte ein junger Mann * nach erfolgreichem Vorsingen, das ihm einen fixen Studienplatz in der hervorragenden Gesangsklasse der geschätzten Staatsopernsängerin G. Burgsthaler sicherte, zu einer Zugfahrt ins „Wagner Land“ aufbrechen. Vom Zielbahnhof Bayreuth, wo er in einem nahen Hotel abstieg, ging’s wenige Minuten nach Ankunft zur Nibelungen-, vorbei an der Walküren-, sowie Meistersinger-Straße hin zur Parsifal- / Tristan-Kreuzung, um letztendlich über die Siegfried Wagner-Allee durch den Park hoch zum Festspielhaus zu laufen. Ja, laufen, denn das Ziel der Hadsch ins Wagner-Mekka war nun zum Greifen nah. Der junge Pilger verharrte gebannt am Vorplatz und hatte wenige Minuten später das Glück des Süchtigen: Eine Sonderführung samt Bühnenhaus & Orchestergraben nahm Fahrt auf. Bereits eine Stunde nach dem beglückenden Besuch im „Allerheiligsten“ stand der junge Mann an der Gartenmauer, der damals noch geschlossenen Villa Wahnfried. Im Siegfried Wagner-Anbau residierte noch die „Hohe Frau Winifred“. Dem Linzer blieb so vom Hofgarten aus nur der stille Blick auf’s Wagnergrab.

1978 vor nunmehr 45 Jahren durfte obiger Jung-Wagnerianer sich über sein eigenes Bayreuthstipendium freuen. In der Folge waren es u. a. einige seiner SchülerInnen, die ebenfalls das Glück hatten als Stipendiaten den „Grünen Hügel“ erklimmen zu dürfen. Mit Musikpädagogin Julia Aigner wurde 023  in der Geschichte des Richard Wagner Verbands zum 10. Mal einer MaturantIn des Linzer Fadinger Gyms diese Ehre zuteil. Soweit „Jubilar“ Manfred Pilsz * (Teilzeit-Bayreuther seit 50 Jahren – ohne Pause)

DDr. Jodl (RWV Linz), sowie die jüngste Stipendiatin & das älteste Exemplar

Alljährlich bekommen weltweit 250 junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren das Bayreuth-Stipendium zuerkannt …

40 Jahre RWV Linz

Heuriger Stipendiatenempfang (Fiona & Julia) vor der Villa Wahnfried

Goldige kleine Wagners …

ORF SO 3. Sept. 023: Rheingold Tatort mit Musik – Regie Esther Wenger <<<

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Nüchterner Nachtrag: In der Enge des Backofens im Backsteinbau am Hügel

„Schwüles Gedünst“ (- egal wann)

Sommerfestspiele haben den Nachteil im Sommer stattzufinden. Ja selbst nach Ferragosto kann so jeder Festspielbetrieb vom auftretenden Hitzekoller erfasst werden. Sogar bereits 1876 klagten Nietzsche oder der damals in Karlsbad kurende Marx über Kopfschmerzen und die „Hitze rund um Wagner“. Fast 150 Jahre später gibt’s noch immer keine wirkliche Klimaanlage und die Schwitzplätze sind ebenso eng aufgefädelt, wie in der Wiener Staatsoper. Nicht-Hitzebeständige und Orthopädie-Fälle tun sich mit zunehmendem Alter so immer schwerer die ab nun frei bleibenden Plätze zu füllen. Im Brucknerhaus, im Musiktheater, aber auch bei den Salzburger Festspielen ist es möglich einzelne Plätze zu buchen und nicht bloß anonyme Kategorien, für die pro Person & Vorstellung im Schnitt Drei- bis Vierhundert Euro hinzulegen sind !

Die erste Erwähnung zur Idee von Festspielen findet sich in einer vertraulichen Mitteilung Richard Wagners vom September des Jahres 1850 an drei seiner Freunde. Er wolle den „Siegfried“, den er zur Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ ausbaute, nicht irgendeinem Theater übergeben, sondern trage sich „mit den allerkühnsten Plänen.“ Im Freien auf einer Wiese werde er ein einfaches Theater aus Brettern und Balken errichten lassen, die Sänger alle einladen, den Chor und das Orchester zusammenstellen, in den Zeitungen Einladungen ausschreiben. Der Eintritt sei natürlich gratis. Drei Aufführungen sollten stattfinden, und anschließend werde das Theater abgerissen. So ungeheuerlich der Plan auch scheine, so sei er doch seine bewusste Lebensaufgabe. Von der ursprünglich revolutionären Idee nach antikem Vorbild ist längst nichts mehr übrig – Allein der Stipendiumsgedanke schließt hier noch rudimentär an …

Das „Richard-Wagner-Festspielhaus“ auf dem „Grünen Hügel“ ist der Prototyp eines schmucklosen, einzig nach funktionalen Gesichtspunkten errichteten Opernhauses: keine repräsentative, sondern eine schlichte Backstein-Fassade, eine große, mit neuester Technik ausgerüstete Bühne, ein schmuckloser, den Égalité-Gedanken der „Gleichberechtigung“ unterstreichender, amphitheatralischer Zuschauerraum nach dem Vorbild der antiken Theater (ohne Logen & Schnickschnack) , das Orchester ist versenkt und unsichtbar – so wie jetzt manch ursprüngliche Ideen des Meisters !

Seit die „Fest-Scheune“ in einen Hochsicherheitstrakt umgewandelt wurde, man sie in den Pausen nicht mehr umrunden kann, eine deutlich vorher zu tätigende Anmeldung im Pressebüro notwendig ist, man personalisierte Karten für den Zuschauerraum benötigt (und das AR-Brillen-Sechstel sogar die Dioptrien durchkabeln musste), hat man den Scheitelpunkt der Distanz erreicht – sprich: Seit Beginn der Festspiele im 19. Jhd. gab’s erstmal wieder (Ring)Karten an der (Tages)Kasse …

Wenn man bedenkt, dass heuer nur zwei gelungene Tristane und mehrere feine Tannhäuservorstellungen (- Premiere 2019) im Angebot waren, für die es sich inszenatorisch auszahlt hier in die selbstgefällige „Oberfrankenmetropole“ zu reisen, die sich immer deutlicher von den Festspielen abkoppelt und sich alljährlich auch touristisch kaum etwas neues einfallen lässt, so fehlt neben dem nur noch ganz schwach vorhandenen Antrieb des Aufrechterhaltens einer quasi jährlichen Tradition (wie Weihnachten & Ostern) bald jede Motivation dieser nachzukommen. Alle einschlägigen Tonträger- (Schallplatte) & Buchläden (Markgrafen) usw. sind verschwunden, im Thalia des „Konsumtempels“ Rotmainhalle fand sich ein schmales Tischchen „Wagner-Literatur“ (Neuerscheinungen?), in der Touristinfo gammeln 10 Jahre alte „Neuigkeiten“ herum, allein der Shop im neuen Wahnfried-Museum macht Hoffnung …

Mal sehen was den Bayreuthern zu Bruckner 2024 einfällt?

Beim Regionalkantor der obigen Schlosskirche zu Bayreuth wurde diesbezüglich angefragt und auch am Hügel kam es zu schattigen, „konspirativen“ Pausengesprächen mit Musikstaatspreisträger 023 Peter Androsch zur Bruckner-Jubiläumsthematik – und bei ihm ist einiges am Dampfen: Filmisch, musikalisch und was Hörl in Bayreuth „Wagnerisch“ in Kunststoff verwandelt hat, das scheint Androsch wohl mit Bruckner zu versuchen – Kennwort: „Kustodenstöckl“ – wird spannend !

Als wär’s heute – Otto Schenk (Daniel Spitzer) zu Bayreuth damals:

Die Gastronomie ist entweder entschlafen, auf Urlaub oder schließt die Küche kurz bevor die Hügelgäste nach der Vorstellung die „kulinarische“ Örtlichkeit erreichen können. In den einstündigen Pausen wurde in praller Sonne, oder unter einem fehlenden Regenschirm (- das Restaurant war ausreserviert = kleine Schnellküche ohne Charme zu überhöhten Preisen) eine Bratwurst (günstig wie ein Hauben-Schnitzel) verzehrt – nach 10 Minuten in der Warteschlange … Einheitseis gab’s zu ähnlichen Konditionen dann in der 2. Pause. Pandemie und Terrorhysterie haben in den letzten Jahren zusätzlich dafür gesorgt, dass die Luft nach oben endgültig draußen ist ! Ein Abend pro Sommer in der Studiobühne und ein kurzes Flanieren vom „Maxplatz“ über die Wagnerstraße zur Villa, wo das Wähnen Frieden fand, sollte in Zukunft reichen – Es sei denn das „Klima in Bayreuth“ würde sich in mehrfacher Hinsicht wieder ändern !!!

Wagner wollte einen Ort, der sich wenigstens während der Festspielzeit rundum mit dem Grünen Hügel identifiziert und auseinandersetzt – 2023 weit gefehlt: Es ist wie in jeder beliebigen anderen Stadt auch – in Simmering wird um kein Krügerl mehr inhaliert, nur weil in der Wiener Staatsoper eine Premiere läuft und in NY kann es passieren, dass wenige Meter neben der MET niemand mehr dieses Haus registriert … Noch sorgen allein viele Bayreuther Straßennamen dafür, dass man sich nicht wie in Manhattan wähnt.

Deutschlandfunk dazu <<< (Diskurs: Ende von Mythos, wissendem Publikum, Irisvorhang … Austauschbarkeit …)

Was spricht gegen Bayreuth-Enthaltsamkeit: Katharina Wagners zuvor bereits erwähntes, ambitioniertes Kinder-Wagner-Projekt, der Rienzi 2026 und aus Linzer Sicht das 026er Jahr – lassen wir uns überraschen – wie immer froh über gut erdachtes & gemachtes NEUES <<<

Manfred Pilsz

In Vorfreude auf den Linzer KULTUR-HERBST – beginnend mit ARS, BF & Freischütz mit Blick auf 024

Projekt Bruckner 2024 <<<

Radio-Projekt zu Bruckner024: https://www.anton-bruckner-2024.at/ooe-kulturexpo/

Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“  aktiviert werden können ! (- einfach klicken)

Die Meistersinger von Linz: https://www.richard-wagner.org/rwvi/de/nachrichten/mitglieder-news/?collection_id=3929

Obige Überschrift anklicken und eintauchen in die OÖ. Meistersinger-Welt ,,,

Vor 5 Jahren verstarb der geniale Bayreuther Karikaturist Claus Häring <<<

Wagner-Quiz 023 beim Nordbayerischen Kurier:

Bruckners Klimaanlage & HotSpots024

Vom schon an frühen Juli-Vormittagen viel zu warmen Schulparkplatz, hatte sich der Schneelöwe noch vor seinem Geburtstag in der ersten Augustwoche in die schattige Mariengasse vorgekämpft, um dort dann durch den Graben die Direttissima zum Taubenmarkt zu nehmen, vorbei an einem Schaufenster voller Uhren, die ganztägig >10 nach 10< anzeigen. Ein kurzer Moment kaum merkbarer Entschleunigung des gemächlichen Spaziergängers, dessen zufrieden lächelnder Gesichtsausdruck verriet, dass es defacto erst >10 vor 10< war und man so überpünktlich im Cafe ankommen würde. Dabei war der beglückendste Moment am Pilgerweg zur bevorstehenden Bananenmilchbestellung noch ausständig. Der kundige Linz-Insider bog zu diesem Zweck in die schmale Domgasse ein. Und siehe da: Im selbigen Moment erreichte ihn ein kellerkalter, immer stärker werdender Hauch, der zum Fallwind mutierte und sich scheint’s von den Türmen des alten Doms erfrischend herab ergoss – wie ein edles Geschenk des Himmels. Vielleicht waren es die Orgelpfeifen samt Windlade, in himmlischen Sphären entfacht von Meister Anton höchstselbst. Improvisationen cooler Art auf Bruckners Klimaanlage – welch ein Labsal in direkter Überleitung zur Frühstückskarte … Im Winter allerdings kann man in der Domgasse erfahren, wie man sich selbst an matt lichtdurchfluteten Tagen dem absoluten Nullpunkt kurz (in da dann garantiert Wespen-losen Zeiten) per Bruckner-Bora annähern kann

Bei der PK im Bruckner-Geburtshaus wäre ein wenig „Windkanal“ aus der Domgasse ein Segen gewesen: Mediale Vertreter aller Linzer Redaktionen und Studios waren zugegen, als an dieser besonderen, aber viel zu engen, schweißtreibenden > ersten Adresse < die 18 „Siegerprojekte<<< des im Frühjahr bewerteten ProjektCalls zum Bruckner-Jubiläum vom Land OÖ (LH, Kulturdirektion & 024Koordinator Trawöger) präsentiert wurden … (siehe auch TIPPS <<<)

Beim ProjektCall wurden 130 Arbeiten eingereicht – eines der 18 von der Jury für 024 ausgewählten Projekte wird vom Seniorenradio (FRO) umgesetzt:

Erster SENIORENRADIOBEITRAG im Vorfeld zu BRUCKNER024: https://cba.fro.at/620071

Streaming zur PK in Ansfelden <<<

Bruckner024 Termine <<<

Radio-Projekt zu Bruckner024: https://www.anton-bruckner-2024.at/ooe-kulturexpo/

Bruckner024 – Service, Vermittlung … Schule bis Crash-Kurs

>Lasst uns A. B. feiern<

Projektverantwortlicher BLOG-Autor M. Pilsz (Foto: Enkel Joni Köfler)

FacebooK: https://www.facebook.com/photo?fbid=233934462845803&set=a.111104741795443

>>> Das Projekt auf >>> INSTA:

Meine erste Ferienpostkarte

… kurz vorm 69sten 6. August

Kaum dass die 7. Kerze auf der kleinen Geburtstagstorte ausgeblasen war, musste sich das Volksschulkind von seinen Urfahraner Hinterhoffreunden verabschieden – Ende der alltäglichen, wunderschönen, völlig unbeschwerten Vor- und ausgedehnten Nachmittage in den wilden Gärten an der damals noch kaum befahrenen Linken Brückenstraße. Schotterberge und Erdhügel wurden bestiegen, Frösche quakten im bräunlichen Teich der Lehmgrube – ein Überrest der Baugrube damals noch junger Wohnblöcke in der Leonfeldnerstraße. Dieses Eldorado tauschte der junge Mann gegen eine dreiwöchige Portion Sommerfrische am Attersee. Ein Prozedere, dass sich auch in den dann folgenden Jahren allsommerlich wiederholen sollte: Ein feriales Alarmsignal, denn mit der Torte am 6. August war faktisch die bessere Hälfte der Schulunterbrechung gegessen, weil nach den 3 Wochen Salzkammergut bloß noch eine Woche im Freizeitköcher übrig war …

N u ß d o r f

Den ersten Stock im Wohnhaus der Tischlerei Haberl teilte man sich mit einer Wiener Ärztefamilie. Deren kleine Julia dürfte schon ihre Unterstufenkarriere begonnen haben und somit gab’s kein wechselseitiges Interesse, zumal der Kandidat da schon längere Zeit für die kleine Seejungfrau schwärmte, die leider im Meer lebte, von der Existenz des Linzer Knaben nichts ahnte und ohnehin nur von Märchenprinzen zu träumen schien. Im Salzkammergut war die Dichte junger Damen mit Fischschwänzen generell gering und so wurde dieses Thema somit vertagt – Erst Jahre danach gelang es dieses „Trauma“ mit dem Video „Pannonia erfolgreich aufzuarbeiten und mehrfach ebenso zur Aufführung zu bringen.

Usancen am Urlaubsort

Das frühmorgendliche Frühstück kurz nach Acht, serviert aufs Zimmer in grünem Gmundner Porzellan war eine Verheißung aus dem hauseigenen Hühnerstall in Kombi mit selbst gefertigter Erdbeermarmelade, 6 Kaisersemmeln und Filterkaffee. Der Jüngste bekam heiße Milch (mit Haut) für sein Kaba-Pulver … Und dann folgte gleich zu Beginn der Tiefpunkt des Tages in Form eines elterlichen Begehrs: Der Sohn möge 2 bis 5 Zeilen in ein „Tagebuch“ absondern, sowie ab&an kleine Rechnungen erledigen. Über allem aber schwebte als Damoklesschwert die Drohung es wäre bis Ende der 2. Attersee-Woche eine Postkarte an die Frau Lehrerin zu schreiben … Ein Unterfangen, das erfolgreich tatsächlich bis zum Fristfinale hinausgezögert wurde. Man hatte sich da dann nur einmal verschrieben, die Radierung war tragbar und so ging die Post am letztmöglichen Montag per Trafik auf die Reise. Die Adressatin befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im nicht angekündigten Ruhestand. Ein fast gleichaltriges, pädagogisches „Nachfolgemonster“ lauerte da bereits in den Startlöchern ,,,

Vor fast 62 Jahren:

In der Trafik am Weg zum See gabs jedenfalls Micky Maus und täglich ab 9.30 begann Highlife: Nach 15 Minuten war der Badeplatz erreicht und im nu mutierte der Strand zur Schottersandkiste mit Seewasser, in die man kleine Fische locken konnte, die durch die Dampferwellen wieder befreit wurden. Weniger erfreulich: Die langen Wege zu den Mahlzeiten im Dorfwirtshaus, wo Frau Ablinger (Nachbarin der Pension Haberl) die Suppenportionen auf die Teller verteilte und für Mama den Bierwärmer dabei hatte. Beim Rückweg zum See konnte es sein, dass die Lederfabrik das Becken ausließ, das sich dann stinkend über kleine Wasserfälle im begleitenden Bachbett ein heftiges, akustisches Duell mit dem Sägewerk lieferte, bevor die Brühe an der Mündung neben den Badestegen den See verfärbte ! Für Donaustrandbewohner war das damals kein Problem und für den Junior neben Minigolf, zaghaften Tempi und Tischtennis die einzige Action. Schlimmster Minuspunkt: lauter alte Leute über 14 oder gar 20 – schließlich wollte man den bekannten Zahlenraum nicht verlassen – mit 7, also quasi selbst erst im Zahlenraum von 0 bis 10

Dabei wird ja das Zählen ab 20 einfacher, denn da gibt’s dann kein Elf- oder gar ein „Zwölfundzwanzig“. Der komische Opa wird in 12 Monaten 70 (- sprich 7 & eine Null) und das ist in jeder Hinsicht jenseitig ! Feriales Fischen am Attersee (!) löste übrigens beim jungen Opi mit gerade mal 13 einen intensiven, schriftlichen Mitteilungsdrang aus, der ein vielleicht vorhandenes Talent von unsichtbaren Ketten befreite, sich in der Umsetzung perfektionierte und bis heute weiterentwickelt …

Kindergarten & danach

Als Kleinkind war der Opi nicht in den Genuss eines Kindergartens gekommenen. Kindermädchen kümmerten sich um ihn – auch nicht schwach, aber streckenweise doch eher einsam und ohne eine echte Chance Kinderkrankheiten abzustauben. Das war seiner Volksschulzeit vorbehalten. Erst vor drei Jahren durfte nun auch der Opi wenigstens einmal pro Woche in den Kindergarten gehen, wenngleich auch nur zum Abholen. Welch Glück nun für den Pensionisten: Für ihn war so immer ein wenig Weihnacht, oder Ostern angesagt. – Wie in der Welt von Kindern, die noch kaum fremdbestimmt, nur von Mama oder Papa gelenkt nach innen hin autark, wie in wunderbaren Träumen verläuft. Mit etwa 20 begann sich dieses Tor zu schließen – mit 30 war es vorbei  …Arbeit, Projekte waren notwendigerweise wichtiger – Nur ab & an im Filmen blitzte die Kindheit wieder auf und mit ihr das altbekannte Wunderreich. Jetzt durfte der Vertriebene zurückkehren: Wenn die zwei BESTEN vom Kindergarten, über das „Cafe O.“ mit seinen Ischler Krapferl & Eiskugeln, mit dem „Rasenmäher“ durch das Herbstlaub, vorbei an den drei Häusern mit Loch einbiegen in den „Opa-Enkel-Privatweg“, wo sonst eigentlich niemand gehen darf. Dort beim olfaktorisch argen Pechstrommasten werden die Vögel mit süßen Krapferl- oder Tütenresten gefüttert, bevor es über den Regenwurm-Highway mit „ Monsieur‚“ und Blick auf Omas Balkon ins Tal geht  … Ein 40 Minuten wahrlich seliger „Weihnachtsspaziergang“ – unabhängig von der Jahreszeit, aber natürlich am schönsten zwischen Oktober und April ! Und wenn es dann aus dem „Laufenden Meter“ hervorbricht, unvorbereitet ohne jede Vorwarnung und die geringste Chance dem Gesagten folgen zu können, dann müssen wir es uns zusammenreimen. Nicht er wird uns abholen, denn für ihn ist alles klar – wir sollten uns in der Welt fast 4jähriger zurechtfinden. Leute die sich in der Begleitung von Hammerhai & Krake als Dolmetscher befinden, haben es da natürlich wesentlich leichter. Auch Supermänner wie Siegfried, Spiderman & Co könnten helfen, wenngleich man diese dann mit vielen anderen 3jährigen teilen muss. In den letzten 3 Jahren wichen die Meerestiere den Allerweltstars, die nun die Welt, seine Welt gemeinsam mit ihm retten. – Special Guests: Tom & Jerry <<<

Mein Enkel ist ein Held, doch nur wenn jemand für „Mausi“ das Licht im Vorzimmer aufdreht, sonst wird der Gang ins dunkle Klo auch mit 7 noch zur Eroberung einer Drachenhöhle. Denn ohne „Lagerfeuer“ geht bei Nacht auch nach Jahrtausenden nix – egal, ob fast 70jährige bei Lichtausfall im Keller pfeifen, vielleicht ja (etwas cooler) schimpfen, oder der Erstklässler mit 7 & seinen vielen offenen Fragen des Lebens im Dunklen tappt: Irgend etwas macht immer Angst – Rationales oder Irrrationales – Egal: Angst, die sich mit 20 reduziert bis hin zur totalen Eigenüberschätzung in der „Blüte“ des Lebens und dem gleißenden Licht beruflichen Erfolgs. Spätestens nach der inneren/äußeren Midlife-Krise , dann zum 60er spätestens hat sie uns wieder (egal ob wir’s zugeben oder nicht) – die Dunkelheit kehrt zurück, langsam … Neue Antworten auf alte Fragen erweisen sich als notwendig – die alten waren zu unpräzise, oberflächlich, falsch – Ein träger Tsunami der Ungewissheit bahnt sich dabei den Weg entlang des Philosophenworts nun zu wissen, dass man nichts wirklich weiß und so kriechen neue Ängste der Weltennacht den, durch den Alltag und das Alter abgenützten Körper hoch. Abgeklärtheit und Gelassenheit helfen gegen das immer lauernde Dunkel, Routine /Abkürzungen ersetzen Geschwindigkeit … Ungeachtet dessen werden die wachen Erinnerungsfähigen bewusst oder unbewusst wieder zu jetzt großen und damit eher ungeliebten Kindern – kein gröberes Problem, solange diese für sich selbst sorgen können, nicht vehement zur Last fallen, neugierig und tätig bleiben, sodass sie mögliche, aufkeimende Urängste dadurch vertreiben können. Glücklich jene, deren Religion in der Tradition / im Ritus aufgeht – bereit an sich und sein Tun zu glauben und so im Besitz einer Hoffnung zu bleiben …

Zum Finale: >69 ist übrigens das neue 69< – alles andere ist Schwachsinn !!!

O P I

Nachtrag

Otto und Mimi

Was sie am Vortag im Buchstabensetzkasten mühsam zusammengesucht hatten, mussten die Knaben heute mit gespitztem Blei in Steinschrift (- heute geläufig: Großbuchstaben Druckschrift) auf monumentalen Zeilenblättern nachmalen. Solange die Frau Lehrerin durch die Reihen ging, um das Schreibgerät zu prüfen, hatte man mit den Händen am Rücken zu warten – ebenso dann, wenn die viel zu langsam und unsauber „geschriebene“ Endloszeile von ihr erfolgreich nach Fehlern abgesucht wurde. So wurde aus einer Zeile bei Glück die Zahl 3, bei Pech eine zusätzliche Hausübung. In dieser Frühphase ahnt der so gequälte Schulanfänger noch nichts vom Risiko der Tinte, von Tropfen und Flecken, die die Pelikan-Füllfeder speziell eben beim Befüllen am Tisch (neben dem Tintenfassloch) oder (noch schlimmer) am bereits halbfertigen Blatt verursachte. In der Unterstufe erfolgte in Geometrisch Zeichnen diesbezüglich der Tragödie zweiter Teil mittels der Tücke einer Redisfeder oder des Spritzgitters. Der „Freude“ des Schreibens folgte das leise Gestammel des kleinen Volksschülers, wenn er versuchte sein Geschreibsel zu artikulieren. Noch ahnte dieser nicht, dass dies nicht nur „Druckschriftreif“, sondern auch in lateinischer Schreibschrift und kurzfristig auch „dank“ alter Lesebücher in Kurrent von ihm erwartet wurde … In einer der wenigen entspannten Schulstunden wurden Mitte Oktober rohe Erdäpfel in der Mitte auseinander geschnitten und dann wiederum ein mittiges Rechteck mit dem Messer entfernt, die übrig gebliebene Kartoffel sodann mit den nun „erhabenen“  Seitenteilen in rote Farbe getaucht (oder bepinselt) und final auf ein weißes Papier gedrückt. Das patriotische Ergebnis dieses ersten Kartoffeldrucks war dann in >Rot-Weiß-Rot< amTag der Fahnean den Klassenfenstern der alten Schulbaracke zu bewundern, während drin die mühsam auswendig gelernte Hymne als Kinderchor zu hören war …