Dieser BLOG–Beitrag hätte sich Lektüre & Betrachtung auf einem großen Screen verdient
Damals in den „Boring Sixties“ (?) war der 6. 8. 2018 schlicht unvorstellbar:
„When I’m 64”
Give me your answer, fill in a form
Mine for evermore
Will you still need me, will you still feed me
When I’m sixty-four
Wie kann man bloß an einem 6. August Geburtstag haben? – Oder anders gefragt: Warum kommen gerade Eisbären im Sommer zur Welt? Weil es so super ist sich bei 30 Grad zum 40. Tauchgang vor lauter Fadesse kopfüber in den Attersee zu werfen und dabei mit der Stirn am Seeboden zu radieren, vor Schreck und Schmerz unter dem hohlen, alten Holzsteg aufzutauchen wo man im fahlen Licht der Ritzen über sich zwanzig fette Spinnen in ihren feuchten Netzen hängen sieht … Ein Schreckensbild aus frühester Kindheit wird virulent: Ein immer größer werdendes achtbeiniges Insekt das sich von der alten Uhr über dem Gitterbett abseilt – Panik wie damals lässt den jungen, angeekelten Taucher dank seiner Flossen zum Fisch werden – nur weg hier – Er sieht den Raddampfer „Unterach“ ablegen und versucht direkt hinter den Schaufeln am Heck auf der Höhe des Ruders abzuschlagen und dann gleich voll Übermut, beflügelt durch den Sog das andere Seeufer anzusteuern … Wenn er nach kurzer Rast in Weyregg zurück schwimmt, erinnert er sich beim ersten Wadenkrampf zurück an schönere Momente der Sommer seiner Kindheit: An Spaziergänge mit dem Vater direkt nach einem kurzen, kühlenden Gewitter, den fetten Geruch der nassen Erde, an mehrfarbige, unterschiedlich lange & dicke Regenwürmer, die sich in einladenden Latschen ringeln … In jener Zeit als man nicht immer erfolgreich, aber begeistert versuchte speziell Elefanten und den Fliegenden Robert zeichnen …
Als Kind lebte er nördlich des Donau-Limes. Hinter dem Pöstlingberg bei den Zwergen begann im kindlichen Kopf Nibelheim, denn ein Drache bewachte da die unheimliche Grottenenklave der nordischen Götterwelt, die unweit kurz vor der Giselawarte ihren Ausgang nahm. Ein kleines Gasthaus dort trug den verheißungsvollen Namen Asberg – ein nicht zu überhörender Hinweis auf den Göttersitz Asgard, der sich in den Wolken über dem Gis-Sender befinden musste. Von der Warte sollte man über die Regenbogenbrücke Bifröst ohne Probleme dort hin gelangen …
Hier war man mit dem Vater unterwegs, der von diesen Sphären zu erzählen wusste in Sagen, Märchen und fiktiven Reiseberichten – Er selbst war kein Weltenbummler – eher so einer wie Karl May – eine Assoziation, die immer hochkam, wenn man in Alturfahr an der Donau bummelte und dabei an jener Villa vorbeikam die der Schöpfer Winnetous aufsuchte um einen Linzer Fotografen zu treffen. Die ach so geliebte Eisenbahnbrücke – Dresdens „Blaues Wunder“ zu Linz – und die Nibelungenbrücke waren in frühen Kinderzeiten die verlässlich markanten Grenzposten all dieser Wunderwelten gegenüber der „feindlichen“ Stadt. Lange endeten hier die Spazierwege entlang des Urfahraner Ufers der Donau, wo direkt neben den dort ungefiltert sprudelnden, stinkenden Abwasserkanälen im bräunlichen Wasser gefischt wurde. Gleich hinter dem Pfenningberg mit dem Gasthof Daxleitner wurde das Schwarze Meer vermutet. Flugstunden beim 1 Jahr älteren Peter Pan waren in Planung …
Als Kleinstkind führten Spaziergänge mit dem Vater wohl oft zum Waldspielplatz, wo sich in unmittelbarer Nähe auch die familiären Tiergräber im Unterholz befanden – Wellensittiche und Mäuse zur letzte Ruhe gebettet wurden. Am Weg dorthin lagen malerisch Wegaufheller und Kurzraststationen in kitschig putzigen Vorgärten – und so ging man von Zwergerlgarten zu Zwergerlgarten. Von Wasser bewegte, winzige Figuren, Minimühlräder und Windwerke von der Johann Babtist Reiter- bis zum Ende der Keplerstraße machten lange Wege ohne Gejammer und Protest möglich. Manchmal gelangte man so sogar bis zur Gründbergschleife. Zur Belohnung wurde für die Heimfahrt dort vom Vater der Bus vom „Jäger im Tal“ gechartert.
Ausflüge mit dem Vater hatten auch später fast immer Besonderheiten zu bieten: So hatte man im Haselgraben hinter dem geliebten,kultigen Gründbergein schreckliches Abenteuer zu bestehen: Eine endlose Viertelstunde war man mit der Abwehr der Attacken eines wilden, wölfischen Hundes im Wald beschäftigt, bis dieser ebenso plötzlich wie er aus dem Unterholz brach wieder verschwand. Doch nicht nur„Wunder und wilde Märe gibt es zu künden“– auch kurios harmlose „Ausritte“: Als durch väterliches Zutun ein Kochlöffel sich im Mixer auflöste und das verheißene Früchteeis an der Decke der Wohnküche landete, war dringend Flucht und Ersatzprogramm angesagt und man unternahm eine Expedition durch die Traunauen zum Weikerlsee, wo es dann Papas einzigartige „Beamtenforelle“ gab.
Und dann gings zurück zum „Ende von Linz“ – dort wo sich die Florianer-Bahn & der E-Wagen in Ebelsberg fast trafen. Von hier wurde man mit letzterer Garnitur in 45 Minuten nach Urfahr verbracht, wo Mutter bereits schimpfend die letzten Erdbeerteile vom Plafond gekratzt hatte – inklusive finaler Versöhnung bei einer gemeinsamen Mont Blanc Creme …
Mangels eigenen Autos war man an manchen Sommer-Samstagen mit dem B-Wagen von der Biegung in Urfahr zum Bahnhof unterwegs und von dort mit dem Regionalzug nach Südlinz an den Pichlingersee – Zwischen 2 Badedurchgängen wurden auf der Luftmatratze oder Decke „leckere“ Tomatenfischkonserven geschlachtet und dann kombiniert mit je einer eher nicht ganz so reschen Semmel auf der Liegewiese direkt neben den Schienen der Westbahn gereicht … (mit der’s dann wieder heim ging)
Meist nach dem 2. oder 3. lauten Güterzug fand die allernächste „Verwandtschaft“ Erwähnung. Dem „Opa“ gehörten Teile der Westbahn. Er war ein großer Tierfreund, hatte im großen Haus beim Urfahraner Lindbauern in den Mauern riesige Aquarien in überdimensionalen Bilderrahmen, einen Affen und sogar ein Zwergkrokodil in der „Badewanne“ – ein schräger Vogel und Glücksritter bei dem Geld keine Rolle spiele. Früher logierte man in der Haydenstraße beim Wasserwald. Hier wuchs Papa Fritz neben dem Blaue Elf –Platz als Ziehsohn bei dieser reichen Familie auf – seine Mutter hatte ihn aus Geldmangel nicht selbst aufziehen können – Als Dienstmagd in guten Häusern war sie in einem solchen von der sogenannten „Herrschaft“ geschwängert und sodann fristlos entlassen worden … An den wirklichen Großvater erinnert nur ein ganz intensiver Rosenduft, der bei einem Besuch mit dem Vater am Friedhof Kleinmünchen an einem Pfingsttag in der Luft lag, als er dessen Grab heimsuchte.
Mit seiner „Gastfamilie“ hatte er ein verdient fürstliches Glück. Man ermöglichte ihm eine gute Kindheit und ebensolche Ausbildung inklusive HTL-Matura. Nach dem Krieg schlug er die Beamtenlaufbahn ein und hatte immer speziell zum Sohn der Familie einen guten Kontakt. „Onkel Toni“ war es auch der den Kleinen von Fritz mit seinem schnittigen Opel Rekord damals mit 4 Jahren zum ersten Urlaub auf die Turrach brachte. Hier am Rinsennock mit seinen Geröllhalden er- und überlebte man einen Felssturz: Ein schwerer Brocken flog über Mutter und Kind während man mit einer der vielen, so tollen Aufstauungen und Bachbettverbauungen beschäftigt war. An anderen Tagen suchte man Wege durch den „Sink“ (– Kindermund für Sumpf) oder fing Kaulquappen auf der Mini-Halbinsel im Turrachersee – Mama & Papa wechselten sich betreffend Urlaub ab, um den Kleinen möglichst lang in der guten Gebirgsluft zu halten und quartierten sich in der, eine Spur günstigeren Dependance des Berghotels ein … Da wurde der kleine Häuptling „Adlerauge“ ein guter Freund – Er lebte im verzweigten Entenhausener Wäldchen auch an einem See gemeinsam mit Schwester Silberschlange …
Daheim war man damals gerade noch in der Altomonte-Straße mit mit ihrer alten Kokshandlung und dem dazugehörigen Froschteich. Dahinter erstreckten sich Felder bis zum Urnenhain. Die eigene Welt war da noch extrem klein und befand sich im wesentlichen zwischen zwei Sandkisten. „Klein Adlerauge“ hieß dort Gerhard und dieser verteidigte heldenhaft dieses Hofterritorium zwischen dem versteinertem Nilpferd und dem Wasser spuckendem Seehund gegen die „Mitbewerber“ aller Altersgruppen … In diese Zeit fiel auch der Erstkontakt mit Feuerwasser: In einer Limonadenflasche hatte sich ein Mund voll billiger Wein zum Kochen versteckt … es war grauenhaft !
Dieses „Indianer-Gen“ und das Grausen, das sich nach ein paar Schluck „Fusel“ aus dieser „Saftflasche“ einstellte hielt bis heute an – allein der Geruch von Bier erzeugt Brechreiz – so intensiv wie fast jeder andere Alk auch, dass man selbst zehn Tage Russland trotz Bedrängnis durch die Gastgeber ohne Wodka locker überstehen konnte – beim Abflug prosteten die Genossen resignierend selbst mit Cola zu … Dieser amerikanischen Brühe war man lang sehr zugetan bis hin zu Ideen-Wettbewerben bei denen man für eine Verknüpfung von Oper und Coke in Form von „Cola di Rienzi“ sogar eine Wagenladung des beworbenen, braunen Zuckerwassers vor die Tür gestellt bekam. Nach mehreren Fruchtwasserversuchen ist man letztendlich bei H20 gelandet. Wer in einem Weingarten wohnt und einen Biernamen führt, tut jedenfalls gut daran nicht auch noch Alk zu trinken – egal welcher Provenienz …
Nach diesem irrtümlichen, kleinkindlichen „Besäufnis“ hörte der 4-jährige auch gleich zu Rauchen auf – Der väterliche Kettenraucher gab > w. o.< – für ein mittelschweres Asthma reichte es ! Dazu kam Eisenmangel, den Kinderarzt Dr. Berlek in seiner ach so dunklen Ordination in der Hauptstraße mit gefürchteten Spritzenkuren bekämpfte. Viel lieber ging man zum Hautspezialisten der in dessem Wartezimmer ein bunter Straßenteppich mit Autos wartete und sich immer kurz Zeit zum Spielen nahm – da ließ man sich gern Salben für lästige Juck-Ekzeme an den kindlichen Extremitäten verschreiben … Vielleicht wär alles auch anders gegangen, aber „Unverträglichkeit“ gabs damals scheints noch nicht ! Und Mutter Rosa hatte als Stationsoberin leider wenig Verständnis für den Kinderfreundlichen und spielfreudigen Dr. Zehetner (?): „Herr Doktor – Wir sind nicht zum Spielen gekommen“ … Als kleinen „Trost“ gabs da nur xundes „Rotbäckchen“, oder damals maximal „Negerbrot“ (- heute: Schoko-Bruch), später dann in den End60ern bei gutem Wind Montblanc-Creme … und im Radio hörte man die Musik des „Traummännleins“ … für „Achtung Sprachpolizei„, die Nachrichten (samt Räuspertaste) oder gar „Kommissar Leitner“ war man dann doch wohl noch zu klein … Super für Kinder: Die Fernseh-Werbung – inkl. Kurzfilme … Blaulichtlampe & Höhensonne sorgten für gesundes Einschlafklima ...
So sah es aus als noch keine „Leonfeldnerstraße 42“ existierte, noch kein 1. Neubau inmitten der Karlhofsiedlung hochragte und dort noch viele, kleine Schrebergärten, Schlammpfützen und Gstätten mit jeder Menge Kleintiere das Terrain bestimmten – bis hin zu einer schmalen Linken Brücken-Straße und dahinter begannen die Felder des Bauern neben dem Urnenhain-Wäldchen, der alle Flächen bewirtschaftete, wo heute Autobahnzubringer und Prokaufpark das Bild bestimmen … Die Wohnung in der Altomontestraße wurde aufgegeben. Nur die kleine Leihbücherei an der Ecke Linke Brückenstraße war noch bis zur Unterstufe alle Monate aktuell und dann faktisch ausgelesen. Freund Gerhard wurde aus dem Adlerauge verloren und Fredi trat auf den Plan: Dieser hatte, egal ob ein Zwergerlgartenspaziergang mit dem Vater oder eine Rodelpartie beendet worden war, zum Unterschied von allen anderen einen Kasperl-Pezi-tauglichen SW-Fernseher zur Verfügung inkl. jeder Menge Essen – besonders begehrt: Schinkenbutterbrote mit Gurkerl, Tomaten, Radieschen, Senf und Ei – ein Wahnsinn …Wenn seine perfekte Mama nicht gerade die 4 Söhne (darunter Hansi mit seinem geliebten Schachbrett) plus Freunde bewirtete, wusch sie fleißig Wäsche und polierte im Hof die Fenster eines Autos. Unterm Skoda lag der Vater von Fredi – Ölwechsel, Batterie, Zündkerzen, Bremsen oder nur vorsorglich mit Kontrollstab, Tuch und Schraubenschlüssel – inklusive: Autowaschen und Wasser nachfüllen – Highlight: Reifenwechsel und jeden Abend Schutzplane statt Sonnenschutz … Auch geeignet speziell gegen Gummi- und Federbälle einer feindlichen Kindermeute ...
Unser „Altomonte-Migrant“ hatte sich an der Leonfeldner- / Ontlstraße schnell eingelebt: Im „Hof“ nannte man ihn den „Burgamaster“, nachdem er bei einer seiner auswendigen „Mickymaus-Lesungen“ die er für die gleich alten Fünfjährigen auf einer Bank neben dem Sandkasten abhielt gefragt wurde was er denn später einmal werden würde … Seine Frau hatte sich zwar als Kind nach einem „Zirkusbesuch im geschätzten Beisein des Landeshauptmanns“ einen solchen gewünscht – eine Stufe drunter war aber dann in der Folge doch gerade noch ausreichend …
Dieser Tage hatte man allerdings andere Sorgen: Die wilde „Maridl“ aus der Ontlstraße und am Waffenrad ihr schrecklich gefährlicher Bruder – eine noch schiachere Ausgabe von Franck Ribéry … in der „Lehmgrube“ hatten alle vor diesen Geschwistern mehr Angst als vor Brennesselsträuchern, sowie allen Schlangen, Spinnen & Kröten. Im Ernstfall setzte man sich mit roter Diesellock & Sittich Pipsi im Waggon im Tunnel ab …
In den 60ern – als man noch bei 28 Grad von Hitze sprach
Volksschule bedeutete damals in der 2. Klasse: Stehen bis es ruhig war, Hände auf den Rücken oder auf die Schulbank, Lami-Füllfeder mit Drehverschluss zwecks Ansaugens aus dem Tintenfass, Ziehen an den Ohren oder kurzen Haaren, Ecke stehen, ab 28 Grad „Hitzeferien“ … und dann endlich: „Große FERIEN“!!! – Täglich einfach nur SPIELEN mit Freunden aus dem „Hof“ … Allerdings spätestens Mitte August kamen die Eltern auf die glänzende Idee sich einbringen zu müssen mit einem familiären Urlaubsangebot – da blieb dann anschließend meist nur noch eine Woche von den ersehnten Ferien übrig …
„Werden wir heuer wieder die ganzen Ferien mit Urlaub vertun?“ – fragte kürzlich ein kleiner Volksschüler seine staunenden Eltern. Ein schwer nachvollziehbarer Satz für trendige, junge, konsumorientierte Teilzeit-Nomaden, die von Kindesbeinen an selbst fremd bespasst brav im Rudel ihr Freizeitprogramm absolviert haben und wenig kontemplative Oasen für kreative Schübe benötigten – außer ab und an zwangsweise bei einschlägigen Managementseminaren …
In der Kindheit wäre dieses Bedürfnis nach Spielen gegeben – allein oder in Gesellschaft mit Dingen die scheinbar „keinen Sinn machen“ & nur in der eigenen Vorstellungswelt in jener Form existieren. Da wird ein Gitterbett zur „M-Linie“ mit ihren knarrenden Holzwaggons – später ist es eine Holzschachtel, die über den Wohnzimmerboden geschoben wurde und im Kopf zu den alter Garnituren der Florianer– und Pöstlingbergbahn mutiert … Später heißt es dann, wenn Ideen gewälzt oder im Kopf Texte und Bildeindrücke geordnet werden – sprich in kontemplativen, kreativen Momenten & Stunden: „Er sitzt bloß & schaut“ … (- siehe nachfolgendes Video)
„Ab St. Florian sind Impfungen notwendig“, warnt der ehemalige Jung-Linzer seine Zeitgenossen. Ägypten sieht ihn erst, wenn ein Eisberg den Nil hinunter treibt und wirkliche klimatische Zufriedenheit kann erst eintreten, wenn dies im Brücken-freundlichen Format auch auf der Linzer Donau passiert … Jahrelang durfte er die eigenen Kinder nach Spanien, Griechenland und Italien begleiten – auf der jeweiligen Insel logierte man abgestimmt auf ihn jeweils an der Nordküste. Im Kinderlosen „Später“ drängte er zur Südküste – allerdings geschah dies jetzt in nördlicher Breite von Suomi bis Island … Mittlerweile ist nur noch „Kerosin-armer Urlaub“ angesagt – sprich No Flight – Nahe – Nördlich, oder besser noch gar nicht ! – Es sei denn, es liegt ein Grund für die „Dislokation“ der eigenen Person vor: Festspiele, Festivals, Kultur … Die reisefreudige Gattin sieht das eher nach dem Motto: Jetzt hams mir terminlich die Kur so blöd bewilligt, dass sich die 2 Wellness-Wochen mit dem Afrika-Urlaub spießen …
oben: Mit „Urlaubsreif“ (Fadinger Kabarett im Posthof) machte er sich Luft …
In den späten 50er- & folgenden 60er Jahren war es mit dem Urlaub nicht ganz so arg wie heute bestellt: Man flog nirgends hin und schon gar nicht 4 oder 5 Wochen, sondern im „schlimmsten Fall“ 21 Tage – aber nicht ans Meer – das war doch für Freddy Quinn reserviert. Die Sippe wurde vom Neffen an den Attersee fahren – und das 15 volle Jahre lang … selbst im „68er August„, bevor der halbe „Warschauer Pakt“ nach Prag rollte … (Am 21. August sah Ing. Papa Pilß allerdings genauso blass aus, wie schon 6 Jahre zuvor bei der Kubakrise – erster brachialer Kontakt eines damals 8-jährigen mit der Weltpolitik …)
Damit war man kaserniert als Kind in Nußdorf am Attersee, musste Tagebuch schreiben, der Lehrerin eine Karte schicken, täglich vorbei am stinkenden „Pool“ der Lederfabrik zum Touristenmenü pilgern und man riskierte trotz Nivea veritable Sonnenbrände.
Aber dann ein unverhofftes Wunder: Plötzlich ein kurzer Kaltwettereinbruch in der zweiten August-Hälfte als es am Badeplatz für wenige Minuten nicht zu hageln, sondern zu schneien begann. Wenig später sorgte die durchbrechende Sonne wieder für das übliche Badewetter. Wunder 2: Als eine Welle einen Fünfjährigen in Ufernähe aushob, dieser dabei unters Wasser geriet, aber am flachen steinigen Seeboden nach wenigen Schritten in Richtung Strand wieder den Kopf aus dem Wasser bekam und zu seiner Mutter lief. In der nächsten Saison konnte er daraufhin schwimmen … Der alte, pensionierte Schwimmlehrer (Herr Ecker) kümmerte sich um alle Kleinkinder des Badeplatzes. Der Rest war: Schnorcheln, Tauchen und Mittelohrentzündung – ideal in Kombination mit Regenwetter – das bedeutete dann: Bettaufenthalt mit jeder Menge Micky-Maus-Hefterln aus der Ortstrafik und fieberfreies Tischtennis in der privaten „Frühstückspension“…
Im Fernsehen lief „Orion“ und man durfte sich schon jetzt auf das ausnahmsweise ganztägige Rieder Messeprogramm der letzten Ferienwoche freuen: Kinderprogramm pur … Da konnte dann ganz getrost der alte Ecker in Nußdorf für diese Saison seine Kinderschwimmkurse beenden und auch das Urfahraner Kinderbad das Becken auslassen … „Badeschluss“ mit Schulbeginn, der sich ab dem Gym noch um 2 Tage verzögerte – Dank Nachprüfungen (- so wie damals vor den Ferien bei „Peter & Paul“: Aufnahmsprüfungen) – Leider Alles Geschichte …> Die damalige Stoffwindelgeneration trank „Kaba“, Omas und Tanten TITZE-Kaffee < Linz war einstens die Ersatzkaffeehauptstadt Österreichs. Adolf Julius Titze gründete schon 1868 in Rottenegg (St. Gotthart im Mühlkreis) die „Erste oberösterreichische Feigenkaffee-Fabrik“. Im Jahr 1894 begann der Sohn Julius Theodor Titze, mit dem Bau einer Fabrik in Linz, 1895 erhielt er den Gewerbeschein zur Erzeugung von Feigenkaffee. Hauptaktionär war damals bereits Karl Franck. Der Pöstlingberg in Linz wurde zur Schutzmarke des ab 1928 verkauften Feigenkaffees. Für Kinder bedeuteten diese Kaffeepackungen die Überraschungseier der 60er und so war dieses Getränk der Erwachsenen ganz wesentlich auch für die Kleinen. In alter Tradition wird noch heute im Traxl zwar echter Kaffee aber ohne Koffein bestellt … Allerdings gäbs nichtmal in einem Anfall von „Nostalgie pur“ dort Titze- oder Lindefiguren – und schon gar nicht in schönen großen Kaffee-Packungen, wie damals bei der Tante, als bei fortschreitendem Verbrauch plötzlich Plastik-Tiere und -Indianer heraus aperten … Man stelle sich das vor bei Nespresso: Da gäbs maximal die 7 Zwerge, Mikroben und andere Einzeller …
Was war damals alles „IN“? PEZ –Spender, mit Murmeln & Zehnerl „anmäuerln“, Räuber und Gendarm, Fix & Foxi, Lassy, Fury, Flipper, Daktari, Schlümpfe, Wickie, Tempelhüpfen, Gummispringen an der Klopfstange bei den Mistkübeln … dort fand auch der erste Kontakt mit der „Bühne“ statt: Im ORF lief damals in SW das Drama „Antigone“ (Burg) – Ein Sender – Ein Programm – Alle SpielkameradInnen hatten es gesehen ! Einige waren fasziniert und so nahm nach faktisch null Proben das Stück kindliche Gestalt an: „Die Antigone der Mistkübel“ – eine Art Initialzündung am Sektor Theater (- Bildungsauftrag erfüllt !)
Fortsetzung: Ghetto-Bluster im Wohnzimmerfenster mit Klassik-Beschallung für den Hof an den langen Tagen des Vaters … speziell ab 13 – zu Sommer-Festspielzeiten … … schon der Sechsjährige lag mit dem Kopf im „Musikschrank“ – über ihm rotierte mit Geschwindigkeit 33 1/3 das Plattenteller – auf ihm eine dafür scheinbar zu klein geratene schwarze Scheibe – ein Mittelding zwischen einer noch kleineren Single (45) und einer ganz großen „Normalen“ (78) und es entfaltete sich neben dem brummenden Motorgeräusch des Spielers ein (nein nicht: „When I am 64“) immer lauter werdender, wohltuender voller Streicherklang des Intermezzos aus Cavallaria Rusticana oder ein späteres Leibstück: Die Bildnisarie der Zauberflöte (schon als Kind zum Mitsingen)
In dieser Zeit wurde die Kleinbahn abgelöst – Absolutes Muss: Faller-Häuser mit dem davor charakteristischen Nadelbaum und vor allem die Faller Autorennbahn mit rotem Opel, weißen Chevy und blauem Jaguar Sport … zu Fredi gesellte sich Wolfi – dieser hatte eine schlaue, große Schwester und Girls wurden zusehends wichtiger … Was mit Gender-neutralem, anbiederndem Papierseviettensammeln begonnen hatte, trat nun in eine neue Phase: Aus der Herde (Wilde Steinbockspiele auf den Schotterbergen der Dauerbaustelle) wurden gezielt gemischte Kleinstgruppen mit Irmi G & T, Sissi und Lotte, deren Vater Eugen ein gefürchteter und bekannter Ringer war, der ganz schnell auch mal eine Watsche andachte, Renate, die andere voll Inbrunst auch gegen dann berstende Glastüren drücken konnte, die große Monika mit ihrem ganz großen Bruder, der mit dem Spindler-Buam und dessen Kollegen Leitl schon in die Oberstufe ging … da klopften erstmals zart aus der Ferne nicht nur die Hormone der 70er an. Wenig später drehte man zaghaft an der Wählscheibe des neuen Apparats, hatte genug Zeit in der Warteschleife des Viertelanschlusses wieder aufzulegen, um lieber doch ganz geheim vom Telefonhäuschen am Eck anzurufen. Das galt natürlich auch für die neuen Unterstufen-Freunde Felix, Walter, Werner, Edgar … und was man dabei ausmachte war fix und konnte bis mindestens übermorgen weder hinterfragt noch geändert werden. Daran sollten alle denken, die heute leichtfertig nach ihrem digitalen „Kommunikations-BMW“ greifen um ihre Termine zum x-ten Mal umzuändern …
Neben dem Durchgang Ontlstraße gabs ein Lokal (Ecker, später Videothek) mit Stollwerck, Bluna, Almdudler, Twinni (pfui Zitrone), Herzerl-Eis und Vanille-Schoko-Becher … Mit all diesen Köstlichkeiten buhlte man bei jeder Witterung um Beachtung – ganz COOL dabei: Bazooka – geschmacklich ein Red Bull der eigenen Kindheit … Inhaltlich gings noch meist ums ORF-Programm mit Kulenkampff , Quiz 21, Vico Torriani, „Was bin ich„, Western, Maigret, „Mit Charme, Schirm und Melone“ … aufmerksam beobachtet von unser aller Hausmeisterin, der extrem ordinären, rauchenden Putzfrau im Erdgeschoss, den beiden netten, älteren Damen Kvikala und Winter, die alle Fensterplätze fußfrei hatten – ebenso wie der Omar Sharif-Verschnitt im Nachbarhaus, der dem Schulkollegen Siegi G. täuschend ähnlich sah, der wiederum wenig später am Weg in Richtung Bühne war und hoffte, dass andere ihm folgen würden …
Nach dem Dreiradler der Altomontestraße und dem geliebten, roten Luftroller der Volksschulzeit, kam nun das silberne 3-Gang-Fahrrad „Komet“ und plötzlich war das Zuckerlgeschäft (Pilzdach) am Fuße des Petrinums keine Grenze mehr, man quatschte dort mit der Besitzerin & besuchte ganz liebe Schulkollegen & -kolleginnen (!) … Oberstufe nennt man sowas …
M. P. – ein „Unterstufen-68er“
Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder … , die durch einen linken „Maus-Klick“ aktiviert werden können !
Siehe auch unter:
https://leologeslogbuch.blog/2017/08/25/25-august-2017-eine-wirkliche-oberoesterreicherin-des-tages/
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