MARONI, MISTLN, METTE …

volksgarten-1024x684.jpgJa bitte Bratwürstel – und nehmen Sie eh Essmarkerl?“ Eine aufgehaltene Hand reichte als Antwort bevor am Christkindlmarkt im Volksgarten Anfang der 70er Jahre drei Würstel mit Sauerkraut und Semmel im Wert von knapp über 20 Schilling über die Budel wanderten. Der einzige Höhepunkt des Tages in der von der Stechuhr recht knapp bemessenen Mittagspause für den jungen „Praktikanten“. Er war frisch in seiner Gesangsklasse, jung und er brauchte das Geld – „Ein Ring, sie zu knechten“ (Tolkien) – Sechs Monate Bundesheer und das eher öde „Hamsterrad“ eines Versicherungsjobs waren total perspektivenfrei und so klammerte er sich an diese kurzen Eindrücke der Freiheit, die ihm das Getriebe des mittäglichen Markts bis zum letzten Würstel bot. So geschehen vor 45 Jahren in zwei Wintern vor dem endgültigen Absprung in die Kunst und an den Katheder im Schuldienst …

MariusRadio-Beitrag mit Marius Huszar (Kulturtaxler09 / damals Kollege in der Versicherung – „Man war jung und brauchte das Geld …“  —>   https://cba.fro.at/429808

Dieser damalige Hoffnungsgedanke befreit von (beruflichen) Zwängen leben zu dürfen, der mittlerweile seine ultimative Erfüllung erfahren hat und täglich ausgiebigst gelebt wird, war früher als Schulkind und am Beginn des Arbeitslebens am ehesten nur in Ferien, Urlaub und der Vorweihnachtszeit gefühlsmäßig erahnbar. In der Folge löste sich dieser Freiheitsdrang in der erfüllten Arbeit, in Projekten und Kunsterlebnissen auf, bis er Mitte 50 im Korsett, das der Schule durch sogenannte Reformen inklusive dieser stupidenEinheitsmaturazugemutet wurde, wieder aus ihm herausbrach … Des Ringes Herr als des Ringes Knecht (R. Wagner)

Hofgasse Adventkalender09 2008.12.13jpg.jpgAllerdings immer wenn es „weihnachtete“ wurde es in all seinen Lebensphasen schöner oder zumindest  erträglich … Was aber macht diesen „Zauber der Adventzeit“ aus mit ihrem Kulminationspunkt rund um den Heiligen Abend – was bewirkt denn diesen Gefühlswechsel in wohlige Hochstimmung? – Die Tatsache, dass es immer kälter, nebliger und dunkler wird? Nun die Mehrheit aller Menschen spricht von diversen Herbstdepressionen, die mit Ankunft des Winters nicht besser werden. Wie soll das dann am „24.“ klappen, wenn man kein Sommerhasser ist? Kann man Weihnachten lernen – sich in die richtige Stimmung versetzen lassen? Will man/frau das überhaupt?

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Wenn der Engel des Kommerzes schon Ende September von einem frisch angeworfenen Maronistanderl herab verkündet, dass es an der Zeit wäre vom Sommerschlussverkauf die Wende hin zum Christkindlmarkt recht direkt anzusteuern, so wirft dies doch eher die eine oder andere Fragen auf …

Warum sollte jemand der mit der Kirche nix am Hut hat und Weihnachten „Scheiße“ (?) findet unbedingt dieses inflationäre Fest feiern müssen, selber jede Menge Packerl und womöglich mitten in der Woche kurz vorm Jahreswechsel sinnentleert mehrere Tage frei bekommen? Nun vielleicht handelt es sich ja um eine völlig entnervte Mutter, die dennoch ihren Kindern das traditionelle Fest gönnen möchte, auch wenn sie selbst aus Überzeugung oder finanzieller Überforderung aus ihrer Kirche ausgetreten ist. Möglicherweise stammen die starken Worte von einem Agnostiker, der sich aber prinzipiell, wenngleich nur passiv dem Brauchtum verpflichtet fühlt. Wenn sich die nämliche Person allerdings bloß abseilen und in den Süden fahren möchte, weil man nach Licht und Wärme hungert und daher lieber mit dem Flieger abdüst, dem Rentierschlitten und dem Christkind dabei die lange Nase zeigt, dann werden doch wohl gute Christen einen schönen Urlaub wünschen und fürs Wetter & Gelingen der Aktion zungenfertig einen einen flotten Rosenkranz beten können -oder?

Selbstverständlich sollte dabei kein eigener Urlaubstag für den Weihnachtstrip drauf gehen. Ja, liebe Kirchengemeinde gerade zum Fest der Liebe ist ein Quantum Solidarität angebracht: Und so könnten sich unsere Fernreisenden vielleicht bei Rückkunft mit der Entrichtung einer „Ersatzkirchensteuer“ („Ethikabgabe“) einbringen. Da wünscht man ihnen dann noch viel gerner gesegneten Urlaub und sich selber: Frohe Weihnachten ! Die traditionelle „Herbergssuche“ beschränkt sich im speziellen Fall allerdings auf ein „Hotel Trivago“ im südlichen Indischen Ozean oder in einem edlen Skiort. Obdachlose wie Maria & Josef werden da bestenfalls als Bestandteil der „Flüchtlingsproblematik“ wahrgenommen und im Zuge einer anstehendenKrippen-Impfungmit dem Serum der Beliebigkeit eigenen Tuns erfolgreich verdrängt.

-17-DSC_7962_Krippe_Linzer_Schloss_von_m._Kosmata.JPGNicht nur in katholischen Privatschulen wird seit Ende November heftig an der letzten Stunde vor Weihnachten oder gar an einem Hirtenspiel gearbeitet. Aber auch in der Innenstadt-NMS mit „90 % Türken“ (?) schaut in den neuen politischen Zeiten der Heilige Nikolaus ungebrochen vorbei – kommt er ja doch selbst aus den Gefilden des Halbmonds zu uns. Und auch unser Jesuskind wohnte dort eh a glei ums Eck – wie überhaupt die ganze Römisch Kath. Religion migrantischen Ursprungs ist. Nur Ochs und Esel sind laut gültiger Stallorder zwei waschechte Inländer, „denen man die regionale Abstammung wahrlich ansieht …“

Immer weniger zahlende und noch weniger praktizierende „Katholen“ führen dazu, dass es zu Wien schon mehr Gläubige für Moscheen als für Dome gibt – der Text unserer Bundeshymne im „Land der Berge“ beginnt also konfessionell zu wackeln … das stört wiederum speziell die -warum auch immer „Rom-treuen“-Ausgetretenen, die nicht nur diesbezüglich am lautesten „rum-Mekka-n“ … Man besteht auf den Werten des christlichen Abendlandes und verweist mangels eigener religiöser Übung auf das Brauchtum, ohne zu wissen worum´s genau geht – jedenfalls hat es bezüglich der Bethlehem-Geschichte irgend etwas mit dem „Nordischen“ (?) auf sich – tappt man vermutend im schier ewigen Dunkel entsprechend extremer Breitengrade durch frisch gegoogeltes Halbwissen …

arctic_circle_santa_claus_village_summer_rovaniemi.jpgP7160125.JPGWeihnachten ist jedenfalls sicher nicht, wenn in Rovaniemi im finnischen Lappland im Hochsommer am Polarkreis bei 18 Grad+ ein Weihnachtmann mit Aufklebebart leider auf Mittagspause ist und ein Linzer „Tourist“ mit passenderem Bodymaßindex, wesentlich mehr heiliger Aura und unverkennbar echter Physiognomie dann weinende Kinder trösten darf, dass sogar die dort statt der sonst üblichen Krippenstalltiere agierenden, echten Rentiere ehrfürchtig aufblicken … Kein Mann mit roter Mütze und Schlitten kann jemals unser aller Christkind ersetzen !!! – Aber welche Geschichte kann erklären, warum am stillen See Genezareth „der Schnee leise rieselt“?

Wenn schon, dann sind es alte Sagen aus dem Norden von der „Frau Holle“, die oberhalb von Kassel auch „Frigga“ genannt wird. Gewarnt durch einen schrecklichen Traum des Sohnes beschwört sie alle Pflanzen ihren Spross zu verschonen, doch Misteln hat sie dabei vergessen und so stirbt den jungen Lichtgott durch einen Mistelpfeil, den der listige Loki dem blinden Wintergott Hödur (- nicht ident mit Ullr dem Gott des Bogenschießens & Schneeschuhlaufens) einspannt. Wie Barbarazweige erblühen so trägt diese Pflanze kurz vorm Fest weißen Beeren. Es sind die Tränen der Mutter Frigga oder die Flocken der Frau Holle. Früher waren es Druiden, die mit goldenen Sicheln diese singulären „Winterblüher“ mit ihren weißen Früchten von den Bäumen schnitten, über dem Eingangstor platzierten und so dafür Sorge trugen, dass die Bewohner des Hauses von Frigga geküsst und geschützt wurden – heute kann man Mistelzweige ganz einfach am Linzer Südmarkt kaufen … und dann warten auf die Rückkunft oder Ankunft des Lichts in welcher Gestalt auch immer … „Christus – das Licht der Welt“ -im Zeichen des grünen Adventkranzes oder Lichterbaums … aber ist das nun Weihnachten?

Mistel.jpgWeihnachten ist, wenn arme Kirchenmäuse in Oberndorf am Inn die Orgel auffressen (oder vielleicht doch nur den Blasbalg anknabbern) und so die „Stille Nacht“ als Lied erzwingen. Das wichtigste an diesem Fest ist die Vorfreude, das Warten, eben der Advent mit allem was dazu gehört: Märkte, leuchtende Sterne als Straßenbeleuchtung, das entspannte Suchen nach, oder einfach Finden von Geschenken in den nun schon ab 16 Uhr illuminierten Auslagen. Noch hat sich die Musikberieselung nicht tot gelaufen, noch muss man sie nicht ausblenden. In der Linzer Bischofsstraße mit ihren kleinen, meist alten Geschäften stellt sich ein Wiener Wollzeile-Feeling ein: Alte, schöne Adventkalender, bunte Kugeln, glitzerndes Gehänge, Maroni, Lebkuchen, Zimt lassen die Hitze verblasster, eigener Sommerdepression die in der letzten Woche vorm „24.“ zeitlich & räumlich die größte Entfernung erreicht endgültig vergessen. Niederdruckwetter zieht ganztags eine wundervoll geschlossene Wolkendecke ein – früher wäre an solchen Tagen der winterliche Duft von Koks- & Kohlenheizung den Kaminschloten entströmt und man hätte auch in der Stadt schon das pappende Knirschen des Schnees unter den Schritten und Kufen der Schlitten vernommen. Schnell trifft man noch liebe Bekannte die man nicht unterm Baum antreffen wird. An der Donau und anderen Plätzen der Stadt werden pflanzliche Waldbewohner aller Art im „Nadelstreif“ angeboten. Auf der Suche nach einer großgewachsenen Föhre verrinnt die Zeit von der man erst ab dem 25. wieder genug zur Verfügung hat, denn Post & Mails wollen noch verschickt werden. Doch über allen Wipfeln ist Ruh und so gesellt sich noch eine schlanke Fichte für die Nachbarn und eine Zwergtanne für den Sohn zur festlichen Baumschule dazu. Ein ganz dickes Exemplar wurde immer in die Aula oder den Festsaal der Schule geliefert.

wagnersche weihnacht.JPGDer harzige Nadelduft vermischte sich dort mit diesem ganz typischen Geruch den man auch von den Kabarettproben kannte, der von den seitenverkehrt montierten alten, weißen Fensterverdunkelungen (außen schwarz wegen der Bombennächte) ausging. Am letzten Tag vor den Ferien fanden in der Früh die Premieren der neuesten Super-8-Filme des Hauses kombiniert mit einem eher unkonventionellen, modernen „Hirtenspiel“ und unvermeidlicher Weihnachtsmusik statt – Filme, bei denen in den 70ern noch inhaltlich das Christkind im Mühl4tel gesucht, oder Meister Andersens „Tannenbaum“ in Kirchschlag aus dem Wald geholt wurde – das war man einer Schule in der Bethlehemstraße schon schuldig. Später durften es aber auch verfilmte, eigene Hörspiele wie „Der Gang nach Ragnarök“, Musikfilme wie „Vision Blau“ oder „Tod in Venedig sein“ – jedenfalls immer zwei Monate bevor aus einer ganz ähnlichen Stimmung der Erwartung heraus im Haus das Kabarett als berühmt berüchtigtes „Cabaret“ ausbrach – eine „Bescherung“ ohne Ende …

26-08-2016 14;51;431.jpgAber auch dieses Bauchkribbeln eines frühen Premierenmorgens im Februar, wenn man als erster den leeren, warmen Saal betritt, die Luster aufdreht und in den vorhanglosen Fenstern des knarrenden Eingangsbereichs noch die Schwärze einer kalten Nacht sichtbar wird, kann nicht annähernd mit der kindlichen Vorfreude beim Aufstehen am Tag des Heiligen Abends verglichen werden. Einzig die unglaubliche Langsamkeit die man ersehnt um ja möglichst lang den eigentlichen Höhepunkt wenn das Christkind kommt hinauszuzögern mit dem früher noch extra abgestimmten Kinderprogramm in Schwarzweiß am einzigen Kanal  (wie damals 1 Woche lang zum Sommerferienende während der Rieder Messe) – Da wurde nicht herum gezappt, man durfte schauen ohne zu fragen – alles Spielfilme, Zeichentrick oder regionales Brauchtum … Und heute: Landesstudio, Friedenslicht, ist eh alles erledigt – niemand vergessen? Schau nochmal in die Mails, hat schon irgend jemand zurück geschrieben? Oh, an die hab ich nicht gedacht … Nun aber rasch zurück – andocken an die Kindheit: Einmal noch kurz über die Landstraße, Gesichtsbad, Überraschungsgäste, Durchatmen und dann wieder wie schon vor 60 Jahren rauf auf den Pöstlingberg in die Kirche, Spaziergang vielleicht bis zur Mariengrotte im Wald, bis Kerzen dort zeigen, dass es dunkel wird, ein letzter Besuch auf dem Friedhof bevor sich die Tore schließen und … keinesfalls jetzt schon das Glöckchen – erst noch warten, essen, warten … Und dann: Wohnzimmer, Kerzen, Geschenke, Lieder, Freude, Tränen und Löschwasser für den Baum, der seit gestern mit größten Anstrengungen aufgestellt und ebenso –geputzt unter Verschluss gehalten worden war – Bis „Maria Lichtmess“ soll er halten – teuer genug war er. Nach der Torte bewegt sich der letzte praktizierende Teilzeit-Christ in die ebensolche launige Mette, um die Jubelchöre der Friedenskirche zu verstärken.

Mt Pöstling.jpgGrotte.JPGEs folgen 2 total relaxte Tage bestehend aus schlafen, essen, spielen, reden, essen, schlafen, gefolgt von Tagen winterlicher Freuden ähnlicher Natur bis plötzlich nach einem, dem Kauf von Glücksbringern & Feuerwerk gewidmeten, vormittäglichen Spaziergang, unvermeidlich die schreckliche Silvesternacht, die raueste der Raunächte völlig überflüssig startet, denn die längste Nacht war dann schon zu „St. Thomas“ am 21. 12. !?! – Erinnerungen mit Grausen steigen hoch: Einsame Legospiele, Mutter im Nachtdienst, später mit der Karl Farkas Lachparade und schließlich alljährlich im Countdown des pseudolustig alkoholisierten Umfelds mit dem Zwang in dieser unnedigen Nacht nach dem Null-Uhr-Geballere möglichst lang wach bleiben und die anbrechende Katerlaune der grölend, lallenden „Mitfeiernden“ ertragen zu müssen.

Am Neujahrstag setzt sich dieses böse Erwachen rundum trotz des Neujahrskonzerts fort, nur noch übertroffen von der Katastrophenstimmung am Abend des 6. Jänners, denn da war nun ALLES vorbei und endgültig verdammter Neuanfang angesagt: „Geh ins Bett – Morgen ist wieder Schule“ oder wohlmeinend & noch kürzer: „Schönen (?) Schulanfang !“  In Russland wird Weihnachten erst am 6. & 7. Januar gefeiert, da die russisch orthodoxe Kirche den Julianischen Kalender verwendet. Aber das ist bei den Russen immer so: Die rote „Oktober-Revolution“ ging auch im November über die Bühne. Bei den Deutschen hingegen verläuft immer alles schneller: Das Oktoberfest füllt in München die Bierzelte und Spitäler bereits im September … vielleicht sind deshalb in Bayern auch die Ferien kürzer – und das wollen wir keinesfalls – schon gar nicht zur geruhsamen Zeit der Perchten, Glöckler, Hirten und Engel …                  M. P.

Adeste fideles, laeti triumphantes,
Venite, venite in Bethlehem.
Natum videte regem angelorum:
Venite adoremus, venite adoremus,
Venite adoremus Dominum!

DSCN8796.JPG100 Könige“ vor der Linzer Kapuziner Kirche direkt am Weg  …

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Y O U K I – vorm runden Jubiläum

Dieser BLOGBeitrag hätte sich Lektüre & Betrachtung auf einem großen Screen verdient

Youki CIMG1618 titelbild.JPGEs war saukalt in diesem Zirkuswagen, den man den jungen Radiomachern 2002 „aufgeschwatzt“ hatte, denn dem außen sichtbaren Ofenrohr war kein Rauch zu entlocken, da nicht eine einzige, dauernd funktionierende Heizquelle aufzutreiben war. Insgesamt 3 viel zu schwache Elektroöfen gaben der Reihe nach im Verlauf der Woche ihren Geist auf. Wie herrlich angenehm war es in den in den Jahren davor und auch danach in der Zentralsparkasse oder im E-Werk-Kundenbüro – große helle, warme Räume mit eigenen versperrbaren Büros, Internet, Kühlschrank und „Gästebetreuung“ … Hier nun mitten am Platz im Schneegestöber vorm Hotel Greif, das man in der Früh gar nicht verlassen wollte angesichts des beim Frühstück schon durchs Fenster sichtbaren Häuflein Elends des mobilen, extrem auffälligen, aber karg ausgestatteten Studios fror man im damals klimatisch bedingt kalten Herzen von Wels …

DSC03794.JPGyouki5 02.JPGDie Leiden und Freuden des jungen Radio FRECH-Teams aus dem Linzer Medien Gym hier in der zentralsten Stadt Österreichs waren bedingt durch ein doch jahrelanges Bemühen sich im Bereich Film und Radio einzubringen und Präsentationsflächen sowie –podien zu erobern.

23-01-2018 18;00;09a.jpgIn den 80er Jahren war man in der Schule eben dabei von Super-8 auf VHS – Video umzusteigen, die Filmtage wanderten von Kapfenberg nach Wels ab und als hier im Herbst 84 erstmals der „Red Carpet“ vorm Greif ausgerollt wurde –nicht für jenes Festival für das die Wagner-Büste im 1. Stock dieses Stadttheatersaals steht, sondern für die 1. Österreichischen Filmtage, da war das Fadinger Gym mit zwei Vorfilmen im Programm vertreten, nachdem man zuvor Direktor Reinhard Pyrker drei Wochen lang bekniet hatte, Jugendfilme für die Präsentation zuzulassen. Und plötzlich waren die Schulfilmer nur ein paar Postfächer und wenige Meter entfernt von Filmstars wie Houchang Allahyari, Said Manafi, Franz Antel, Peter Patzak … sowie Größen des Experimentalfilms wie Dietmar Brehm, Mara Mattuschka und in wilden, übernächtig hochpromilligen Diskussionen am besten aus der Schusslinie, unvermeidlich aber konfrontiert mit Peter Kern, Ernst Schmidt jr. & Co..  –  Unvergesslich eine heftige Konfrontation mit dem mittlerweile hoch dekorierten Kameragott Christian Berger, der in seiner vitalen, oft sehr direkten Art in einen Musikfilm-Diskurs hineinplatzte und dabei die neueste, filmische „Schularbeit“ (A. Bruckner – Versuch 1) des Hauses rüde „herabwürdigte“. Da wuchtete sich das Schwergewicht der Schülertruppe hoch mit den Worten: „I hau eam ani“ – Nur mit Mühe konnte Max davon abgebracht werden, den später Oscar nominierten Preisträger der „American Society of Cinematographersfrontal anzugehen. Auch dieser Zwischenfall konnte nicht verhindern, dass den Filmtagen in Wels nun alljährlich mindestens ein auf Video überspieltes und später auch auf einem solchen Medium produzierteWerk der Fadis zugemutet wurde …

29-08-2016 20;33;00.jpg27-03-2018 16;00;18.jpg

YOUKI-Geschichte – Erinnerungen

Nachdem es ein Video sogar als Vorfilm ins „Hauptabendprogramm“ des Filmpalasts Greif geschafft hatte, entschloss man sich, um dies zukünftig zu verhindern im Traunparkkino eine eigenen Schiene für den Schul/Schülerfilm einzurichten, wo abwechselnd immer auch Experimentalfilme über die Leinwand flimmerten (- echt legendär: „Gänseblümchen im Wind“) Das „Zentral“, die Räumlichkeiten des Greif und der Treffpunkt in der Pizzeria am Eck, wo Speisen mit Namen der aktuellen Filmtitel serviert wurden, blieben Fixpunkte des heftig umkämpften Festivals in der OÖ. „Provinzstadt“, die in ihrer Kleinheit dieser Veranstaltung volle, ungeteilte Aufmerksamkeit garantierte – ein wesentlicher Vorteil für Festspiele gegenüber Großstädten (siehe auch Bayreuth) – Pyrker verteidigte sein Gesamtkonzept der Filmtage gegen innere & äußere Widerstände („Braune Flecken“) erfolgreich bis Mitte der 90er Jahre. Sein plötzlicher Tod ließ die Filmtage nach Salzburg und schließlich nach Graz abwandern und dort zur Diagonale mutiert aufblühen – vor kurzem stellen dort die nun ehemaligen Youki-Chefs Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger (Ex-Fadi) das Direktorium …

05-09-2017 22;42;4705-09-2017 23;04;5905-09-2017 23;02;17ADSCN1495.JPG

1999 im zweiten Jahr von Medien Gym und Radio FRECH brach in Wels die „Kinova“ aus. Der bekannte Welser Filmemacher Andreas Gruber („Hasenjagd“) mit dem auch die Fadis immer wieder zu tun hatten (Jury, Kooperation) startete einen Versuch, Wels abermals zur Filmstadt zu machen. Schon zu Zeiten von Hans Moser und Theo Lingen wurde hier gedreht und diese Tradition sollte fortgesetzt werden. Doch nach nur einem glücklosen Jahr wurde die Kinova zu Grabe getragen. Die JugendschieneYoung Kinovahingegen überlebte und wurde als YOUKI zum Markenzeichen der jungen Medienkunst weit über Österreich hinaus. Hans Schoiswohl hatte damit nicht nur ein sofort Landeskulturpreis-würdiges Festival kreiert, sondern kurz davor auch noch pädagogisch geadelt mit dem sogenannten Mediameeting – einem vom Medienarbeitskreis des LSR OÖ. ausgearbeitetes und gemeinsam mit dem PI bundesweit ausgeschriebenen Mediensymposium mit internationalen Gästen in den Räumlichkeiten des Welser Hotels Greif. – Hochkarätige Starreferenten setzten sich mit zukunftsweisenden Impulsthemen aktueller Medienpädagogik auseinander. Die zahlreich anwesenden Teilnehmer aus ganz Österreich waren begeistert von diesem „Hochamt“ der Medienkompetenz. Und von Beginn an (wie bei „Schäxpir“) mitten im Geschehen: Das FRECHe Radio

09-07-2013 00;07;12radio frech mister cinema frank h.JPGmm wels 01.JPG

DSCN7449.JPG>mediamEATing< zu „Greif“-Zeiten immer im kulinarischen Rahmen

Glanzvolle Greif-Openings mit Frank Hoffmann und Barbara Rett standen ebenso am Programm der Youkis, wie der berühmte Medienspaziergang Josef Haders durch die Welser Innenstadt auf dem der Ehrenfadinger bis ins FRECHe Studio begleitet wurde …   Auch der MLA (heute im Dschungel Wien ansässig) war damals in Wels beheimatet, schüttete erste Preise für die Fadinger Medienabteilung aus und lud zum Diskurs ein.Youki - Mediameeting im EWW m. Hader.jpgFadinger Ehrenmitglied Josef Hader im FRECHen Studio

Youki 03 pressemedialiteracyaward

MLA 10.JPGP1010171.JPGMKH 14.jpgFRECH Studio Wels.jpg                                       FRECHes Langzeit-Studio in der Sparkasse

Die YOUKI blühte richtig auf – bedeutet sie als Vorname doch „Gesegnete“ oder ohne den Buchstaben „o“: „Schnee“ & „Schneeblüte“ – passend zum coolen Termin später November. Im Indianischen wird es je nach Schriftzeichen mit „Mut“ oder „Glück“ übersetzt – so auch für die Fadis: Unter den „heimischen“ Preisträgern war mehrmals derBLONDE ENGEL mit seinem PartnerLeichtianzutreffen – speziell mit dem legendären Trash Jesus vs. Terminator – Zu diesem Zeitpunkt stand neben dem Schl8hof & X-Außenstellen in der Innenstadt bereits auch das geniale MKH „Medienschloss“ zur Verfügung …

youki 03 Schobi und Leicht.JPGP1040722.JPG                                              Genial: YOUKI von der „MASCHEK-Seite“ …                                                            Unbenannt.JPG          FRECH-Studio (Youki 010) – Heute Fingernagelstudio (Busstation KJ) im Bild am Schirm: Ur-Youki (Ketchup-Flasche)

DSC02075.JPGDSC02317.JPGYOUKI-Vater Hans Schoiswohl hat nicht nur dafür gesorgt, dass junge engagierte Leute mitarbeiten konnten, er hat damit auch gleich kommenden Führungskräften den Weg geebnet: Bei der YOUKI und bei Sebastian & Peter in der Folge auch bei der Diagonale …   Alle Guten Wünsche für die jungen Teams der letzten Jahre und für die Zukunft der YOUKI !!!DSCN2629.JPGchefinnen.JPG                                                      radio-celebración-mundial                                                                                         Hier die —>  RADIOSENDUNG (!) zum MEDIENKULTURHAUS

almseegipfel in angenehmer tallage.JPG„Mediengipfel“ – Alljährlich im Sommer traf man sich beim Hans (rechts im Bild) „daheim“ am Almsee zum gemeinsamen Geburtstag (Hans war nur wenige Stunden älter: 5. „vs.“ 6. August 54 / 2 Löwen & ein Leo) – bis Hans zu Beginn des Linzer Kulturhauptstadtjahrs 09 nach schwerer Krankheit von uns ging.

Sechs Jahre davor als die Welt noch in Ordnung war, saß man in diesem eisig kalten Zirkuswagen, wenngleich diesmal mit über 30 anderen Wärmenden – darunter Presseleuten bestückt mit Mikros und Kameras, denn es war Radio FRECH gelungen Fredi Dorfer vor dessen Auftritt im Greif in das FRECHe Gefährt zu locken. Kabarettkollege Günter Paal hielt den Kontakt mit dem Greif aufrecht, damit man sich nicht sinnlos verquatschen würde. Die Radio FRECHe Moderatorin Sabine Aigner schaffte es, sich im Verlauf des Gesprächs für den dann darauf folgenden Auftritt ins Greif einzuladen mit der Bitte Dorfer möge nicht überziehen, weil sie doch den letzten Zug nach Linz noch erwischen müsse. Gesagt getan – sie war in einer der Logen mit dabei und pünktlich um halb beendete der göttliche Dorfer seinen Abend mit dem Hinweis, dass es heute keine Draufgabe gäbe, da seine heutige Interviewpartnerin jetzt zum Zug müsse …  eine der Sternstunden von Radio FRECH

Dorfer (FRECH Youki).JPGEhrenfadinger Fredi Dorfer im FRECHen ZirkuswagenYouki 02 a.jpg

Oben: Fredi Dorfer im vollen Zirkuswagen / Die längste Zeit allerdings logierten die FRECHen Radiomacher mit ihrem Studio in der Sparkasse (täglich von 9.00 bis 17.00) & nächtigten nobel die ganze Festival-Woche im Greif  …

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YOUKI Auditorium.JPGPannonia.jpg Oben: Ingos Licht-Workshop / Unten: 2017 Fadis am vorweihnachtlichen MKH-SetDSCN1793.JPG

WelserWeihnachtsWorkshops (- im Gedenken an Gerolf)

Für die Fadis endete die Youki immer erst so ganz endgültig mit ihren Workshops im MKH kurz vor Weihnachten, wo meistens schon an Beiträgen fürs nächste Jahr gebastelt wurde. Wenn dabei Ex-Fadis mit Oberstuflern zwei Tage in Klausur gingen und Ingo den mit Schaumstoffteilen randvollen Ausstellungsraum mit Licht & Nebelprojektionen in eine Unterwasserwelt verwandelte, Gerolf Alice am PC schrumpfte und durch die Luft fliegen ließ, während Gerry Wahl mit der Achten nach dem ICH suchte, dann war Schulweihnacht nach eigenem Geschmack und mit dem eigenen Team ausgebrochen – das Christkind wartete so faktisch schon im dunklen Nachbarraum … und dann gings flott durch die wunderschön kitschig beleuchtete Weihnachtsstadt vorbei an der Hans Sachs – Gedenktafel gegenüber des MKHs beim Standlmarkt und dem glitzernden Stadtturm schnell zum Bahnhof – denn oft wars schon mal der „23.“  …

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Manfred Pilsz                                        AUF ZUR XX. YOUKI

FadiMediaBlog

Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“  aktiviert werden können !

Damals & Heute <—- Hier im Youkizin die Kurz-Geschichte zu 20 Jahre YOUKIDSCN4680.JPG

BONUS-Nachtrag speziell für Peter & Sebastian:

DSCN4712.JPGYOUKI DSC07943https://cba.fro.at/250649

nach 24 Min beginnt oben das Radio FRECHe Fadinger Waterloo“Interview”

Hier noch Fadinger Bilder zur Jubiläums-Youki 018:

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… auch in der Schüler-Jury der Youki (wie seit Jahren: Die Fadis)DSCN4658.JPGDSCN4695.JPGDSCN4703    In der Nightline die Bands:  La Sabotage (Sara)  &   Dives (Tamara)    <—- hier Videos                        Sara & Tamara maturierten 2011 in der selben Fadinger Klasse  …

JUBEL YOUKI 2018 JUBILÄUMS Programm 1

kuratiert von Siegfried A. Fruhauf, Rudolf Agner, Anna Spanlang

Seit 1999 flimmerten ca. 1700 Kurzfilme über die Leinwand. Die Künstlerischen Leitungen haben in ihren Erinnerungen gekramt, alter Kataloge durchgeblättert und ihre Lieblingsfilme rausgesucht:

 „Jesus vs. Terminator“ (Schobi & Leichti & Co, AT 2003, 4:20min) – Youki 2003

Dieser 1. Film aus dem YOUKI Jubelprogramm (zur Eröffnung am 20. Nov. 018 um 19.00) stammt vom mittlerweile berühmten  „Blonden Engel“    – damals noch Schüler am Mediengym Fadingerstraße. Gedreht gemeinsam mit seinem Schul-Freund Matthias L., der nun als Lehrer an einem Wiener Gymnasium erst vor wenigen Wochen genau wie das aktuelle Fadinger Team beim MLA je einen der Hauptpreise (im MQ, Mariahilferstr.) abholen durfte …           (unten dazu 3 Fadinger Generationen im Bild: Pilsz, Wagner, Leichtfried)DSCN4337.JPGYouki  Blonder Engel und Leichti im FRECHen Gespräch.JPG Der „BLONDE“ & Freund Matthias L. bei einer YOUKI im Radio-FRECHen Gespräch                                  Matthias L. wiederum ist der Bruder von Tamara (Dives)

Bei der Jubel-YOUKI-Retrospektive 1 & 2 wurde ein Film schmerzlich vermisst:

PSYCHO  ZAPPIN

Derzeit ist die YOUKI mit allen Chancen & Risken am Weg der Mutation zu einem Studentenfilmfestival (- Programmauswahl) jenseits ursprünglicher Intentionen  …

KURZ & KLEIN ! – KARIKATUR ?

Alles ist kürzer, kleiner dimensioniert … und wird ab und an zur Karikatur?

DSCN1520.JPG„Ring-Trilogie“ war für staunende Wagner-Kenner auf Plakaten beim Eingang zum Theater an der Wien zu lesen. Der Ring –normalerweise im Angebot als Tetrapack- diesmal in nur drei Teilen ohne Vorabend und versehen mit den Titel gebenden Namen: Hagen, Siegfried und Brünnhilde. – In jedem der 3 Fälle wird die bekannte Story jeweils aus der individuellen Perspektive einer dieser Figuren abgehandelt, beginnend mit „Siegfrieds Tod“ (bedingt durch Hagen)   – dem dichterischen Ausgangspunkt des Komponisten …  (Anmerkung der Dramaturgie)

Bei diesem Prozedere werden in Summe ungf. bis zu max. 7 Stunden der Originalfassung „eingespart“ durch inhaltliche Abstriche verbunden mit heftigen, szenischen Umgruppierungen. Am Beispiel Brünnhilde durften wir miterleben wie das mit sanften, musikalisch logischen Übergängen lösbar ist. Dirigent Constantin Trinks holt aus seinem „zwergigen“ Nibelungen-Orchester dabei das Maximum heraus.

DSCN1521.JPGNach der stummen Szene der Ermordung Siegfrieds eröffnet „Wotans Abschied“ garniert mit Rückblenden in die Kindheit Brünnhildens das Tableau aus Sicht der göttlichen Tochter. Ohne Loges Feuer geht es nahtlos über in die Morgen- der Götterdämmerung. In der Folge verlässt dann Siegfried das Walkürenfelsenzimmer ausgestattet mit spielbarem Flügel (Tasten statt Helm) und begibt sich als Trockenschwimmer paddelnd mit den Rheintöchtern auf „Heldenfahrt“ – hiebei sowie davor und danach stolpert die Regie Tatjana Gürbacas immer wieder in fragwürdig parodistisch anmutende Sequenzen …

Bt Karte1.JPGAkt 2:  Durchaus überzeugend funktioniert die Personenregie bei der Waltrauten-Szene in Brünnhildes Mädchenzimmer im Stil eines alten, monochromen Films. Mittels Drehbühne und wenigen gezielten Takten geht es weiter: Gibichs Mannen (hervorragend & köstlich der A. Schönberg-Chor) empfangen ihren Chef „Weichei“ Gunther und dessen Braut mit der „Welle“ /wie im Fußballstadion) – bei der „Doppelhochzeit in Weiß“ geht es in optimaler Personenregie drüber und drunter: Gutrune fällt in Ohnmacht als Siegfried  gruppendynamisch in die totale Defensive gerät. Mitten drin thront ungerührt und unbeweglich (wie ein General in einem Kurosawa-Film) Hagen, bei dem Wotan kurz vorbeischaut um ihm die Splitter seines Vertragssymbols vorbeizubringen aus denen Alberichs Sohn sich den Rache-Speer zimmert.

Im 3.Teil des Brünnhilden-Abends hält man sich im Wesentlichen an die Vorgaben des 3. Akts Götterdämmerung – aufgefettet mit Regieideen, wenn zB. Siegfried durch die Rheintöchter (als Warnung) Mimes Kippa verpasst kriegt oder wenn sie am Schluss die „Starken Scheite“ aus der Kinderstube Brünnhildes requirieren. Wotan darf im Rollstuhl dem Weltenbrand beiwohnen, der in einer sich drehenden, langsam versinkenden Verbrennungshalle von „Wal-statten“ geht …

Plakat.JPGDie „Siegfried“-Variante des 2. Tags wäre sicher von den ausgewählten Szenen und speziell von der musikalischen Umsetzung her auch spannend gewesen, zumal Daniel Brenna (Darsteller Siegfrieds) in der Götterdämmerung am Schluss bedingt durch den Vortag doch stimmlich schon etwas müde wirkte. Prächtig der Hagen von Samuel Youn und alles überstrahlend: Brünnhilde Ingela Brimberg.

„Zurück vom Ring“ (nicht als Zitat gedacht) kann man das Experiment nur bedingt als gelungen bezeichnen, dennoch aber als solches befürworten – wenngleich alle drei Abende zu besuchen wurde nicht in Betracht gezogen – Denn das wahre, originäre Gesamtkunstwerk des „Meisters aller Meister“ (Originalton – Anton Bruckner) ist durch absolut NICHTS zu ersetzen !

Manfred Pilsz

                „Den Ring muss ich haben“ (Video):  http://www.dorftv.at/video/21488 

Ring Video.JPGInfos dazu:  http://www.musiktheater.at/index.php/uveranstaltungen/14-news/veranstaltungen/188-den-ring-muss-ich-haben

 

 

KRAMPUSSONG IM TELEGRAMMSTIL

                                     Abendbummel – Höllenrummel – Kettenrasseln                                      Sprüchlein quasseln – Angstpsychosen – Krampusposen

30440bb3697797b6feae5c8bfa3fc17f--christmas-postcards-vintage-christmas-cards„Rückblickende Gedanken zum Auftakt in den Advent“

Beim familiären Abendbummel über den mit einer großen Tanne geschmückten Linzer Hauptplatz konnte es früher schon mal passieren, dass man an einem 5. Dezember in den Höllenrummel der aus der Altstadt kommenden Krampusgruppen geriet. Hektisch laut brüllend liefen sie durch die Straßen. Ein für Kinder unvergesslich gruseliges Kettenrasseln, das in der Stimmung wieder hoch kam als zwei frisch Getraute am 6. 12. 82 beim Aussteigen aus der S-Bahn flankiert von schnauzenden DDR-Militaristen mit Maschinenpistolen von deren Kettenhunden zu den unheimlichen, verspiegelten Passkontrollschaltern verbellt wurden, bis sich dann plötzlich die fast unsichtbare Tür des Bahnhofs an der Friedrichstraße öffnete und man sich am Eck kurz vorm Brandenburger Tor befand. Eigenartig wohltuende Ost-Berliner Ruhe umfing sie, Hausbrandgeruch und weit und breit keine einzige Plakatwerbung – man war zurückversetzt in die frühen 60er, als es hier in Urfahr schon vor Weihnachten große, dicke Flocken schneite, die Kinder aber am gerade noch schwach hellen  Nachmittag in ihrer Schulbaracke saßen bei Liedern und beim Sprüchlein quasseln, die sie für den Nikolaus übten. Man hatte damals wechselweise Vor- und Nachmittagsunterricht, da die Sonderschule auch hier untergebracht war und man im Nachkriegs-Linz noch immer mit dem Wiederaufbau beschäftigt war. Die Volksschüler zogen in ihren 4 Jahren zweimal um in andere Gebäude und hatten jedes Jahr einen Lehrerwechsel. In der Vierten übernahm der bekannte Schulbuchautor und beliebte Direktor Würzl die Klasse – doch zurück in die Erste: Die Sechsjährigen bekamen Angstpsychosen, wenn sie nur daran dachten, dass es gleich dunkel würde. Vor den Fenstern ihrer alten Holzbarackenschule glaubten sie schon Fratzen mit Krampusposen zu sehen, als endlich die Schulglocke läutete. Würden sie es schaffen den Nachhauseweg ohne unliebsame Begegnungen zu überstehen?

DSCN1149.JPGVolksschule – 1941 war die Baracke errichtet worden – 45 diente sie den Russen als Pferdestall

                             Kinder weinen – Mütter greinen – Babyfraisen                              Dreizackeisen – Birkenruten – Rückenbutten

Auch der Klassenjüngste versuchte sein Glück. Ganz schnell steckte er stolz seine Faschingseinladung die er vom Rappl Heinzi für Anfang Jänner bekommen hatte in die Schultasche. Dann lief er durch den halbdunklen Gang zur Garderobe. Manche Mütter hatten es nicht geschafft ihre verzweifelte Brut rechtzeitig abzuholen und so empfing ihn Kinderweinen an der offenen Schultüre. Er wusste, dass er nicht zu hoffen brauchte, denn sein Vater hatte langen Tag und die Mutter kam auch erst gegen 19 Uhr vom Dienst nach Hause – wenige Minuten vorm Nikolaus. Am Vorplatz ein Auflauf: Mütter greinen, ein Kinderwagen, daraus schrill laute Babyfraisen – nichts wie weg … Die Angst stieg erst so richtig hoch als es auf der Straße nun still wurde. Eigentlich war er ja in Hochstimmung: Er war als Klassensieger des von seiner geliebten Lehrerin ausgerichteten Gesangsbewerbs vor wenigen Tagen hervorgegangen und er sollte sich wenig später Gesamtsieger nennen dürfen. Aber jetzt hatte er andere Sorgen. Überall hinter jedem Busch am Straßenrand konnte ein Dreizackeisen auftauchen und der kleine, kränkliche Taferlklassler gab sich wenig Chancen einem echten Krampus zu entkommen. Seine  Oberlehrerin Haase nannte ihn „Krankensessel“, denn sein Platz war oft mal leer, wenn er sich nach wenigen Schultagen die nächste Kinderkrankheit eingefangen hatte. Der Kindergarten hätte ihm auch diesbezüglich gut getan. Statt dessen war immer ein junges Dienstmädchen in seiner Nähe und hoffentlich auch jetzt zuhause, um ihn vor den Schlägen mit den Birkenruten zu bewahren. Gäbe es schon eine Schneedecke am Asphalt, dann wärs kein Problem: In den Weihnachtsferien konnte man alle Jahre wieder vom Pöstlingberg und seinen Rodelwiesen beim unteren Dießenleitenweg übers Petrinum mit dem Schlitten und Höllentempo vorbei an der Müllgrube (heute Sportplatz) und der Barackenschule  bis runter in den Karlhof gelangen. So wie mit dem Tretroller unterm Jahr. Erst direkt vor der Wohnung in der Leonfeldnerstraße wurde es richtig flach. Mittlerweile hatte er klamm die mit alten Straßenlaternen auf schwarzbraunen Holzmasten ausgeleuchtete kleine Kreuzung erreicht und bog in die dort abschüssige Teistlergutstraße ein, als er eine große, dunkle Gestalt am Ausgang des Holzwurmwegs im Augenwinkel sah und sofort zu laufen begann, ohne sich umzudrehen. Er wollte keinesfalls in einer dieser Rückenbutten landen, mit denen kleine Kinder in schaurige Kohlenkeller „vazaht“ wurden, um dann dort verdroschen zu werden. Nur noch wenige Meter bis zum Zebrastreifen. Hier könnte man auch direkt in die Polizeistation laufen. Die hell ausgeleuchtete breite Straße bot Sicherheit, die Autos blieben stehen, er hatte es geschafft denn eine schmale Quergasse und zwei Türen weiter war das Ziel.

krampusmontage.jpgDas Problem ist weder die Balkan- noch die Mittelmeer-, sondern die Birkenrute

Hader Privat zu Josef & der Krampus:

                      Hinterm Fenster – Nachgespenster – Treppenknarren                           Schreckerstarren – Schlägerei – Wehgeschrei

Hinterm Fenster wurde gerade das Licht aufgedreht und der Stohr vorgezogen. Es war also jemand zuhause und keines der Nachtgespenster war ihm gefolgt. Er läutete und bereits Sekunden danach öffnete die 18jährige Rosmarie die Haustüre und bugsierte ihn ins sichere, wohlige Innere. Moderne Gasöfen sorgten in der neuen Wohnung in vier Zimmern für angenehme Raumtemperatur. – Noch bis vor kurzem und im alten Haus war dies die Aufgabe eines gefährlich rot glühenden Gusseisenofens gewesen. Mutter & Oma hatten auch diesbezüglich große Besorgnis um das Wohl des Knaben. Nunmehr waren junge Kindermädchen für das Wohl des Bürschleins abgestellt: Eine Hermi aus Gallneukirchen wurde abgelöst von den Großcousinen Kati und Rosmarie.

Kurz vor seinem 6. Geburtstag war man her zur Volksschule übersiedelt, von der idyllischen Altomontestraße, den weiten Feldern ( – heute PRO-Kaufhaus und Stadtautobahn), die man über einen Weg auch mit dem Kinderwagen queren konnte bis hin zu einem Bach, der hinter einem Bauernhaus vom Bäumen flankiert durch den Urnenhain in Richtung Donau fließt. Damals war im Sommer das Gewässer für Kinder durchaus noch zum Baden geeignet …  Am Ende der Straße befand sich eine alte Kohlenhandlung, die im Winter direkt durch die Kellerfenster belieferte – dahinter ein Teich, wo man ganze Sommer Nächte lang den „Froschgesang“ hören konnte. Wunderbar war auch der große Innenhof mit dem großen Steinnilpferd und dem Delphin aus dem Wasser sprudelte. Ein Terrain, das sein mutiger erster Freund Gerhard auch gegen größere Burschen mit Wort und Tat verteidigte, doch das war nun Geschichte. Nur die Bücherei am Eck in der Linken Brückenstraße führte ihn auch später wieder alle paar Wochen hierhin zurück.

OLYMPUS DIGITAL CAMERASein nunmehriges Zuhause ohne Holzstiegen und dem damit verbundenen öden Treppenknarren war das erste neu gebaute Haus inmitten der „Hitlerbauten“ an der Leonfeldnerstraße, die gleich danach enger wurde und gemeinsam mit der Linken Brückenstraße in die Felder überging. Schon damals gab´s den Bus bis zum „Jäger im Tal“ kurz vor der Lederfabrik im Haselgraben und eine seiner Haltestellen direkt vorm Kinderzimmerfenster. Dieser Bus sollte ihn nur wenige Jahre später in der Unterstufe am Krampustag von der Straßenbahn an der Biegung zur sicheren Heimstatt bringen. Dazu musste man am Eck Reindlstraße schnell zusteigen. Auch Mitte der 60er waren das Feeling, der Geruch und das ungute Bauchgefühl noch da. Hausbrandgeruch in der Urfahraner Hauptstrasse mit den großen leuchtenden gelben Sternen im Dezember. Weihnachtsbäume und Gestecke gab´s in kleinen Gasse dahinter, wo einige Gärtnereien untergebracht waren (heute steht dort das Lentia) und das Schaffer-Holzwerk. Vor Weihnachten hing an jedem vierten Fenster in Urfahr ein Fasan. Meist bis ganze zwei Wochen (also viel zu lange) davor musste das „Prestigetier der 60er Weihnachten“ dort im natürlichen Kühlschrank „abhängen“, um dann im quasi „halbverfaulten“ Zustand aufbereitet zu werden. Endlich mit dem Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung kam der Bus. Nur drei nervöse Schüler stiegen zu und weiter ging die Fahrt zur Friedenskirche – der Name täuscht, denn an der Busstation war zu befürchten, dass dem Pfarramt frisch entsprungene Kramperl versuchen könnten den Bus zu entern. Umso erfreulicher war es, als man über die Kreuzung Freistätterstraße zur Haltestelle einbog, dass kein gehörnter Geselle am Trottoir auszunehmen war. Es wollte auch niemand aussteigen. Doch plötzlich Schreckerstarren: Irgendjemand oder etwas drosch von außen gegen die geschlossene Wagentür. Es wurde heftig an der Schnalle gerüttelt. Doch als Ruten sichtbar wurden die gegen das Autoblech hämmerten, setzte sich das Gefährt endlich in Bewegung. Durch das hintere Fenster wurde man Zeuge einer Schlägerei. Das Wehgeschrei der Beteiligten ging im Motorenlärm und dem wilden Durcheinander der aufgebrachten Fahrgäste unter. In einer Minute würde der Bus den Karlhof erreichen. Höchste Zeit, denn Onkel Toni hatte sich angekündigt, um schon jetzt sein Weihnachtsgeschenk zu deponieren: Seit Schuleintritt lag so jedes Jahr „Das große Jugendbuch“ vom Verlag „Das Beste“ unterm Baum – zuletzt mit dem gar nicht schwachen Würfelspiel „Autorennen Paris-Dakar“ auf den letzten Seiten der Ausgabe – das macht dann doch Hoffnung auf mehr davon …

ER-und-sein-Stellvertreter  Spittelberg Dez. 013  Der Vergleich macht Sie sicher.jpgVon der Spittelwiese zum Spittelberg: Er und sein Stellvertreter – der Vergleich macht Sie sicher

                             Geißfußkratzen – Teufelsfratzen – Pferdeschwänze                                     Hexentänze – Besenreiter – usw.

Anfang Dezember ging’s aber nicht immer nur bloß um Geißfußkratzen und Teufelsfratzen:  „St. Nikolaus ora pro nobis“ steht groß auf der Kirche neben dem heutigen ARS-Center und der Stadtwerkstatt mit ihrem Radio FRO Studio. In dieser Kirche fand vor nunmehr 35 Jahren am Tag der Heiligen Barbara eine Trauung statt, bei der nicht nur Althea Bridges, sondern auch der Bräutigam selbst seine Braut zum Altar sang. Die Hochzeitsreise nach Berlin fand seither Anfang Dezember eine Entsprechung mit Fahrten nach Venedig und Wien …

Leinwand Hochzeit.JPGLeinwand Hochzeit

„Pferdeschwänze – Hexentänze – Besenreiter – und so weiter  …“  – „Ich hör´s noch, als wär´s gestern gewesen“, meinte eine etwas über 40jährige in Erinnerung an ihre Schulzeit am Fadinger BRG. Jedes Jahr Anfang Dezember hat er seinen jüngsten Unterstuflern diesen „Krampussong im Telegrammstil“ aufsagen lassen als feine phonetische Übung im Zeitraffer. Man musste schnell  und deutlich sein, jeder Fehler wurde zu den Sekunden dazugezählt, die mit einer Stoppuhr festgehalten wurden. Zwischen 14 und 16 Sekunden war die Sollzeit für einen 1. Platz angesiedelt. Es war eine Sprechübung von vielen, ein Wettbewerb, der verteilt übers ganze Schuljahr stattfand. Die ersten Drei wurden meist am Zeugnistag mit einem goldenen, silbernen und bronzenen Notenstift und essbaren Brucknernoten ausgezeichnet. Die Besten erhielten die große Ausgabe dieser köstlichen Linzer Variante der Salzburger Mozartkugel. Davon unabhängig gabs das „Hubi-Spiel“, wenn vor Weihnachten oder zum Semesterschluss der Ratehubschrauber bestückt mit Fragen zu allen möglichen Fächern vom Fadinger Schulhof hinaus in alle Welt flog und man die Antworten dazu und seinen Aufenthaltsort erraten musste. Nicht von ungefähr bekam er von seinen MaturantInnen 011 einen kleinen, blauen Modell-Hubschrauber zum Schulschluss geschenkt …

Manfred Pilsz

Super Hubi 1.JPG        „Super Hubi“ im Adventkalender

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„OÖ im Film“ 017 (Ein Festival im 30. Jahr)

Festival-Eindrücke und Gedanken eines alteingesessenen Autors & „Jung-Jurors“  „Ist das nun schon der zweite Durchgang?“ Die Frage ließ den Angesprochenen kurz hochblicken und entlockte ihm ein schroffes: „Jo, oba da Hirscha is nu obn“, bevor er dann wieder in seine Leberknödelsuppe abtauchte. Auch die Stammtische rundum widmeten ihre Aufmerksamkeit nach der kurzen, ungewohnten Störung durch einen Fremden hier in ihrem „2. Wohnzimmer“ wieder der Mahlzeit und der sonntäglichen Wintersportübertragung am Fernsehschirm der Gaststube. Die Wirtin schickte beim Abräumen noch ein herzliches „Pfiat ihna“ nach, dann schloss sich die Tür des Beisls. Die köstliche, nunmehr schon traditionelle Milieustudie war damit beendet und ein wunderschön grauer November-Mittag im Linzer Franckviertel brach an. Hier im Zentrum der Wimhölzlstraße steht der Prachtbau der Wohnanlage in Form einer Halbellipse mit Vorplatz und Brunnen. Eckerker mit kleinen Türmchen und Fensterformen aller Art luden auch diesmal wieder zum Schauen und kurzen Verweilen ein, bevor sich ein gesprächsintensiver „Verdauungsspaziergang“ anschloss. Das alljährlich stattfindende Filmfestival „OÖ im Film“ hatte Autoren, Publikum und Jury auch heuer wieder im November an den Linzer Lonsdorfer Platz ins KUK gelockt.

DSCN0577Bereits nach wenigen Metern des Rundgangs war man beim Thema „Jurierung“ und den Nöten und Ängsten der Autoren angelangt. Da hat man an seinem neuesten Opus Wochen, ja Monate lang gearbeitet, dann wird es dunkel im Saal, hinten will einer im letzten Moment raus (ein ansich unfreundlicher Akt), ein Gegenstand fällt klirrend zu Boden, bereits jetzt stellt sich heraus, dass der Film zu leise eingespielt wird und warum ist die Titelschrift nicht hundertprozentig scharf – hat man etwa die falsche Kopie abgegeben? Das wär extrem schlimm, denn da fehlt ja auch das Fadeout beim Abspann – wenn das nur gut geht …

Warum schreibt sich der Juror außen links ständig etwas auf, der soll die Taschenlampe abdrehen und lieber auf die Leinwand schauen, sonst kennt er sich nicht aus und erzählt nachher beim Filmgespräch nur Blödsinn und beeinflusst seine Kollegen …     oder bedeutet das Geschreibsel gar, dass er sich schon jetzt festgelegt hat und einfach nur noch Fehler notiert? Können die den Ton nicht lauter schalten? – Freunde, das ist ein Musikfilm – Bilder zum Hören !!!

20170422_121003 Ausschnitt.jpgEin Jurymitglied das nicht schon selbst einmal als Autor dieses Prozedere einer Fremdbeurteilung über sich ergehen lassen „durfte“, wird vielleicht weniger sensibel an die Aufgabe heran gehen, als ein verletzlicher Filmemacher, der immer wieder bei Jurierungen hoffen darf, dass sein jüngstes „Kind“ erfolgreich und unbeschadet durch allzu harte Kritik über die Leinwand flimmert …   Rein geschmäcklerische Kritik, sowie eine durch mangelnde Allgemeinbildung eingeschränkte, subjektive und durch besondere Interessen speziell selektive Wahrnehmung von Jurierenden sind dabei die gefährlichsten Vertreter einer vermeidbaren, vermeintlichen „Gegenseite“.

 > si tacuisses philosophus mansisses < – wäre da zwar manchmal gut, aber kneifen gilt nicht, denn so wie sich der Autor der Jury ausliefert, so hat sich auch der Juror den Filmen zu stellen – egal ob dann Gold, Silber oder Bronze dabei herauskommt – begründen muss mans können – und dazu hat man die branchenüblichen, allgemein gültigen Bewertungskriterien zu kennen …  wie Regeln der Dramaturgie – sprich Handlungs-, Figuren- & Wirkungsanalyse, Bauformen (Kamera, Ton, Bildinszenierung), Montage …

Eine Jury sollte sich in jedem Fall als „Fach-Publikum“ verstehen. Am aller schlimmsten erscheint uns daher die Mitdenk- und Interpretationsverweigerung bzw. -unfähigkeit einer Jury zu sein, die dann als Selbstschutzmechanismus auch noch stolz und präpotent verbal hinaus posaunt wird – dies kommt einer zur Schau getragenen Unfähigkeitsdeklaration gleich und müsste zur sofortigen Abberufung der JurorInnen führen. Aussagen wie: „Ich kann mit dem Film inhaltlich nix anfangen“ oder „Da kennt sich keiner aus und ich kann (und will) daher diesen Film nicht bewerten“ sind in jedem Fall mit ROT zu ahnden – durch den Vorsitz bzw. die Veranstalter …

Eine JURY ist kein Gericht über, sondern im besten Sinne eine Anwaltschaft für Schaffende und ihre Werke – sicher aber nicht die letzte Instanz !

Sollte es nicht eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Menschen, die in einer Jury tätig werden, über die notwendigen fachlichen Kompetenzen verfügen, sich mit gebotener Empathie, Zurückhaltung & Wertschätzung in den Dienst der Sache stellen und dies letztendlich in angemessener Form analysieren sowie untermauert durch Argumente auch entsprechend verbalisieren können, ohne dabei den wichtigen Unterhaltungsaspekt im Sinne von intelligentem, also echtem Humor (natürlich im Sinne der Autoren) im Vortrag außer Acht zu lassen?!

Nicht alle der oben angeführten dafür notwendigen Parameter lassen sich durch eine im VÖFA zweifellos gute Jurorenaus- und -fortbildung antrainieren. Daher sollte man sich nicht scheuen, Fachleute aus dem Bildungs- & Medienbereich in die Verbandsjury da und dort einzuschleusen, sowie nach Möglichkeit auf eine Ziffernbenotung speziell im Vorfeld von Filmgesprächen zu verzichten. Der Hinweis, dass es ja ohnehin eine Zweitwertung geben würde, macht die Sache nicht besser, zumal von dieser viel zu selten Gebrauch gemacht wird. Meist werden die Erstwertungen durchgewunken, da man sich scheinbar durch Filmgespräche nicht schlauer machen oder gar korrigieren lassen möchte und eine Wertungsänderung, womöglich von „Anderen“ als Eingeständnis des eigenen Irrtums ausgelegt werden könnte.

                                                                Ein Plädoyer für Worte statt Noten                                                                      Usancen sind keine unverrückbaren Naturgesetze

20171112_175415.jpgLeider auch hier …

Die dem Jurygespräch, das man lieber als Diskussion innerhalb der Jury und als Dialog mit Autorenschaft & Publikum sehen würde, folgende „Benotung“ von 1 bis 4 oder etwa gar 5 erscheint mir obsolet und sollte  –wenn überhaupt-  wie im echten Leben der ganz großen Filmfestivals hinter verschlossenen Türen stattfinden – ohne Veröffentlichung von (oftmals sinnlos verletzenden) Teilergebnissen (1,2,2,4,5 bedeutet Silber – die deplazierten 4er & 5er könnte man so aber den Autoren ersparen) Man kann auch von Ziffern nichts lernen – aus Gesprächen sehr wohl und sei es nur, dass man innerhalb der Jury scheint´s überfordert war. Mehr Sonderpreise in Form von kostengünstigen, aber durchaus wertschätzenden Urkunden sollten angedacht werden (- Schluss mit den abwertenden „Diplomen“ & Teilnahmen …)

Wie kann überhaupt ein „Benotungssystem“ mit nur 3 wirklich „erwünschten“ Ziffern der Bewertung unterschiedlichster Genres und Umsetzungen wertschätzend gerecht werden? Pingelige „Beckmessereien“ in Form von Detailwertungen im Zehntel-Bereich verknüpft mit abstrusen Bewertungskriterien (teilw. bei den Eurofilmern) machen die Sache auch nicht besser. Man könnte einfach über Filme profund reden, ohne ein Taferl hochhalten zu müssen. Es lebe der offene Dialog zwischen den Juroren, mit Autoren & Publikum  – eben so eine richtige Festivaljury, wie bei der Löwen- und Bärenjagd am Lido oder an der Spree … bzw. auch bei MLA oder Youki

Wann wird man diesbezügl. „Erwachsen“ und  vergisst endlich die „Schulnoten“? – wie beim Festival der Nationen, wo man zwar öffentlich diskutiert, auf das Herzeigen von Benotungsziffern aber verzichtet und das finale Jurygespräch in aller Ruhe unter sich im Kreise von einschlägigen Fachleuten stattfindet, wie es auch bei großen Festivals wie Venedig, Cannes & CO üblich ist – „Hier gilt`s der Kunst“ (Zitat „Meistersinger“) …

Dieses „Erwachsenenprogramm“ sollte und kann man jeder Jury „zumuten“ und dann auch flächendeckend übernehmen (zumal ja auch oft die verbalen Jurorenbeiträge nicht mit deren vager Ziffern-„Benotung“ übereinstimmen – das könnte man allen Beteiligten somit ersparen)

Und überhaupt: „What shalls“ (- wie der „Anglo-Lateiner“ sagt) Sonderpreise und UNICA-Teilnahmen wurden bisher auch immer im stillen Kämmerchen ohne Beisein von Autoren & Publikum vergeben – Alles nur eine Frage der Gewohnheit …  Bemerkung am Rande: Warum probiert man bei UNICA-Nominierungen nicht häufiger mit sprachunabhängigen Musik- und artifiziellen Experimentalfilmen zu reüssieren (- für das höchste Gremium der UNICA-Jury sollte das doch kein Problem darstellen – oder?)

galeriebild.jpgImmer wieder im Rampenlicht – speziell auch bei Preisverleihungen: Das Medien-GymDSCN1435

OÖ im Filmwar und ist ein notwendiges und dankbares Experimentierfeld jenseits der Tretminen von Klubvorgaben und Paragraphen das mehr als beispielgebend sein könnte. Danke an Konsulent Erich Riess, der seit nunmehr 30 Jahren dem Festival „OÖ im Film“ vorsteht und dieses überhaupt erst möglich macht. Nicht zu vergessen seine Verdienste um dasFestival der Nationenin Ebensee, das nunmehr ins Programmkino Lenzing übersiedelt ist und nicht nur über eine Profi-Jury ohne Ziffern als Haltegriffe für die Wertung verfügt, sondern auch bei den Einreichungen aus der ganzen Welt vornehmlich von Filmhochschulen und dem Profilager beschickt wird. Erfreulich da wie dort die eingerichtete Jugendschiene und eher hinterfragenswert, die in Lenzing mittlerweile leider dünn vertretene „Amateurliga“. BeiOÖ im Filmist es diametral umgekehrt und fein säuberlich getrennt, wobei auch hier in allen 3 Kategorien Filme auf höchstem Niveau dargeboten werden. Betreffend Dachverband Dank auch an Präsident Peter Glatzl der den VÖFA modernisiert, Neuerungen aufgeschlossen geöffnet und mit eigenen Ideen bereits viel bewegt hat.

OÖ im Film im Radio FRO Studio.JPG Hier gehts zur FROhen Radio-Sendung

Wenn in Lenzing die Profis groß aufgeigen sollte das nicht abschrecken, sondern viel eher anspornen – dabei gewesen sein zu dürfen ist nicht nur ein olympisches Prinzip, sondern hat in der Geschichte des Schülerfilmprogrammkinos schon bei den Österreichischen Filmtagen im Wels der 80er Jahre seine beflügelnde Gültigkeit besessen. Apropos Jugend- & Schulfilm: Das Thema Jugend ist wie in allen Kulturvereinigungen nicht so verkrampft zu sehen: Bei diversen Bewerben werden die „Digital-Nativs“ verlässlich technisch federführend auftauchen, im Klubleben hingegen wird man die „Vereinsjugend“ eher im Bereich zwischen 55 und 65 verorten müssen, aber das ist bei einem Bruckner oder Wagner-Verein auch nicht viel anders … (- junge „StipendiatInnen“ werden später vielleicht Mitglieder)

Der Verband der Österreichischen Filmautoren stellt mit seinem dichten Klubleben und seinen Bewerben & Veranstaltungen eine wichtige, vielfältige Plattform dar, ohne die die aktiven, begeisterten Filmemacher weder genug Präsentationsflächen noch Fortbildungs- sowie Austauschmöglichkeiten vorfinden würden. Dazu die Vernetzung zu internationalen Vereinigungen, Institutionen und Bewerben wie der UNICA, den Eurofilmern usw. …

Manfred Pilsz

Einer der Siegerfilme 017

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NACHTRAG 019  u. a. zum Thema OÖ IM FILM:ph tv 1b.jpgEine Sendung auf dorfTV im Rahmen des Segments der Pädagogischen Hochschule:  „Linzer Filmklub AFL  –  Impulsgeber,Medienplattform und Bindeglied zum kulturellen Umfeld“   —>  https://www.dorftv.at/video/32159

ALLERSEELEN – „Wie einst im Mai“

1oben Unbenannt2.JPG1unten Unbenannt 21a.JPG

Ein lauter werdendes Rascheln löst das ferne, heisere Krächzen von Krähen und Raben ab. Im fahlen Licht Schritte, die das dichte, welke Laub teilen, das den Weg dem suchenden Blick meist nur kurz preisgibt. Ringsum klingt alles fast so wie in Watte gepackt, ganz ähnlich wie an einem Hochwintermorgen hier auf der Gugl, wenn dicke, frische Schneebauschen im Park mitten in der Stadt für Dämpfung, ja eisige Stille sorgen. An der Kuppe angekommen zeichnet sich unten im Nebel dunkel leuchtend das Kardinalsrot eines einsamen Blutahornbaums am Boden rund um den Stamm und nur noch recht schütter im Geäst seiner Krone ab. Aus dem sonst eher falben, bräunlichen Laubteppich flammen einzelne, knallgelbe, frische Blätter auf, die auch auf der glatten Oberfläche eines schmalen Bachs in unterschiedlichsten Formen treiben. Ein heftiges Rauschen hebt an, als der wilde Novemberwind in den Mischwald fährt und jede Menge an Nachschub vom Himmel segeln lässt. Inmitten des dunklen Nadelgehölzes ein kalter, bemooster Steintisch …

2A Unbenannt 5.JPGStell auf den Tisch die duftenden Reseden,
Die letzten roten Astern trag herbei,
Und lass uns wieder von der Liebe reden,
Wie einst im Mai
.

2B Unbenannt1.JPG3B DSCN0134.JPG

„Der November ist der Mai des Herbstes“ 

Gedanken und Rückblenden zum sonst eher ungeliebten Frühling, dem Vorboten des meist unerträglichen Sommers kommen plötzlich auf, ausgelöst durch die feinen Steinstatuetten eines Liebespaars: Ausgebreitete Arme eines jungen Mädchens im Dirndlkleid zwischen hohen französischen Hecken – Bilder aus längst vergangenen Tagen werden kurz wieder wach, um bereits im nächsten Moment sich wieder im angenehm unaufgeregten Herbst aufzulösen und abzudunkeln. Auf einem massiven, felsenartigen Grabstein zeichnet sich der feingliedrige Schatten einer Frauenhand.

4A Unbenannt 11b.JPG4B Unbenannt 15.JPG
Gib mir die Hand, dass ich sie heimlich drücke
Und wenn man’s sieht, mir ist es einerlei,
Gib mir nur einen deiner süßen Blicke,
Wie einst im Mai.

Im Mai 1864 verstarb der Dichter dieser Zeilen Hermann von Gilm in Linz, wohin er zehn Jahre zuvor gezogen war. Am 1. November 1812 in Tirol geboren war Gilm hier an der Donau als Leiter des Präsidialbüros tätig, „unerhört“ verliebt, aber nur kurz verheiratet.

Hier unsere Visualisierung:

5A 2017-05-30 15.20.32.jpg5B 6bf.jpgRichard Strauss Villa & Institut in Garmisch 2017

Am 31. Oktober 1885 hat uns der damals junge 21jährige Komponist Richard Strauss die Musik zu Gilms Text geschenkt. Ob der Sänger die Rolle des Trauernden oder des Toten einnimmt bleibt ebenso offen, wie das Verhältnis der beiden zueinander. In unserem Film „Wie einst im Mai“ steht eine junge Frau am Allerseelentag vor einem Grab in einem Waldfriedhof. Es entsteht ein Stimmungsbild bei dem sich die Handlung selbst auf einen inneren Dialog beschränkt, der aus realen, herbstlichen Sequenzen und rein gedanklich emotionalen Rückblenden besteht. Ob der singende Betrauerte nun der tote Liebste, ein Freund, der Bruder, Vater oder gar ein verehrter Fremder ist, dem die Worte in den Mund gelegt werden – wir können es nur vermuten, es uns aussuchen, oder der Stimmung folgend: Dem tönenden Schall lauschen …

6 Unbenannt 12a.JPG
Es blüht und duftet heut auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre ist ja den Toten frei,
Komm an mein Herz, dass ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai

  „Allerseelen“ – Konzertaufnahme mit dem BLOG-Autor als Sänger (80er Jahre)

7A 2017-05-30 15.18.13.jpg7B 2017-05-30 15.28.48Im Frühjahr 018 wird unsere neue R. Strauss-Visualisierung „Wie einst im Mai“ im Rahmen der VÖFA präsentiert. Die Verfilmung eines weiteren Lieds von Richard STRAUSS ist derzeit in Planung …

Manfred Pilsz

                                            Im obigen Beitrag Bilder zum und aus unserem neuen Film …                                                                               Hier im Anhang noch ein Beispiel für das Opernschaffen von Strauss: „SALOME“
Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“  aktiviert werden können !

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Eurofilmer- & VÖFA-Plakette

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Radio-Sendungen rund um „Allerseelen„: >>>November/Herbstgedanken“ sowie „Gespräch um letzte Dinge <<<

Gewidmet: Rosa Pilsz und Hans Schoiswohl (5. 8. 1954)

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Der November ist der Mai des Herbstes – Beide Monate beginnen mit einem Feiertag. Im November folgt da dann Allerseelen. Beim gleichnamigen Kunstlied von R. Strauss findet sich der Bezug zum Wonnemonat im Text von H. v. Gilm wieder:

Ein Tag im Jahre ist ja den Toten frei,
Komm an mein Herz, dass ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai

Der „Nebelmond“ hat nach dem Morgendunst warme Sonnenphasen an vereinzelten Nachmittagen zu bieten, bevor er in den winterlichen Dezember hinüberdämmert. So, wie der Mai noch mit April-Tagen und Nachtkühle aufwarten kann, bevor sich der Juni pünktlich gnadenlos zur Sonnenwende mit der ersten Hitzewelle einstellt. Im Dezember hingegen bleibt es zwischen Nikolaus bis knapp vor Weihnachten seit Jahren bloß bei der Andeutung einer weißen Decke: Ein paar Flocken, die zur Wintersonnenwende bis zum Fest alle wieder zerflossen sind – „Tauet Himmel den Gerechten„?

HALLOWEEN

Nach der wie üblich heißen Sommerdepression war er nun in seinem Herbst-Highlife voll angekommen. Wenn die Donau morgendlich dampft und genüsslich in dicken Wattewölkchen im Flussbett vor sich hin gurgelt, wenn das Mühl4tel in „Indian Summer -Farben“ erstrahlt und die Gastgärten am Nachmittag ohne Sonnenschirme auskommen, meist abendlich mit Wärmeschwammerln und/oder -decken ausgestattet werden, dann ist endlich wieder seine Zeit gekommen.

Jetzt aber empfängt ihn ein eiskalter Windstoss, als hinter ihm die Autotür schwer ins Schloss fällt. Nur noch das Geräusch der Verriegelung, dann wird es still. Im Eck des Schulhofs sieht es so echt verlassen aus, obwohl in einiger Entfernung vereinzelte Fahrzeuge parken. Eine für diesen Ort ungewöhnliche Ruhe, als würde das ganze Haus an einer Schularbeit laborieren. Herbstferien? (– so erfreulich wie 2012) Alle Fenster sind dicht verriegelt. Dafür sorgen wohl die plötzlich aufgetretenen Minusgrade. Jacke zu und den extra langen Schal vor den Mund denkt er. Doch seit kurzer Zeit gilt ja ein allgemeines Vermummungsverbot. Sein Hausarzt urlaubt gerade wieder mal auf einer spanischen Insel. Mit einer ärztlichen Verschreibung wäre ein Wollschal bei dieser Temperatur machbar, aber ohne Fachexpertise … Lachend beschließt er es zu riskieren, denn die aktuelle Grippeimpfung ist noch ausständig und zur Not gibt es unter seinen Exschülern genug Ärzte, die ihn im Nachhinein noch exkulpieren würden. Die Stadt versinkt in einer dicken Nebelsuppe, fehlen nur noch erste fette Schneeflocken und ein wenig Hausbrandgeruch (olfaktorische Kindheitserinnerung der noch frühen 60er in Urfahr) zum vollkommenen Spätherbstglück, wenn nicht die bittere Kälte wär. Selbst dem extrabreiten Schal gelingt es nicht das Gesicht eisfrei zu halten. Aber was solls, nicht jammern während die werktätige Bevölkerung der Arbeit nachgeht, darf der selige Pensionist gemütlich in die Stadt flanieren, wenngleich es heute nicht wie sonst üblich ins Cafe geht. Vor wenigen Tagen saß er noch bei Schokokuchen und einer Melange im „Brückl“ als er wie früher in seiner „Aktivzeit“ zummedia literacy awardfuhr, einem Jugendmedienfestival (vergleichbar mit der YOUKI Ende November) der ersten Sahne, das alljährlich kurz vor der Viennale im Wiener Dschungel über die Bühne geht – „Vienna calling“ – da war er im vollen Leben: „Hallo Wien“ … ganz anders heute zu Halloween …

Neben dem Zebrastreifen keine ungeduldig wartenden Autos, geschweige denn auf ihm entgegenkommendes Fußvolk. Es ist verdammt dunkel, als er über den kurzen Trampelpfad den „Roten Platz“ erreicht. Eben hatte er noch das Gefühl, dass er von hinten Gesellschaft bekäme, doch da ist nichts. Keine Menschenseele verirrt sich an diesem frühen Vormittag in die Innenstadt. Gibt’s soviel Evangelische, die heute frei haben und lieber daheim bleiben bei dem Wetter?

Bühnenbild Marke "Ingo"

Und dann ein gespenstischer Anblick: Auf einem übrig gebliebenen Gastgartentisch thront ein überdimensional großer Kürbisschädel. Der geschnitzte Mund und die geschlitzten Augen flackern unruhig, obwohl hier zwischen den Häusern kaum ein Windhauch spürbar ist. Als er die unheimliche Stätte quert, vermeint er hinter sich wieder Geräusche zu hören. Während er unter tags speziell von kleinen Kindern, die aufgeregt an Mutters Mantel zupfen in den Monaten vor Weihnachten als Nikolaus oder Weihnachtsmann wahrgenommen wird, wechseln normalerweise wenn er nächtens nach hause geht in den nicht ganz so hellen Gassen Leute eher ängstlich die Straßenseite. Die die es nicht tun, denen würde er jetzt eher lieber nicht begegnen. Mit etwas rascherem Schritt nähert er sich diagonal der Gasse die ihn zu seinem Ziel bringen sollte. Am anderen Ende des düsteren Zubringers gleitet in großer Entfernung im angemessenen Schritttempo ein erleuchteter Straßenbahnzug vorüber. Dann übernimmt wieder eine alte Straßenlaterne in deren zum Rand hin schwächer werdendem Lichtkreis sich die Umrisse einer einsamen Bank abzeichnen. An sich ein vertrauter Platz, den er mindestens einmal zu Monatsbeginn aufsucht. Meist nützt er sein dortiges Verweilen zu einem informativen Gespräch, ohne ungesunder Hektik. Ein gemütlicher Ort der Ruhe. Doch heute: Schon wieder diese Geräusche, oder ist es Musik? Ja, es könnte eine Spieluhr sein. Dunkle Filmbilder steigen in ihm hoch. Er will sich nicht umdrehen, doch vielleicht kommt es ja von der Bank her. Kurz stockt er, als er einer Gestalt gewahr wird die neben der Bank aus dem Dunkel auftaucht: Eine spitze, rote Kapuze und irgend etwas blitzt darunter auf – eine Figur wie in „Wenn die Gondeln Trauer tragen“?

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Oder ist es gar einer dieser idiotischen Horrorclowns? Die Musik wird überfallsartig laut, die automatische Türe der Bank hatte sich geöffnet und er taucht ein in den Weltspartag. Der Pappendeckel-Sparefroh diese traurige Erscheinung neben dem Eingang muss draußen bleiben und bei faktisch Null Prozent Zinsen (bestenfalls angesiedelt im inflationären Promille-Bereich) wird wohl auch die Euro-Maja „Sumsi“ dem Bienensterben  & das Sparschwein der Pest anheim gefallen sein – Ebenso ex wie die horriblen Geschenke für anleihen- und anderweitig risikoresistente „Draufzahler“. Der „Weltspartag“: Leider nur eine „Nullnummer“ trotz angeblich prosperierender Wirtschaftszahlen ! In Kinderzeiten war das noch ganz anders: Mit wenig in der Sparbüchse war man hin gegangen und mit einem Sack voller Geschenke wieder nach Hause gekommen. Zuvor hatte man bereits beim „Schulsparen“ abgeräumt …

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Josef Hader (ganz kurz „Privat“)

Früher in weltwirtschaftskrisenfreien Erntedank-Zeiten traf man sich allherbstlich im Palais des Kaufmännischen Vereins Ende Oktober & besuchte die:

Maturabälle des Fadinger Gyms …

umzug 2.JPG24-07-2014 17;01;2928-07-2014-12510128-07-2014-12523426-03-2018 20;07;02c29-11-2019 17;03;47Nach Urfahranermarkt und Oktoberfeststimmung wurde nach dem Dirndl und der Lederhose nun das „Kleine Schwarze“ ausgepackt, alle Freunde jenseits der eigenen Klassen und die angenehmsten oder unvermeidlichen Verwandten informiert, dass der tollste, ultimative Maturaball der heurigen Saison ins Haus steht. Und so war es auch ! Nachdem man sich Mitte der 80er entschlossen hatte das defizitäre Tanzfest des Fadinger Gyms mittels eines fixen Balldirektoriums aus der alljährlich wiederkehrenden Ahnungslosigkeit und den daraus resultierenden „Roten Zahlen“ zu holen, ging es steil bergauf: Befreit vom Fasching und der übermächtigen Konkurrenz der BORG- und HTL-Bälle konsolidierte sich die Geschichte nach nur zwei Jahren und war ab den 90ern ein Magnet unter den damals ganz frischen Herbstbällen – und nicht genug damit: Immer die „1.“ unter diesen Veranstaltungen, was den Vorteil hatte ein unübersehbarer Fixpunkt zu sein und administrativ konnte man den Ball im Schulgeschehen mit 1. November abhaken – die Sache war erledigt …  Nachteil für die Macher: Man hatte wenig Zeit für Vorbereitung, Werbung und Proben, aber das konnte ja dem Schulbetrieb egal sein. Eine Woche davor war allerdings ALLES auf den Ball fokussiert: Hauptproben, kostümierte Werbeumzüge in der Stadt, Proben vor Ort mit aufwändigster Ausstattung unseres Bühnenmeisters & Lightdesigners Ingo, Frau OStR. „Eh“ organisierte, während die Cabaret/Filmcrew performte … Endergebnis: Bis zu 1600 Fans, die die edle Feststiege in kürzester Zeit in eine rutschige Bierschwemme verwandelten. Wegen des Massenandrangs drohte die Polizei regelmäßig den Eingang dicht zu machen bzw. mit „Ausweisungen“ zu beginnen. Unser Herbstball war zum MUSS geworden …

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So auch 1993: Das Plakat und das Motto hatten Unmut bei traditionsbewussten Lehrpersonen erregt, was allerdings nichts daran änderte, dass nun allein im Großen Saal über 1000 Leute im Karree stehen, um ja nicht die berühmte 10 Uhr-Einlage der Fadis zu versäumen. Auch bei den dann folgenden Bällen sollte es nicht anders sein: Vorauseilende Empörung, Wagnis und Erfolg sind Geschwister – Beim Motto „Frucade oder Eierlikör“ war der „gefürchtete“ Hermes Phettberg als Ehrengast angekündigt – dem Elternverein platzte der Kragen und das Palais aus allen Nähten –dabei handelte es sich beim ach so schlimmen Hermes doch nur um den Star der eigenen Crew. Die PR hatte jedenfalls funktioniert & die Bude war übervoll …

Egal: 93 war der Rest des Veranstaltungshauses wie leergefegt und fast dunkel, als im großen Hauptsaal das Licht verlosch. Spitze Schreie zerrissen die Luft, als das 20 bis 30minütige Dauerfeuer der Show mit zischenden Nebelschwaden und dem Trauermarsch aus Clockwork Orange abhob …

Blitze durchzucken den Saal, mittig wird ein Sarg sichtbar. Ein kleines Mädel sucht den rettenden Ausgang während „Black Sabbath“ akustisch übernimmt und die Stimmung des Ungewissen anheizt: „What ist this that stands before me?“

Ein greller Blitz donnert durch den Saal – Der Deckel des Sargs springt auf und kracht auf den Tanzboden. Langsam erhebt sich ein skurril geschminkter Manfred R. aus dem Behältnis und Alex B. als Riff Raff (Stars der letzten Generation des Fadi-Cabarets) leitet über zum „Time warp“ aus der „Rocky Horror Show“ – neben „Cabaret“ die häufigst verwendete Musik bei den Produktionen des Hauses ( „Fadi Horror Show“, „Das Phantom mit dem Koffer“ … )

Manfred Pilsz

Samhain      Halloween (Bälle)     Dia de Muertos

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Anfang November gab’s alljährlich: OÖ im Film https://cba.fro.at/457531

Durch die Nacht zu dir …

2012er Ball – Werbung einmal anders …

„DIGITAL ALICE“ IM VIRTUELLEN KANINCHENLOCH

Plötzlich wurde es rundum still: Die Vögel hörten auf zu singen, mit schier rasender Geschwindigkeit verfinsterte sich der Himmel und es kam eine unwirkliche, unheimliche Stimmung auf, die von einem kühlenden, unerklärlich plötzlich auftretenden Wind begleitet war, der jede Menge Staub aufwirbelte, aber leider nicht die störenden Wolken vertrieb … Stimmung – wie beim Farinelli-Finale

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So erlebten wir am 11. August 1999 bei unserem ProjektSonnenspurendie Linzer SOFI (Sonnenfinsternis) am Mediendeck des Offenen Kulturhauses (OK). Zehn Jahre später vermeldeten wir dort Drehschluss für unser Alice-Videoprojekt – hier, wo auch die Premierenabende für die Filmcrews unserer meisten Musikvisualisierungen über die Bühne gingen, hier hatten wir die Wohnung unserer Alice eingerichtet, hier hat sie ihren Laptop aufgeklappt um so durch dieses virtuelle Kaninchenloch in die digitale „Wunderwelt“ zu gelangen bzw. von dieser auf Gedeih und Verderben verschluckt zu werden …

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ALICE WOHNTE SCHON WÄHREND LINZ09 IM OK-MEDIENDECK

Ein Projekt des Linzer Mediengyms Fadingerstraße im Zeitrahmen von 09

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Eine junge Frau spielt in einer modernen Dachwohnung am Laptop erfolgreich und begeistert das PC- Game ALICE. Die Handlung des Spiels ist eine Fortsetzung von Lewis Carrolls Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln: Alice hat bei einem Brand des Elternhauses beide Elternteile verloren. Weil sie sich die Schuld am Tod der Eltern gibt, zieht sie sich vollkommen in sich selbst zurück und lebt nun in einer Irrenanstalt. Dort ereilt sie der Hilferuf aus dem Wunderland. Bedingt durch ihren geistigen Zustand ist das Wunderland, welches im Prinzip nur in Alice‘ Fantasie existiert, zu einem bedrohlichen und dunklen Ort geworden, in dem die Herzkönigin ein grausames Terrorregime errichtet hat. Um sich selbst und das Wunderland zu retten, muss Alice zu Waffen greifen und die Herzkönigin besiegen. Ein verlustreicher Kampf gegen das eigene Ich, wie sich herausstellt …

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Diesen Kampf gegen das eigene Ich durchlebt auch unsere junge Studentin, die das Spiel vor allem aus zwei Gründen liebt: Erstens, weil ihr eigener Name ALICE lautet und zweitens, weil sie seit Kindestagen mit der Geschichte vom Wunderland und alle Bewohnern vertraut ist. Während es ihr auch diesmal anfänglich mit Hilfe der Grinsekatze gelingt die Herzkönigin zu überlisten und damit den nächst höheren Level zu erreichen, kann ihr nach der Verwirrung im Spiegelland auch der weiße Hase nicht mehr helfen und so ist sie der Teegesellschaft, Mad Hatters Tücke und dem Blutdurst der Herzkönigin bis zum letzten entscheidenden Schachzug hilflos ausgeliefert. Unmerklich wird sie als Person immer mehr eins mit der Computerwelt bis sie zur Gefangenen und schließlich Opfer des eigenen Spiels wird.

In Rahmen der Sendung EinBlick (315) der Medienwerkstatt Linz ist unsere Alice zum Auftakt der OK-Ausstellung Sinnesrauschim TV und jederzeit im Internet zu sehen:

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Bereits im Entstehungsjahr 09 durften wir uns über Erfolge der Visualisierung ALICE bei Wettbewerben im In- und Ausland freuen.

Unseres Hauskomponist Prof. Dr. Helmut Rogl (Fadinger Absolvent) und Wim van Zutphen (mit dem wir schon das John Cage-Projekt gemacht hatten) steuerten die Musik bei und in Wechselwirkung entstand eine Bilderwelt, die nicht nur jede Menge Preise einbrachte, sondern auch der „Aufhänger“ unserer Videoinstallation im Rahmen der Ausstellung Augenmusik während des Linz09-Brucknerfests war und im Foyer während der Pausen in der Konzerthalle an der Donau jede Menge Publikum hatte (wie schon 6 Jahre davor bei unserem Phil Glass-VideoDie 5. Dimension“)  …

Manfred Pilsz

Radio FRECH zur Alice-Ausstellung im OK

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ALLES LEINWAND ?

Ein großer schwarzer Hund streicht ums Auto. Zur Sicherheit ruf ich Mag. G. Kügler an, ob es sich um sein friedfertiges Monster handelt und dieses heute bereits ausführlich und gut gefrühstückt hat. Telefonisch beruhigt verließ ich daraufhin vorsichtig meine schwarz/gelbe Cinquecento-Hummel und wurde alsdann lautstark vom Auto bis ins Innere des Hauses verbellt. Erst als sich „Axels“ Gebieter – eine stadtbekannte Stummfilmfigur * im Türrahmen zeigte und er „His Masters Voice“ vernahm, beruhigte sich das gewaltige Schoßhündchen des Linzer Nostalgiekinos – einer Enklave der Ruhe, Beschaulichkeit, einer versunken geglaubten cineastischen Kultur am Donauufer neben dem „Römerbergtunnel“ (Elmira-Stollen) -eingebettet zwischen zwei Laufhäusern …

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Im Cafe des Cinematographen, wo ich dereinst meinen 40ermit Kulinarik, Kino und Kabarett standesgemäß feierte, holte ich nun den physiognomisch in der direkten Verwandtschaft Charly Chaplins angesiedelten Cinemato-Grafen * vors Radio-Mikro.

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Hier die Radiosendung zum Thema: Film, Kino und anderes (2. Beitrag nach 30 Min)

Dabei war nicht nur die legendäre Vorführgerätschaft des Hauses ein Thema, sondern auch die Besonderheit der Filmbeschaffung des Repertoires von 1895 bis in die 1960er in filmmusealen Einrichtungen, sowie der aktuelle Eröffnungsfilm „Traumstadt“ von Johannes Schaaf in der ersten Novemberhälfte 017 (- von mir schon angeregt im Frühjahr anlässlich des Kubin-Schwerpunkt der Landeskultur /Oper, Ausstellung …)  Und es schloss mit einem Exkurs in die Linzer Filmgeschichte, den wir demnächst im Radio FRO-Studio in voller Breite fortsetzen wollen. Dabei werden wir uns über die Anfänge der Wanderkinos, das zuständige „Vagabunden-Gesetz“, die „Anstandslampe“ und den späteren Einfluss von TV, Internet und des Digitalen auf die Kinolandschaft unterhalten. Auch die lokale Historie soll dabei eine Rolle spielen: Ausgehend von Doku- und Schulfilmen (Urania) im Festsaal der Fadingerschule, der als Kino, ja sogar als Kirchenraum und Ort für Konzerte Verwendung fand, machen wir uns dann auf die Suche nach edlen Kinopalästen, die Logentheatern ähneln, werden dabei allerdings in OÖ. nur im Welser Stadttheater Greif (Österreichische Filmtage) fündig, wo man im benachbarten Medienkulturhaus (MKH) auf dasKaiserpanoramastößt – eine Frühform des späteren Kinos.

Die Geschichte von Kino und Film beginnt in Linz schon am 1. September 1896, als im Rahmen eines Programms in „Roithner’s Varieté“ erstmals in Oberösterreich ein Filmprogramm gezeigt wurde. Bis zur nächsten Vorführung eines Films verging ein halbes Jahr, als im „Hotel zum Goldenen Schiff“ an der Hauptgeschäftsstraße, der Landstraße, für einige Tage das Wanderkino von Johann Bläser gastierte. Zur Eröffnung des ersten ortsfesten Kinos mit regelmäßigem Programm kam es jedoch erst Ende des Jahres 1908. Damals eröffnete Karl Lifka sein „Lifka’s Grand Théâtre électrique“ in jenem Gebäude, in dem bereits die erste Filmvorführung der Stadt stattgefunden hatte, in „Roithner’s Varieté“. Als der Wanderkinobesitzer Johann Bläser in Linz sesshaft wurde, kaufte er das Hotel Schiff, in dem er bereits in den Jahren zuvor hin und wieder Vorführungen gab, und richtete darin ein weiteres festes Kino ein – das „Bio-Kinematograph“, später: „Bläsers Zentral-Kinematograph“.

Das dritte, ortsfeste Kino der Stadt wurde um 1910 vom Varietébetreiber Karl Roithner als „Kino Kolosseum“ gegründet. Erster Standort war die ehemalige Volksfesthalle am Hessenplatz. Nur vier Jahre später musste das Kino jedoch wieder schließen, da das Militär das Gebäude zur Kaserne umfunktionierte. Nach Kriegsende, 1919, erhielt Roithner das Gebäude wieder zurück und richtete wieder sein Kino darin ein. 1928 folgte der erste Umzug. Das „Kolosseum Kino“ zog in die Mozartstraße. 1936 folgte der nächste Umzug an seinen endgültigen Standort am Schillerplatz. Dort wurde das Kino mit vier Sälen bis zur Jahrtausendwende weiterbetrieben. Das „Lifka“, schloss bereits in den 1980er-Jahren. Das zweitälteste Kino, „Bläsers Zentral-Kinematograph“, konnte hingegen sogar die 96 Jahre des Kolosseums noch überbieten. Als „Central Kino“ wurde dieses letzte Kommerzkino unter den drei verbliebenen Innenstadtspielsätten bis zum 28. November 2006, als die finale Vorstellung stattfand, weiterbetrieben. Das Kino schloss nach 97 Jahren fast durchgehenden Betriebes, nur drei Jahre vor seinem hundertjährigen Jubiläum, aufgrund zu geringer Auslastung, bedingt durch die Blogbuster- und Entertainmentcenter Cineplexx und Megaplex am Stadtrand.   (Wiki-Kurztext)

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Zu den besten Kinozeiten in den 50er Jahren gab es in Linz bis zu 14 Lichtspielstätten: Allein in Urfahr konnte man nach dem „Kirchgang“ in der Friedenskirche einen Märchenfilm oder älteren Streifen im Austria Kino (früher „Raimund“) oder Aktuelles im Klangfilm-Theater Rudolfstraße ansehen. In den Außenbezirken gabs das Johann-Strauß-Kino am Bindermichl, das Universum-Kino in Linz-Untergaumberg, die Lichtspiele Neue Heimat und das Froschberg-Kino. In der Innenstadt ging man ins Zentral, ins Kolosseum am Schillerplatz, das Exzelsior- und Kolping-Kino in der Langgasse, ins Lifka-Lichtspiel-Theater – Steingasse 10,  in die Phoenix Lichtspiele draußen in der Wiener Straße (heute Theater), ins Apollo (jetzt Maestro), ins Eisenhand (seit Jahren wechselnder Theaterstandort) in dem sich erst Dick und Doof trafen, die später dort von Erotikstreifen verdrängt wurden, oder schnell mal zwischendurch auf einen Mokka und eine Brise News verpackt in derAustria Wochenschauzwischen zwei Kurzfilmen auf einem alten Holzklappsessel im „Ohne Pause“ in der Mozartstraße oder an der Landstraße (heute Mc Donald) – hier durfte man später kurz vorm Zusperren auch die ersten Artfilme genießen: Mahlers „Kindertotenlieder“ von Titus Leber oder „Lisztomania“ von Ken Russell. Aus letzterem erwuchs „Das andere Kino“ im Generali-Gebäude in dem ich „Anima“ (nominiert für die Goldene Palme) von Titus Leber und ihn selbst erleben durfte. Wenig später (1990) folgte das Programmkino „Moviemento“, das seither gemeinsam mit dem „City“ am Graben das verbliebene cineastische Bollwerk im Stadtkern darstellt. Aus ihm schält sich einmal im Jahr (April) das Festival Crossing Europe – doch dem Imperium von Mag. Wolfgang Steininger inkl. Freistadt (Kabarett/Heimatfilmfestival) möchte ich mich andernorts ausführlich widmen …

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Abschließend erneuere ich meine Forderung, die ich schon vor einigen Jahren im Landeskulturbeirat OÖ stellte:

Das Kinosterben hat in der Kulturhauptstadt mit dem Exodus des „Zentral“ den Zenit erreicht. Von der derzeitige Kinosituation in Linz besonders betroffen: Die  speziell immer wieder benachteiligte Gruppe der Kinder/Jugendlichen zwischen 10 und 14, die Cine- & Megaplexe alleine noch nicht in Anspruch nehmen kann oder darf … Die noch nicht mobilen Kinder, „NMS-„- und UnterstufenschülerInnen finden in der Linzer Innenstadt derzeit zwar anspruchsvolles Programm -, nicht aber ein sogenanntes Mainstreamkino vor, das diesbezüglichen Bedürfnissen dieser Altersgruppe gerecht wird.

Manfred Pilsz

> Kino der Zukunft < (Diskussion im Rahmen der ARS / Radio)

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Kurz vor den „Iden des Oktobers“

Gedanken zum OÖN-Beitrag der Medienpsychologin Martina Mara unter dem Titel „Was man im Wahlkampf auch mal fragen könnte“ …    (Schöne, neue Welt / OÖN)

Dr. Martina Mara hat mit ihren Gedanken zum Wahlkampf schon recht, wenn sie hinterfragt, warum das vordringliche Thema „Digitalisierung & Arbeitswelt“ so kurz vor dem 15. Oktober nicht zwingend von den Medien in den Wahlkonfrontationen und Interviews mit den Kandidaten abgehandelt wird. Warum lassen sich einige doch weitblickende Unverzagte dieser Profession mit Bagatellisierungsformeln abspeisen wie: „Die Digitalisierung wird in erster Linie nicht Arbeitsplätze kosten, sondern viele neue bringen“, wenn wir doch seit Jahren durch Studien wissen, dass wahrscheinlich etwa die Hälfte aller heutigen Arbeitsplätze in der westlichen Welt schon 2030 nicht mehr existieren werden.

Wo bleiben die insistierenden „Nachhakfragen“ – Wir benötigen Antworten statt Worthülsen. Statt dessen wird das so geartete, zukünftige Szenario, das noch dazu ausgehend vom „Status Quo“ dem Wahlvolk schwer zu erklären ist, eher umschifft, zumal wenn man weiß (oder auch nicht), dass man eigentlich schon vor Jahren hätten beginnen müssen sich damit vordringlich zu beschäftigen, wenn das „Unvermeidliche“ sanft & „smart“ über die Bühne gehen soll. Der deutsche Philosoph Richard David Precht bringt unsere aktuellen Situation auf den Punkt: „Also was wir im Augenblick machen, ist, wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um“

Es muss aber nicht zwanghaft die Titanic sein, man kann auch mit der „Santa Maria“ eines Kolumbus in diese „Neue Welt“ aufbrechen. Aber irgend jemand muss es tun: Großkonzerne endlich in die Verantwortung nehmen, das dann notwendige Grundeinkommen einführen, die noch vorhandene menschliche Arbeit speziell auch im Pflegebereich und Bildungswesen (Tablets sind sicher dann schon wieder Geschichte) ermöglichen. Wer bereitet die Menschen behutsam (also evolutionär) auf die Umwälzungen und ihre neue Lebenssituation vor? Wer vermittelt ihnen die neuen Paradigmen? Wer sorgt für notwendige Wertschätzung, Zufriedenheit und neuen Lebenssinn?

Noch glaubt man in manchen Führungsebene und akademischen Berufen man selbst wäre von der Roboterisierung usw. nicht betroffen. Noch glaubt man an Vollbeschäftigung ohne Arbeitszeitverkürzung, weil wir uns noch gerade in der Übergangsphase befinden. Noch glaubt man durch akademische „Ausbildung“ (statt Bildung) für Alle die Lösung gefunden zu haben, während in medialer Verborgenheit heftig schwelende Jungakademikerarbeitslosigkeit der Generation Praktikum kaum mehr unter der Decke zu halten ist. Schlecht bezahlte Mini- und unsichere Kurzzeitshops, die einen späteren „Pensionsfreien Raum“ eröffnen, täuschen darüber geschickt hinweg  –  „Armutsgefährdung auf höchstem Niveau“ …

Alles kaum noch (oder bewusst nicht) von der allg. Statistik erfasst. Ganz zu schweigen von der Flucht in die Selbstständigkeit – oft getarnt als wackelige „Start up“- Konstruktionen – verglühende Feuerwerksraketen – ungesicherte Netzarbeiter – jenseits des sozialen Netzes und fern ab einer nur zu gern „Veröffentlichten Meinung“

Wir sollten uns jetzt getrauen quer durch, oder fern von allen Parteien, Listen, Bewegungen und Ideologien quasi „fortschrittsfeindliche“ Fragen zu stellen, ob wir den digitalen Segen in vollem Umfang überhaupt so wollen (müssen)?! Nutzen wir doch jeden sooft gescholtenen „Stillstand“ ganz bewusst als dringend notwendige, sinnvoll ausgefüllte „Nachdenkpause“ …

Manfred Pilsz

Gekürzte Fassung – Leserbrief OÖN

Meist auf „Beruhigung“ hin ausgerichtete Stimmen zur Digitalisierung bei der ARS:

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