Bruckner & 10 Jahre Musiktheater

… Blogbeitrag exakt zum Jahrestag des Neuen Musiktheaters …

B R U C K N E R ** 0 2 4

Für FRO bei der PresseKonferenz zu Bruckner 024

Sowie diesbezüglich auch in eigener Sache – sprich: Jubiläumsprojekt für Radio FRO

Sehr geehrte Einreicherin, sehr geehrter Einreicher,

wir danken Ihnen für Ihre Beteiligung am ProjektCall für Anton Bruckner 2024. Es hat uns eine große Anzahl und Vielfalt an Projekten im Spannungsfeld zwischen Tradition und Avantgarde erreicht. Die Auswahl erfolgte durch eine Jury in einem mehrstufigen Verfahren.

Wir dürfen Ihnen mitteilen, dass Ihre Projektidee von der Jury positiv bewertet wurde!

Wir möchten Sie deshalb gerne zu einem Gespräch einladen

Der Dialog zum Projekt fand Ende März in der Landeskultur statt – verbunden mit einem Interview zu Bruckner024 <<<

In FRO(h)sinniger Vorfreude auf’s Brucknerjubiläum und Ischl 024, sowie auf den dann eigenen 70er

Vorbotin zum Jubiläum 10 Jahre Musiktheater Linz

Nach Verdis „Forza“ in der genialen Regie von Peter Konwitschny, der bei der Premiere in Linz seinen 78. Geburtstag gebührend feierte, gab es einen großartigen Arienabend, bei dem nebst Elina Garanca auch Mitglieder der Linzer Ensembles im Rosenkavalier-Finale glänzten … 2013 hatte damals im Rahmen des opulenten Eröffnungsprogramms der „Ex-Linzer“ Kurt Rydl den Ochs gegeben …

Gararanca Rosenkavalier MET

F E S T I V I TÄ T E N

Die Musiktheaterfreunde luden zum Meistersinger- SonntagsFoyer in IHR Haus ein

Markus Poschner sprach im übervollen Keplersalon über Bruckner und lud zu einer Meistersinger-Hauptprobe ins Musiktheater

P R E M I E R E

EINE WAHRLICH WÜRDIGE FESTOPER

In alle Schülerstammbücher schrieb ich:

„Kinder, schafft Neues !“

Richard Wagners Aufruf an die Nachgeborenen nicht in der Anbetung der Asche zu verharren, sondern neugierig zu sein und zu bleiben, immer Neues zu wagen, wurde zum Motto der Neuinszenierung der „Meistersinger“ in Linz. Anton Bruckner hatte 1868 das Neue gewag(ner)t und den Schluss der Festwiese (3. Akt) in den Linzer Redoutensälen aus der Taufe gehoben.

Heuer 2023 wurden die „Meistersinger“ zur Festoper des 10er Jubiläums des neuen Musiktheaters zu Linz. Erste Einblicke ins szenisch musikalische Gewirk gab’s im Rahmen eines stimmig informativen Sonntagfoyers der Freunde des Musiktheaters und bei einer offenen Probe mit Orchester: „Bewahrt euch vor Gespenstern und Spuk, …“ stand auf dem Vorhang zu lesen – Worte des Nachtwächters, die man bei der aktuellen Linzer Werkdeutung dem Kinderchor im Off in die Münder legt – Kindern, die Neues schaffen sollen. Früher sagte man, dass der jeweilige Nachtwächter demnächst den Sachs geben würde – Ganz im Sinne von: „Was Hänschen nicht lernt, singt (den) Sachs nimmermehr …

Mir ist, als wär ich gar wie im Traum

Klein Eva, die im strahlenden C-Dur ihres Kinderzimmers der Spielzeugstadt Nürnberg samt Mega-Plüschteddy, aus der Lade die Spielgefährten ihrer kindlichen Phantasie herausholt: Puppe (Olympia) Magdalena und (Grüßaugust) David, sowie ihren stolzen Ritter Walther, bei dessen Kreation sie selbst Hand anlegt und hofft, dass dieser einen entsprechenden Karrierestart hinlegt. Die Figuren bekommen mit einsetzendem ersten Akt geistlich gestärkt ihre Stimme und damit auch eigene Persönlichkeit. David (genervt von den anderen Lehrbuben, die er am liebsten in einen Kulissenkasten verbannt hätte) versucht eifrig dem Liegestütz übenden, ritterlichen „Spielkameraden“ von Stolzing das Rüstzeug für ein meisterliches Singerdasein zu vermitteln, doch dann bricht die „Harry Pogner-Welt“ der erwachsenen Meistersinger über Evas Traumwelt herein. Im fränkischen Hogwarts regiert die Enge der Tabulatur. Was dort als königliches Schach beginnt (Meister Sachs ist dabei jene Figur zugedacht, die zu überraschenden, befreienden Rösselsprüngen taugt) wird schnell zur Inquisition der Spitzhüte, die in Umkehrfunktion an Nürnberger Trichter erinnern … Eben noch Kandidat bei der sängerischen Reifeprüfung wird der nun „Angeklagte“ von der „ehrenwerten“ Lebkuchen-Mafia über den Jordan geschickt. Hinter den großen Fenstern rollen bereits die Spielbälle des 2. Teils der Geschichte …

Johannisnacht-Pubertät

Nun ja, in der Johannisnacht darfs schon mal „flippig“ werden & ein echter Flipper ist bekanntermaßen der Freund aller Kinder und Große nicht minder lieben auch ihn … Dies bedeutet nun allerdings nicht, dass sich das Musiktheater per Metamorphose in ein Delfinarium an der Pegnitz wandeln würde. Vielmehr wird die Bühne im 2. Akt zu einem riesigen „Nürnberg-Handwerkerhof-Flipperautomaten“ und die handelnden Personen mutieren dabei zu Spielbällen des Geschehens: Alice Eva ist gewachsen (Jahreszeiten glitten an den Fensterscheiben des saalartigen Kinderzimmers vorbei) – Teenie Eve verabschiedet sich von ihrer deutlich kleiner gewordenen Kinderstube und dem nun handlichen Bären, gezoomt in ihre neue Welt. Im 2. Teil des Satyrspiels auf das höfische Minnesängerdrama Tannhäuser von den Lehrbuben zu Mickymaus im Las Vegas der Handwerker umgemodelt. Als Wartburg-Vorläuferin Elisabeth hätte sie nun singen können: „Dich teure Spielhölle grüß ich wieder“ … Statt dessen verstummt Lolita Eva zusehends neben „Landgraf“ Papa Pogner und „Onkel“ Sachs. Keine tröstende „Teestunde“ beim Schuster, sondern Ernüchterung …

„Wie duftet hold der Flipper“

Walther von Stolzing macht einen Boxenstopp bei Eva, befreit diese von gleichaltrigen Schickimickis. Sachs nimmt sich im Gegenteil zu Hans-Dampf-in-allen-Gassen im flächendeckenden Wahn wie ein Fremdkörper aus, bis auch er (gleich Donner) den Hammer auspackt. Falco Beckmesser (sensationell: Martin Achrainer) hingegen ausgestattet mit Pomade und „Keytar“ fügt sich als Ergänzung wunderbar ins neue Bild, in dem menschliche Spielbälle das Chaos der Prügelfuge einleiten und beflügeln. Nicht „Junge Römer“, sondern ebensolche Nürnberger beenden aber auch den Spuk der Glühwurmabteilung. Schade, dass man zu den originellen Bratwurst-Bumpern keine mechanischen Flipperfinger angedacht hatte, mit denen man ganz deutlich abgestimmt auf die Musik die Kugeln ins Spiel hätte befördern können – synchronisiert mit Meister Poschner und seinem wunderbares BOL, wie bei Lichtorgeln der 70er Jahre (- Vielleicht sollte man ja bei einer anderen Inszenierung ein so gesteuertes BOL-Billard in Betracht ziehen) …

Wahn,Wahn, überall Wahn

Im 3. Aufzug wird die junge Frau Eva in die phantasiebefreite Öde einer Wahnwelt gebeamt. Vom www. ihrer Wunderland-Wagner-Welt ist nur noch der Flipperautomat übrig. Sachs sucht in dieser einsamen Perspektivenlosigkeit seinen ganz persönlichen „Wahnfrieden“, als David und das Erscheinen von Walther ihn zu neuen Taten ermuntern. Ein Morgentraum wird zur Weise, deren Taufe das traumhafteste Quintett der Musikhistorie gebiert. Hier verschmelzen die Bilder und Wünsche von Eva, Walther, „Jungfer Lene“, David und Sachs (des Linzer Ensembles) zu einem unsagbar überirdischen Klang.

Doch schon während dessen dringt die Außenwelt in diese Idylle vor. Ein Gabelstapler liefert Holzcontainer, die Spielautomaten zum Inhalt haben – beschriftet mit Komponistennamen … Gesponsert von den aufmarschierenden Zünften, den Meistersingern als Paten? Die ursprüngliche Tristesse eines Bunkers weicht einer Festplatzenge, umzingelt von Meister-Flippern, die sich nach der Blamage von Beckmesser zu einer Reihe ordnen, um Walthers Preislied den passenden Rahmen zu geben. Eva jedoch beginnt den nun würdigen Meistermann wieder in ihren Ritter rückzubauen und zu maskieren – den so nun logischen, aber für alle doch überraschenden Satz hat sie in ihre Rolle einverleibt: Nicht Meister ! Nein ! Will ohne Meister selig sein (- musikalisch wurde nichts verändert, nur hohe Männer- gegen Frauenlage getauscht) Da hebt es selbst Meister Sachs aus den Angeln, doch im Inhalt seiner Schlussansprache findet sich auch Eva wieder, denn sie möchte ihre kindliche Phantasie und Kreativität behalten, frei im Spiel und in der Kunst. Es ist an der jeweils nächsten Generation, den Kindern also, das Neue (spielerisch) aus dem Wissen um Tradition heraus zu schaffen – dass alles blüh und wachs vermerkt freudig dann wohl auch Meister Sachs ! (- Bei den vielen Vorhängen am Schluss verbeugten sich Schustermeister und Stadtschreiber versöhnlich gemeinsam)

Hier gilt’s der Kunst !

(- ein vielschichtig verwendetes Zitat von Eva)

… nur ist’s nicht leicht zu behalten und das ärgert unsre Alten?

Wird man bei den Wagnerianern das „Unmut-Motiv“ hören – eng verwandt den wilden Tönen aus Nibelheims Nächten. Ich dachte nicht, da das Linzer Publikum ganz im Sinne des Meisters fast immer offen für das Neue war ! Ein paar Buh-Rufer gabs dann doch, aber auch Freund Beckmesser hatte das vorgefertigte Ergebnis bereits auf seiner Tafel stehen. Ein Diskurs wär‘ spannend, bei dem man sich nicht in der geschmäcklerischen Meinungsblase versteckt, sondern Argumente im Detail zum Vortrag kommen !

Verdiente BRAVI für die intelligente, liebevolle und detailreiche Inszenierung (Paul-Georg Dittrich für Konzept- & Personenregie), entsprechendes Bühnenbild, tolle Kostüme, großartige Licht- und Video-Umsetzung, Farb- und Lichtwechsel exakt abgestimmt auf die Musik, passendes Freeze & bewusst gesetzte überlange Pausen, spielfreudige, bestens disponierte GesangssolistInnen, strahlende Chöre und einen Festspiel-Maestro Markus Poschner samt Super-BOL <<<

Wenn gar auch der MERKER bei einer MEISTERSINGER-PREMIERE voll des Lobes ist, so sollte dies Sixtus und KollegInnen zu denken geben:

So inszenierte, individuelle Traumausdeutung statt öder „Reclam-Inszenierung“ ist gefragt !!!

Es war wohl ein Schneider zur Hand, der viel Mut hatt‘ und Verstand

Manfred Pilsz

Bayreuther Diskurs zu: Hier gilt’s der Kunst

Herzliche GRATULATION ans gesamte TEAM in wechselnder Besetzung !!!

Richard Wagner Verband International zu den Meistersingern von Linz <<<

Musiktheater Linz 5Jahres-Jubiläum <<<

Radiosendung zu den Meistersingern: https://cba.fro.at/616331 <<<

PRESSE / OÖN / VOLKSBLATT

Reflexion zu den Meistersingern – Haiden am DO

Kosky in Bayreuth 017

* * *

Sidestep 1: Musical-Frühling-Gmunden:

Briefe von Ruth

In Sachen Musical verlockte die Weltpremiere der Briefe von Ruth in Gmunden schon 023 zu einem Sidestep ins Salzkammergut024 – ExFadi, Sponsor & Lightdesiger Ingo Kelp war da wie immer voll dabei !

Das Referenzprojekt der Kulturhauptstadt präsentierte sich als glänzender Erfolg

Sidestep 2: Osterfestspiele Salzburg 023 „Westbam meets Wagner

Kritik zur Salzburger Dance- & Electronic-Wagner-Night <<< Party-Stimmung?

U. a. mit dabei im musikalischen Team: Der Sänger der Band YELLO

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