Schütze, der im Dunkeln wacht … Freischütz 023

Erste Opernpremiere Spielplan 023 / 24

Eine noble Geste als Auftakt noch vor dem Vorspiel: Intendant Schneider (Regie & Umarbeitung) widmete die Premiere dem eben erst verstorbenen Sänger Stephen Gould (-Max, der letzten Linzer Freischütz-Inszenierung)

Dann setzt die Musik ein und zum Motiv des Waldes und den Hörnern der Jagd, sah man wie es sich eine dunkle Gestalt (Luzifer/Samiel Sven Mattke) am offenen Kamin (im „Overlook?) gemütlich einrichtet

Das Böse ist immer und überall

Auf dem Nesselvorhang: Eine Filmszene aus heutiger Zeit, in der Kaspar (Nebenbuhler von Max) von der angebeteten Agathe brüsk zurückgewiesen wird. Das Schicksal nimmt seinen wohl bekannten Verlauf, der durch Untertitel untermauert wird. Eine >Ins-Heute-Holung< des Stoffs war so zu befürchten, blieb aber aus, entwickelte sich zeitlich neutral im Ungefähren und zwar im satanischen Heimkino des „Schwarzen Jägers“, der vom Kaminfauteuil aus jederzeit den Opernfilm stoppen, oder sich auch selbst in diesen als Spielfigur einbringen konnte. Auch den Protagonisten war es möglich (wie im 3D-Kino) in Teufels Küche zu gelangen. – So auch Max (Timothy Richards), der nach beachtlich vorgetragener „Verzweiflungsarie“ an der diabolischer Bar von Kaspar zum Pakt mit dem Herrn des Hauses verführt werden sollte. In seiner Rachearie bewies Konkurrent Kaspar (Michael Wagner), dass ihm gemeinsam mit dem Damen-Duo sängerisch die Show des Abends gehört.

Wunderbar fügen sich Bach/Luther & in kurzen Sequenzen Penderecki (Horrorfilm-musikerprobt) ins Webersche Werk … Markus Poschner und unser aller Brucknerorchester machen dies in gewohnter 1A-Qualität möglich.

Der Satan riecht den Braten

Was ein echter Antichrist ist, der lässt kein Ahnenbild von der Wand, sondern gleich Jesus den Herrn von einem Nagel auf die arme Agathe stürzen, die dann von Ännchens begeisterter „Burschenphantasie“ zur Beruhigung abgelenkt werden sollte und dabei nicht nur das Publikum verzückte, sondern auch den teuflisch schöne eleganten Knaben, welcher sich vom Kamineck zum Casanova aufschwang: Der gefallen(d)e „Blackangel“ nützte das Momentum gnadenlos aus und nahm Besitz von der jungen Frau, während Agathe (Erica Eloff) ihre „Leise. leise Weise“ aufblühen ließ (finaler Szenenapplaus). Als nunmehr besessenes Wesen bringt Ännchen permanent Unruhe in Agathes sterile, kleine Försterwelt, ebenso wie der kurzzeitig euphorische Max, der ebenda einen Boxenstopp vor der Wolfsschlucht einlegt.

Gefahr für Agathes kleine Welt in unschuldig strahlendem Weiß (Winkler)

Schütze, der im Dunklen wacht, Samiel, Samiel, hab acht! Steh mir bei in dieser Nacht, bis der Zauber ist vollbracht!

Welcher Zauber? Entgegen jeglicher Erwartungshaltung wird bei der sonst echt spannend, stimmigen und schlauen Linzer Inszenierung desillusionierend bloß eine Wildsau ausgenommen. Zuvor hatte sich die Bühne extra in eine Bretterschlucht verwandelt, auf die sich herrlich projizieren ließe und dahinter schien es schon verheißungsvoll grünlich durch. Normalerweise überschlägt sich die Regie in der Wolfsschluchtszene konzeptionell, (in der Personenführung) und steuert mit einer Explosion von Einfällen auf den Höhepunkt des Stücks zu … In Linz rückt man mit dem Tranchiermesser einem an Ketten aufgehängten „Schwarzkittel“ zu Leibe, der diabolisch mit Freikugel gespickt ist, die diesem der Reihe nach entnommen werden. Pfui Teufel? – Keine Angst: No real Splattermovie ! Anfangs passiert dabei (wie auch davor in der „Gott-verlassenen Gegend“) rundum gar nix. Ab der 5. Zaubermunition beginnt es zaghaft zu flackern bevor bei Projektil Nr. 7 nicht unerwartet (aber doch deutlich) Samiel zum Höhenflug ansetzt und kurz verharrt – das einzige >Highlight< dieses optisch eher schwachen Finales, zur sonst doch sehr positiv durchwachsenen ersten Halbzeit … Ganz wesentlich: Die Ohren bekamen sehr wohl u. a. auch eine perfekte Wolfsschlucht geboten – das war auch zu erwarten – schließlich hat der Namensgeber des Orchesters in Bad Kreuzen einst in seiner dortigen Wolfsschlucht das Anekdotenangebot bereichert …

Mittels Achim Freyers legendärer Inszenierung (Stuttgart 1981 mit Dennis Russell Davies) machte ich über Jahrzehnte meine SchülerInnen mit Webers Werk bekannt. Beim Kugelsegen muss sich eine geisterhafte Szene von Kugel zu Kugel immer mehr beleben, sodass am Schluss (wie bei Freyer) im wahrsten Sinne des Wortes die Wände wackeln – Höllische Action, die nicht nur bei Kindern und Halbwüchsigen eine entsprechendes Echo (!) auslöst …

Der Blog-Autor mit Achim Freyer (Regie auch bei Ph. Glass) im Gespräch

Kein Freischütz von der Stange, sondern vom Schneider

Nach der Pause nahm die Linzer Premiere in Dichte und dramaturgischer Konsequenz Fahrt auf und konnte restlos überzeugen: Schon die Idee den „Schwarzen Bengel“ mit der Sense Blumen mähen zu lassen, als Materialbeschaffung für den Jungfernkranz war schon von der Absicht herrlich hinterfotzig. Schlichtweg genial geriet die Mutation des karg biederen Försterhausstübchens zum „Exorzistenkämmerchen“ aus der SW-Stummfilmära. Von wegen Stumm: Fenja Lukas übertraf alle noch so hoch gesteckten Erwartungen mit einer von der Soubretten-Romanze zur Koloraturarie auftoupierten Variante des Traums der seligen Base und ihrem schauspielerischen Talent als besessenes Ännchen – Großartig ! Köstlich auch der Chor der paradiesisch (vor der) „Schlange-stehenden Brautjungfern“!

Wenn zum Teufel Feuer nicht nur aus dem offenen Kamin, sondern auch aus dem offenen Flügel lodert, wenn hinter dem putzig spielenden und hervorragend singenden Jägerchor Agathe als Schießbudenfigur statt Reh, Hase oder Taube durch Egoshooter Max in Angst und Ohnmacht versetzt wird, der „Gottseibeiuns“ mit seinem >Deus ex machina< beim Brettspiel das Finale ausschnapst, dann kann getrost der Vorhang fallen. Die Buhrufe waren unangebracht !!! – Die vorhandene >Wolfsschlucht poor< aber auch ! Hingehen – Uuuuunbedingt anschauen – ein absolutes MUSS für musikbegeisterte Horrorfans und solche die es dadurch werden könnten <<<

Man kann der Regie, dem Maestro samt Orchester & Chor – sprich dem gesamten Team nur herzlich gratulieren & danken !!!

Dieter Dorns Stube der Senta (Postkarte)

Angestiftet durch das Bühnenbild von Agathes Linzer Försterstübchen, das den Blogautor heftig an die fliegende Behausung von Senta in der Bayreuther Holländer-Inszenierung Dieter Dorns erinnerte hing dieser noch nach Mitternacht folgenden Gedanken nach:

„Der Freischütz“ Carl Maria von Webers (per Cousine Constanze verwandt mit deren Mann Wolfgang Amadeus Mozart) ist der Inbegriff der Frühromantik – beispielgebend für den Jungspund Richard Wagner, der seinem „Fliegenden Holländer“ nicht erst bei der Flucht nach England auf dem Seelenverkäufer „Thetis“ im Sturm bei Skagerrak und Kattegat begegnete, sondern bereits im Geist und der Musik jenes Werks, welches Weber unsterblich werden ließ.

Ein „Freischütz des Ozeans“

Als Kind war der kleine Richard in Dresden am Weg ins Theater oft beim Haus von Carl Maria Weber vorbeigekommen. Dabei konnte er Eindrücke von dessen genialer „Gespensteroper“ „Freischütz“ erhaschen. Jahre später kommt es hier an der Elbe zur ersten Aufführung des Holländers – einem Werk des gleichen Genres, das mit vielen Parallelen aufwarten kann: Schon bei der Ouvertüre geht es in beiden Fällen motivisch mit der „Verortung“ los – Ist es im einen Fall eine riesige schwarze Fläche, die immer näher kommt, bis man auf einer Lichtung in jenem Wald Jagdhütten, ja ein Dorf erkennen kann, so ist es bei Wagner das Grau des Sturms und wilden Meers. Es folgen musikalisch die Personenmotive der Agathe bzw. der Senta, sowie des Max und des Holländers, bevor eine „Durchführung“ in beiden Opern zum Schluss mit Motiven von Agathe und Senta überleitet … Nach Ensemble-Szenen da wie dort werden die Männer-Rollen vorstellig, erst im 2. Teil folgen die Frauen-Szenen und was des einen „Wolfsschlucht“, ist  des anderen „Geisterchor“ …

Da bläst es aus dem Teufelsloch heraus … *** … Samiel herbei !

I had a Nightmare-Dream

Wenige Wochen nach dem Tod des Eremiten verlässt Agathe mit ihrem Vater das winzige Dorf in den Wäldern Nordböhmens, um die Vergangenheit abzustreifen und an der Küste Norwegens eine neue Identität anzunehmen. Der ehemalige Erbförster übernimmt kühn Schiff und Namen des Oheims Daland, Ännchen eröffnet unter ihrem zweiten Vornamen Mary eine Spinnerei und Agathe, die sich nun Senta nennt, versucht sich selbst zu therapieren, schafft es aber nicht ihrem Alptraum zu entfliehen. Stundenlang sitzt sie starr im langen weißen Büßergewand, wie ein kleines Täubchen verloren in der weiten Halle der Spinnerei vor einem übergroßen, dunklen Wandgemälde, das eine schwarze Figur mit roten Farbspritzern zeigt … Max, der sich am Ende des Probejahrs erschossen hatte, wird abgelöst durch den norwegischen Jäger Erik, der für das Unternehmen Daland arbeitet und sich in die abweisende Tochter des neuen, alten Kapitäns verliebt – auch Erik hat einen Traum …

Vor 30 Jahren hatte ich das Vergnügen mit einem ambitionierten SchülerInnenteam ein „Holländer-Video“ zu drehen:

(oben beim Titel des Beitrags anklicken …)

Manfred Pilsz

Radio zu Brucknerjubiläum & Theaterspielplan: https://cba.fro.at/620071

Radio-Projekt zu Bruckner024: https://www.anton-bruckner-2024.at/ooe-kulturexpo/

Die Meistersinger von Linz

Digitale (& andere) Wahrheit(en)?

Fragestellung der ARS 023:

Wer besitzt die W a h r h e i t ?

Antwort von Mr. Wikipedia: Die gehört nicht der KI, sondern EUCH ALLEN !

Was wollen uns WIKI und sein starker Mann damit sagen?

Gibt es eine demokratisch bestimmte oder individuelle Wahrheit? Liefert Wiki die ultimative Wahrheit des Wissens? Kann man die Wahrheit aus Wissensbausteinen und Erfahrungen zusammenzimmern? Bei Wikipedia ist alles im Fluss – Panta rhei

Nach eigenen Erfahrungen würde ich sagen, dass dort als „Wikiwächter“ sowohl humanoide Wesen als auch Bots das Sagen haben und letztendlich bestimmen, was Geltung haben soll. – Eine Mischung, die je nach Entwicklungsstand einer Seite auf Wikipedia „Wahrheiten“ oder nur „Teilwahrheiten“ anzubieten hat …

Das edle Ansinnen von Wikipedia steht außer Streit:

Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie aus freien Inhalten, zu denen du sehr gern beitragen kannst. Seit März 2001 sind bereits fast 3 Millionen Artikel in deutscher Sprache entstanden (Stand September 023)

Es ist wichtiger denn je darauf hinzuweisen, denn nur das Wissen (speziell auch betreffend Entwicklungen in der digitalen Welt & Hintergründe bei Medien) kann das Finden von Information aus sauberen Quellen erleichtern, damit nicht aus jedem User ein Looser wird … und jede Form von Populismus freie Fahrt hat ! Eine dringende Forderung nach flächendeckender auch Politischer – & Medien-Bildung steht zwingend im Raum !!!

Angesichts der Trumpisten hat ein amerikanischer Philosoph unter dem Buchtitel Keine Macht den Dummendie dortigen Spielregeln der Demokratie zur Diskussion gestellt. Da werden u. a. „Wählerzulassungsprüfungen“ andiskutiert – angesichts der populistischen Entwicklungen auch in Europa verkaufte sich das Buch gut, wurde aber meist nur von jenen gelesen, die nicht extra zum Mitdenken angehalten werden müssen. Derweilen taumelt eine analoge, wesentlich größere Menschenmasse hilf- & haltlos mit ihrem Handy durchs KI-geschwängerte Internet – im naiv selbstbewussten Glauben alles unter Kontrolle zu haben, respektive populistisch verunsichert sinnlos wütend oder nur ängstlich … wartend auf ihren Heilsbringer …

Längst hat die Internet-KI, die oft nur mangelhaft vorhandene analoge Intelligenz und damit Heerscharen ahnungslos loosender User fest im Griff. Haben bis etwa zum Milleniumswechsel manche Print- und elektr. Medien (TV, Radio …) für niveauvollen Diskurs gesorgt, bei dem u. a. Politiker gezwungen waren auch unangenehme Fragen zu beantworten, so können diese jetzt ihre „Narrative“ („individuelle Wahrheiten“) unwidersprochen im Netz verbreiten, ohne dass „Problem-Wolf“ Armin in der ZIB wissend fragend aufheulen kann. Ohne Thür (Martin) steht jedem Tor das Internet offen (- ungefiltert vom Schwachsinn) ! Die edle Aufgabe von Journalisten haben im Netz mancher nicht ganz so Schlauen (und solch anderen, die sich permanent bestätigt fühlen wollen) seit geraumer Zeit die lieben Algorithmen übernommen, die dem User-Volk aufs klickende Mau(s)l schau’n, nach dem Mund reden und gut sortiert alle gängigen Vorurteile bzw. willkommenen naiven Narr-ative in Lichtgeschwindigkeit mit immer neuen, einfachen & einschlägigen Bestätigungen unterfüttern.

Fredl und Ferdl haben möglicherweise per Smartphone gerade fast erfolgreich ein günstiges Hotel in Sachsen-Anhalt gebucht, um dort ihre neuen alternaiven Freunde im östlichen Deutschland besuchen zu können. Mit dem Aufschrei „Schalt sofort den Mist ab“ wird vom „Report“ zu RTL II geswitcht – denn Jessica hat sich im ORF-Kalender verschaut und es ist eben nicht aller Tage Abend mit Rosamunde-TV …

In den kleinen partiellen Welten digitaler Stammtische (- Bier gibt’s auch zu Hause) ist im „Normal-Fall“ alles (noch oder wieder) in Ordnung. Während es in den kritischen >Öffentlichen Medien< des „Systems“ (?) auch andere (laut blauäugiger Ansicht quasi falsche) Meinungen geben soll, also „Lügen“ verbreitet werden, sind am Screen des eigenen Smart-Phones alle einer (nämlich der eigenen) Meinung. – Das einzig smarte ist und bleibt dabei das Phone

Schluss aus – wir melden morgen den Fernseher ab ! Wieso? Wir haben ihn doch nie wo angemeldet. Ja, aber jetzt, wenn alle zahlen müssen … Was schaust Du da? >Der Professor und der Wolf< ein Buch – hat mir der Bruno geschenkt. Wozu Bücher Jessica, du hast doch Google-Infos per Handy – das ist ausreichend. Bei Fredl ist grad wieder was am Screen aufgepoppt – Ja lästig, das ist heut schon das 9. Urlaubsangebot aus Deutschland – komisch

***

Wenn sich ein „Sheriff von Nottingham“ als „Robin Hood“ gebärdet, „systemischen Eliten“ (?) den Kampf ansagt (- zu denen er samt Leading Team ja selbst gehört), wenn von ihm geschürte Ängste zu Problemen hochstilisiert werden, die wie alle echten Probleme mangels eigener Lösungskompetenzen von anderen gelöst werden müssen, dann sind wir im falschen Film. Alles was nicht der Normalität, dem Gewohnten entspricht, alles Fremde, Neue erzeugt bei jenen die größte Angst, die damit bisher selbst keinen Kontakt hatten – Köstlich die Karikatur kürzlich in den OÖN, bei der ein Vater seinen ängstlichen, kleinen Sohn bestärkt, dass es das nur eingebildete (!) MONSTER (- ein ganz GEFÄHRLICHES) tatsächlich gibt, ER das KIND jedoch davor schützen kann, solange es brav ist …

Truth contra Trump & Co

Es kriegt jede(r) den (das) Trump(erl), den (das) er wählt. – Und Donald ist eben doch nur ein Dagobert, wie viele andere auch, die vorgeben den „Kleine Mann“ zu vertreten (- und selbst das wären keine 50%, des Wahlvolks solange dieser jene nicht gegendert wird). Getarnte Eliten bekämpfen herrschende Eliten und möchten dabei weder aufgedeckt oder gestört werden: Möge uns in diesem Zusammenhang eine speziell „objektive“ (?) Medienlandschaft nach „Ungarischem Vorbild“ erspart bleiben !!!

Back to ART – bei der ARS gilt’s der Kunst

Unter den ausstellenden KünstlerInnen ist heuer die Fadinger Absolventin Anna Sophie Ofner, die mit ihrem Mozart-Contained-Projekt in der Post-City der ARS reüssierte – ganz im Dunstkreis des alten Fadinger Visualisierungsmottos „Bilder hören – Töne sehen„: https://www.spotonmozart.at/projekt/mozart-contained/

Immer wieder eine große Freude: Die ganz einzigartigen Bilder von Markus Riebe und ihn zu sehen. Seine Bilderwelten kann man nur wirklich vor Ort erleben. Erst da kommen sie voll zur Geltung – hier unten im Bild mit seinen KünstlerkollegInnen vor den eigenen Werken bei der der heurigen ARS:

*****

Der Cooltur-Herbst ist damit eröffnet – manche Termine überlagern sich leider:

Die OÖN haben zu dieser alljährlich unglücklichen Konstellation beim Eröffnungsweekend von Brucknerfest & Musiktheater Dir. Kerschbaum und Musicalchef Davids befragt:

Dir. Kerschbaum kann man exkulpieren, denn die Tradition das Brucknerfest zw. Geburtstag (4. 9.) und Todestag (11. 10.) anzusiedeln, geht konzeptionell auf die Frühgeschichte des Fests zurück. Es haben mehrere Gespräche zwischen Landes- & Stadtkultur stattgefunden – zum einzig erfreulichen Ergebnis allerdings, dass man als Freund des Musiktheaters & Abonnent sowohl Musical-Premiere als auch Klangwolke besuchen kann, ist es bis heute nicht gekommen !!!

M P – der treue (auch) Brucknerianer hat keine KW oder BF-Eröffnung versäumt …

Fake-„Wolke“, aber ehrenwerte Initiative

Und noch eine letzte Anmerkung zum Thema Wolke: Die Klassische Klangwolke (ursprünglich in der 1. KW-Dekade ident mit der Visualisierten Wolke) ist mittlerweile ein stinknormales Konzert im Saal – keine Spur von einer WOLKE im Donaupark. Hier wäre es nur ehrlich die >Benamsung< zu ändern, oder BACK TO THE ROOTS … Das Angebot eines KONZERTs FÜR ALLE zum Einheitspreis von 5 Euro sollte man natürlich beibehalten !!!

25 Jahre FRECH, FRO, MRG & YOUKI

… Nach Schulbeginn: Herbst der > 2 5 e r < Jubiläen …

Am 20. Oktober 023 ist das Jugendradio FRECH ein Vierteljahrhundert alt – ebenso jung wie Muttersender FRO, sein Mediengym MRG in der Fadingerstraße und das Medienfestival YOUKI in Wels …

Obige LINK-Headline einfach anklicken: MRG-Detailinfos anlässlich des damaligen 20er-Jubiläums 018 <<<

1998 – das Jahr der Lizenzen für alternative Radios (FRO & Co) war u. a. in OÖ. auch die Geburtsstunde für viele meist nachhaltige Initiativen am Sektor der praktischen Medienbildung – sprich: Medienwerkstatt, Youki und das Fadinger MedienRealGym

1998 war das Fadinger MRG das einzige Mediengym und fand daher mehrfach & unterschiedlich Beachtung (siehe oben). Den organisatorischen Bereich innerhalb der Schulzweigleitung hatte anfangs mehr als eine Dekade lang souverän OStR. Chr. Edhoffer inne.

http://www.schuelerradio.at/files/news/2009-broschuere_10_jahre_schuelerradio.pdf

Eine zentrale Rolle beim Langzeitprojekt Radio FRECH spielte schon von Beginn an Kooperationspartner Kulturzentrum Hof, das nicht nur das Studio zur Verfügung stellte – hier im Bild die 15er-Feier mit Tonmeisterin Domi:

FRECH & FRO(h)

Sehr bald schon begann das MRG mittels FRECH Außenkontakte zu pflegen: Mit ARS, Brucknerfest, Musiktheater, dem Filmfestival der Nationen, Linz09 , Schäxpir und der zeitgleich geborenen YOUKI

Wer ist FRECHer? Maestro Habjans Puppen im Musiktheater:

U. a. für ihr FRECHes Radio räumten die Fadinger einen der Hauptpreise beim MediaLiteracyAward ab !

Landesschulratspräsident Dr. Riedl, der schon zu den Besuchern des Fadinger BSG „Cabarets“ zählte und das junge Team als Bühnen-Act zum Europatag eingeladen hatte, wurde so auch auf die medialen Aktivitäten der Fadinger aufmerksam (- u. a. Filme für den LSR) und richtete beim Landesschulrat in den 90ern einen Medienarbeitskreis ein, in dem sich dort dann das Gründungsteam der Youki fand: Chef Hans Schoiswohl, Medienfachinspektor Markus Riebe, Peter Willnauer und Blogautor MP … Schon bei den Österreichischen Filmtagen in Wels waren die Fadis mit ihren Werken vertreten und in der Folge als MRG auch ab der Kinova bei der YOUKI alljährlich mit Radio FRECH (- legendär die Studios im Schlachthof, im Zirkuswagen, E-Werk & in der Sparkasse) sowie sehr erfolgreich mit ihren Videos

Heute, wie damals bei der Y O U K I <<<

25 Jahre – das bedeutet auch fast ein Viertel der mehr als 100jährigen Historie des Schulhauses in der Fadingerstraße. Vor 8 Jahren hat das Professorinnen-Duo Helene Siebermair & Birgit Reisenberger als optimales, neues Leading-Team das Steuerruder übernommen und setzt den Erfolgskurs des Fadinger Medienzweigs fort. – Ein super Durchstarten wie aus dem FF: Neben dem Film ist Frech eine tragende Praxissäule des MRGs <<< Unten: Tortenanschnitt zum FRECHen 20er beim traditionellen Weihnachts-Workshop im MKH Wels:

Jubiläumssendung zu 20 Jahre FRECH:

https://www.freie-radios.online/sendereihe/20-jahre-20stimmen?seite=2

Jugendmedium F R E C H 0 9

AGENTIN009 (aus dem wöchentlichen FRECHen OÖN-09Blog)

Das Jahr als Jugendmedium von Linz09 war sicher einer der Höhepunkte in der Geschichte des FRECHen Radios:

Passend zum 25er Jubiläum der FRECHen MRGler: Wieder ein MLA-Preis: https://www.mediamanual.at/best-practice/fadi-mag

MLA HAUPTPREIS PRINT 2023

Hier geht’s zum FADI MEDIA BLOG <<<

M R G ***** M P

Die letzten der 25 Jahre Vorgeschichte zum MRG (siehe unten – einfach anklicken):

https://www.meinbezirk.at/linz/c-lokales/radio-frech-gibt-schuelern-eine-stimme_a2270583

Radio mit J. Hader:   https://cba.fro.at/519598

Pink Parsifal – Bayreuth 023

… zum Festspielfinale an Mutters Tag …

Werkstatt Bayreuth 4.0

„Die AR-Brille ist da, um uns einen Blick erhaschen zu lassen in eine Welt, in der es noch Visionen geben kann und wo noch Dinge existieren, auf die wir nicht mehr achten“, sagt Parsifal-Inszenator023 Jay Scheib. „Wir werden die Mauern explodieren lassen, wir werden sie verschwinden lassen und das szenische Design fast bis zur Unendlichkeit ausweiten. Dinge werden durch die Luft fliegen.

Schon 1876 ließ der innovative Kino-Pionier Richard Wagner per Laterna Magica seine Walküren fliegen – dies hob das populäre Bildmedium in die Kunst und steigerte dessen Seriösität. Legendär das Laser-Opening bei Harry Kupfers Ring und ebenso bei Werner Herzogs Nebeltunnel für den Auftritt des Sohns von Parsifal … Da wird beim heurigen Minderheitenprogramm der > Erweiterten Realität < für ein erlesenes nur Sechstel des Bayreuther Publikums technisch kein kongenialer Gral enthüllt. Das geht zu Linzen mit ARS-Technologie weitaus besser: Siehe Musiktheater (Zauberflöte), Brucknerhaus (3D-Ring / Dir. Winkler). Der 53-Jährige Scheib ist Professor für Musik und Theaterkunst am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) – ARS-Kontakte zum MIT gibt’s intensiv über Projekte bereits seit 1980 …

Was bekommt man von der „Augmented Reality“ aufs Auge gedrückt?

Während die Bühnenfigur Parsifal bloß mit Herz und Kobaltkristall hantiert wird für AR-Brillenträger überfrachtend eine Stoffsammlung abendländischer Ikonographie von Dürer bis Bosch (- Garten der Lüste im 2. Akt) abgerufen, 1 zu 1 gedoppelt, oder assoziativ bis völlig unmotiviert. Woher stammen diese Insiderinfos? Nun, der analoge Blogautor hatte das Glück neben 2 kommunikativen Brillenschlangen sitzen zu dürfen, welche bereitwillig Details preisgaben und ihm so einen umfassenden Durchblick verschafften …

* * * *

„Da lief doch eben noch ein Fuchs über die Linse …“

Was die kleine Kritikerrunde nach der Eröffnungspremiere in Bayreuth verbal so absonderte, hörte sich zu Beginn an, wie ein Stammtischmitschnitt frisch gebackener Festspielbesucher: Da wurde über Gewicht, Größe und den damit verbundenen Tragekomfort von AR-Brillen gemauschelt, bevor man dann zaghaft doch begann bei transportierten Inhalten im Ungefähren zu bleiben. Marshall McLuhans „The medium is the message“ war zeitraubend gegenwärtig und drängte immer wieder in den eher oberflächlichen Diskurs. Selbst der sonst nicht unbeschlagene Christian Wildhagen (vom Feuilleton der Zürcher Zeitung) schwadronierte fälschlich über „Micky Mousing“ im Zusammenhang mit „Bild/Ton-Tautologien“ bei der aktuellen Parsifal-Inszenierung. Die Disney Company feiert heuer ihren 100er, dennoch ist die berühmte Maus hier fehl am Platz: Beim (Trick)Film steht diese Fachbezeichnung für die punktgenaue Synchronität von Bild- & Tonebene, indem die Musik genau an das Bild angepasst wird, dessen Wirkung und Aussage verstärkt bis verdoppelt, ja & spez. zur Nachahmung von Geräuschen zum Einsatz kommt – Die Musik dient also dem Bild und nicht umgekehrt, wie der geschätzte Kritiker meinte. Bei Wagner egalisiert schon begrifflich die Idee des Gesamtkunstwerks diese „One Way-Intentionen“ einer Umsetzung …

Das waren noch Zeiten, als Kritiker-Päpste wie Joachim Kaiser Personen- und Konzept-Regie im Detail und Sinne der Dramaturgie in Analyse zerpflückten. – Qualitätsjournalismus erster Sahne und nicht (wie heute oftmals anzutreffen) ein Sammelsurium von zeitweise nahe an geschmäcklerisch kaum abargumentierten Auslassungen und Allgemeinplätzen am Niveau diverser Gratiszeitungen und quotengeilen, Werbung heischenden Privatsendern.

Anno-dazumal in Sachen Medien:

Der Blogautor hatte früher selbst die Ehre das alljährliche Resümee zu den Bayreuther Festspielen für den ORF und einige Printmedien (siehe oben) in den 80ern & 90ern erstellen zu dürfen. Heuer möchte ich bezüglich der Parsifal-Premiere an diese Tradition diesmal (passend zum Dirigat) im Zeitraffer anknüpfen:

Zuerst noch eine weitere kurze Bemerkung in eigener Sache: Bei solch diversen Inszenierungen bieten sich immer mehrere „Headlines“ an – so auch in diesem Fall: Pink Parsifal – ausgehend von seinem rotpinken Warnwestenkostümchen und dem 2. Akt … Plastik Parsifal – bezogen auf die augmentierten Klimaschutzbotschaften … und nochmalig alliterierend: Pool Parsifal, denn hier musste wirklich jede(r) mal ins Wasser (-Erinnerungen an das alte Kneippbad am Hügel wurden wach …) Damit aber nun endgültig ab zu Teil 1 des Gebotenen:

Kundry im Doppelpack

Erste orchestrale Töne des Vorspiels aus dem >Mystischen Abgrund< durchdringen die Dunkelheit im Auditorium als sich auch schon der Vorhang öffnet, um uns exklusiv good Gurnemanz in den Armen einer (wie sich später herausstellt) Zweit-Kundry zu präsentieren. Ein mittig die Darsteller teilweise verdeckender, auch in der Folge immer wieder auftauchender, voyeuristischer Kameramann beamt auf offener Szene eben diese auf einen Nesselvorhang. Liebesmahl-, Glaubens- und Gralmotiv finden dabei optisch keine Entsprechung. Die analoge Bühnenwelt wirkt technisiert: Der heilige Wellness-Jakusie des Amfortas samt zugehörigem Odyssee 2001 Monolithen. ,, Ich schreite kaum, doch leuchtet’s (?) mir schon weit“: Ein Steckdosen-„Sonnenkreis„, ein Gralskronleuchter hebt über der Szene ab, unter dem die „Blutsbrüder“ einer Sekte ihre Devotionalien deponieren. „Zum Raum wird hier die Zeit“ – >Ein überzeugender Dimensionswechsel< mit Verlaub sieht wohl anders aus !!! – Richard Wagners Wandeldekoration war in seiner Zeit vergleichsweise schlichtweg genial <<<

Pinkors bunte Zauberflötenwelt mit Poolblumen

Im 2. Akt erscheint Klingsors pinke Parallelwelt: Ein Travestie-Kastrat in tiefer Lage mit Stöckelschuhen und bewaffneten Blumenmädchen – „Schwertlilien“ & „Strelizinnen“ (?) vielleicht … Unser Kameramännchen ist jedenfalls mittig ins Becken gehüpft und sorgt für verführerische Details, die er so dann am Rundhorizont doppelt, damit auch die unbebrillte Mehrheit nicht zu kurz kommt. Weiters im optischen Angebot: Eine Bilderwelt wie in Hutters Zauberflöte samt Schinkels darüber sanft schwebendem Sternenhimmel der Königin als überdimensionaler Bettüberzug. Wenn da dann Kundry arabisch verschleiert erscheint hat sie ihren Herzbuben bereits in der Kurzen vor sich. Als Publikum kann man Elina Garanca (Gubanova) nur schwer widerstehen. Parsifal Andreas Schager hingegen wehrt sich erfolgreich mit Hand, Herz und Stein, entwindet dem Zauberer den Speer, wirft ihn auf die Matte und entschwindet mit dem Verweis „Remember me“!

„Winterstürme wichen dem Wüstenplaneten“

Bonuspunkt zum Übergang: Der störende Kameramann wurde durch ein dichtes Überwachungssystem ersetzt. Kundry erwacht in ihrem „Forget me“-Kostüm im Schatten eines monströsen, kaputten Baggers am Ufer eines ebensolchen giftgrünen Sees in Endzeitstimmung. Obwohl ihre Schattenfrau Blumenbudgets liefert, wohnt der Steinwüste kein Karfreitagszauber inne. Auch der bereits bekannte Luster, der sich triefend aus dem Tümpel erhebt, vermag das letzte Mal der Gralsritter nicht zu verklären. König Schager zerdeppert das Allerheiligste, das somit unnütz fallen gelassen wird, tümpelt mit Kundry (- deren Schatten liegt am guten Gurnemanz) – Leuchterlicht aus – geteilter Applaus

Freuen wir uns auf 2026 und den 1. Rienzi im dann 150. Jahr der >Grünen Hügel-Geschichte < sowie auf die Meistersinger im 025er Jahr in der Regie unseres Musical-Chefs Matthias Davids !!! Unser Sensationspremiereneinspringer des Vorjahrs Markus Poschner (- schon 2020 „Dirigent des Jahres“) absolvierte auch heuer bravourös seine Tristane und das Eröffnungs-Ope(r)n-Air im Festspielpark. Im Hof der Klavierfirma Steingräber servierte die Studiobühne ihr parodistisches Wagnermenü zum Hügel und ebenso erfreulich verlief oben auf der Probebühne der Parsifal für Kinder. <<< Jenseits des Bühnenweihespiels ließ übrigens erstmals am Hügel der Kartenverkauf zu wünschen übrig – vorbei die Zeiten, als man noch wie der Holländer sieben Jahre Wartefrist erdulden musste …

Genau vor 50 Jahren

Im späten Frühling 1973 durfte ein junger Mann * nach erfolgreichem Vorsingen, das ihm einen fixen Studienplatz in der hervorragenden Gesangsklasse der geschätzten Staatsopernsängerin G. Burgsthaler sicherte, zu einer Zugfahrt ins „Wagner Land“ aufbrechen. Vom Zielbahnhof Bayreuth, wo er in einem nahen Hotel abstieg, ging’s wenige Minuten nach Ankunft zur Nibelungen-, vorbei an der Walküren-, sowie Meistersinger-Straße hin zur Parsifal- / Tristan-Kreuzung, um letztendlich über die Siegfried Wagner-Allee durch den Park hoch zum Festspielhaus zu laufen. Ja, laufen, denn das Ziel der Hadsch ins Wagner-Mekka war nun zum Greifen nah. Der junge Pilger verharrte gebannt am Vorplatz und hatte wenige Minuten später das Glück des Süchtigen: Eine Sonderführung samt Bühnenhaus & Orchestergraben nahm Fahrt auf. Bereits eine Stunde nach dem beglückenden Besuch im „Allerheiligsten“ stand der junge Mann an der Gartenmauer, der damals noch geschlossenen Villa Wahnfried. Im Siegfried Wagner-Anbau residierte noch die „Hohe Frau Winifred“. Dem Linzer blieb so vom Hofgarten aus nur der stille Blick auf’s Wagnergrab.

1978 vor nunmehr 45 Jahren durfte obiger Jung-Wagnerianer sich über sein eigenes Bayreuthstipendium freuen. In der Folge waren es u. a. einige seiner SchülerInnen, die ebenfalls das Glück hatten als Stipendiaten den „Grünen Hügel“ erklimmen zu dürfen. Mit Musikpädagogin Julia Aigner wurde 023  in der Geschichte des Richard Wagner Verbands zum 10. Mal einer MaturantIn des Linzer Fadinger Gyms diese Ehre zuteil. Soweit „Jubilar“ Manfred Pilsz * (Teilzeit-Bayreuther seit 50 Jahren – ohne Pause)

DDr. Jodl (RWV Linz), sowie die jüngste Stipendiatin & das älteste Exemplar

Alljährlich bekommen weltweit 250 junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren das Bayreuth-Stipendium zuerkannt …

40 Jahre RWV Linz

Heuriger Stipendiatenempfang (Fiona & Julia) vor der Villa Wahnfried

Goldige kleine Wagners …

ORF SO 3. Sept. 023: Rheingold Tatort mit Musik – Regie Esther Wenger <<<

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Nüchterner Nachtrag: In der Enge des Backofens im Backsteinbau am Hügel

„Schwüles Gedünst“ (- egal wann)

Sommerfestspiele haben den Nachteil im Sommer stattzufinden. Ja selbst nach Ferragosto kann so jeder Festspielbetrieb vom auftretenden Hitzekoller erfasst werden. Sogar bereits 1876 klagten Nietzsche oder der damals in Karlsbad kurende Marx über Kopfschmerzen und die „Hitze rund um Wagner“. Fast 150 Jahre später gibt’s noch immer keine wirkliche Klimaanlage und die Schwitzplätze sind ebenso eng aufgefädelt, wie in der Wiener Staatsoper. Nicht-Hitzebeständige und Orthopädie-Fälle tun sich mit zunehmendem Alter so immer schwerer die ab nun frei bleibenden Plätze zu füllen. Im Brucknerhaus, im Musiktheater, aber auch bei den Salzburger Festspielen ist es möglich einzelne Plätze zu buchen und nicht bloß anonyme Kategorien, für die pro Person & Vorstellung im Schnitt Drei- bis Vierhundert Euro hinzulegen sind !

Die erste Erwähnung zur Idee von Festspielen findet sich in einer vertraulichen Mitteilung Richard Wagners vom September des Jahres 1850 an drei seiner Freunde. Er wolle den „Siegfried“, den er zur Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ ausbaute, nicht irgendeinem Theater übergeben, sondern trage sich „mit den allerkühnsten Plänen.“ Im Freien auf einer Wiese werde er ein einfaches Theater aus Brettern und Balken errichten lassen, die Sänger alle einladen, den Chor und das Orchester zusammenstellen, in den Zeitungen Einladungen ausschreiben. Der Eintritt sei natürlich gratis. Drei Aufführungen sollten stattfinden, und anschließend werde das Theater abgerissen. So ungeheuerlich der Plan auch scheine, so sei er doch seine bewusste Lebensaufgabe. Von der ursprünglich revolutionären Idee nach antikem Vorbild ist längst nichts mehr übrig – Allein der Stipendiumsgedanke schließt hier noch rudimentär an …

Das „Richard-Wagner-Festspielhaus“ auf dem „Grünen Hügel“ ist der Prototyp eines schmucklosen, einzig nach funktionalen Gesichtspunkten errichteten Opernhauses: keine repräsentative, sondern eine schlichte Backstein-Fassade, eine große, mit neuester Technik ausgerüstete Bühne, ein schmuckloser, den Égalité-Gedanken der „Gleichberechtigung“ unterstreichender, amphitheatralischer Zuschauerraum nach dem Vorbild der antiken Theater (ohne Logen & Schnickschnack) , das Orchester ist versenkt und unsichtbar – so wie jetzt manch ursprüngliche Ideen des Meisters !

Seit die „Fest-Scheune“ in einen Hochsicherheitstrakt umgewandelt wurde, man sie in den Pausen nicht mehr umrunden kann, eine deutlich vorher zu tätigende Anmeldung im Pressebüro notwendig ist, man personalisierte Karten für den Zuschauerraum benötigt (und das AR-Brillen-Sechstel sogar die Dioptrien durchkabeln musste), hat man den Scheitelpunkt der Distanz erreicht – sprich: Seit Beginn der Festspiele im 19. Jhd. gab’s erstmal wieder (Ring)Karten an der (Tages)Kasse …

Wenn man bedenkt, dass heuer nur zwei gelungene Tristane und mehrere feine Tannhäuservorstellungen (- Premiere 2019) im Angebot waren, für die es sich inszenatorisch auszahlt hier in die selbstgefällige „Oberfrankenmetropole“ zu reisen, die sich immer deutlicher von den Festspielen abkoppelt und sich alljährlich auch touristisch kaum etwas neues einfallen lässt, so fehlt neben dem nur noch ganz schwach vorhandenen Antrieb des Aufrechterhaltens einer quasi jährlichen Tradition (wie Weihnachten & Ostern) bald jede Motivation dieser nachzukommen. Alle einschlägigen Tonträger- (Schallplatte) & Buchläden (Markgrafen) usw. sind verschwunden, im Thalia des „Konsumtempels“ Rotmainhalle fand sich ein schmales Tischchen „Wagner-Literatur“ (Neuerscheinungen?), in der Touristinfo gammeln 10 Jahre alte „Neuigkeiten“ herum, allein der Shop im neuen Wahnfried-Museum macht Hoffnung …

Mal sehen was den Bayreuthern zu Bruckner 2024 einfällt?

Beim Regionalkantor der obigen Schlosskirche zu Bayreuth wurde diesbezüglich angefragt und auch am Hügel kam es zu schattigen, „konspirativen“ Pausengesprächen mit Musikstaatspreisträger 023 Peter Androsch zur Bruckner-Jubiläumsthematik – und bei ihm ist einiges am Dampfen: Filmisch, musikalisch und was Hörl in Bayreuth „Wagnerisch“ in Kunststoff verwandelt hat, das scheint Androsch wohl mit Bruckner zu versuchen – Kennwort: „Kustodenstöckl“ – wird spannend !

Als wär’s heute – Otto Schenk (Daniel Spitzer) zu Bayreuth damals:

Die Gastronomie ist entweder entschlafen, auf Urlaub oder schließt die Küche kurz bevor die Hügelgäste nach der Vorstellung die „kulinarische“ Örtlichkeit erreichen können. In den einstündigen Pausen wurde in praller Sonne, oder unter einem fehlenden Regenschirm (- das Restaurant war ausreserviert = kleine Schnellküche ohne Charme zu überhöhten Preisen) eine Bratwurst (günstig wie ein Hauben-Schnitzel) verzehrt – nach 10 Minuten in der Warteschlange … Einheitseis gab’s zu ähnlichen Konditionen dann in der 2. Pause. Pandemie und Terrorhysterie haben in den letzten Jahren zusätzlich dafür gesorgt, dass die Luft nach oben endgültig draußen ist ! Ein Abend pro Sommer in der Studiobühne und ein kurzes Flanieren vom „Maxplatz“ über die Wagnerstraße zur Villa, wo das Wähnen Frieden fand, sollte in Zukunft reichen – Es sei denn das „Klima in Bayreuth“ würde sich in mehrfacher Hinsicht wieder ändern !!!

Wagner wollte einen Ort, der sich wenigstens während der Festspielzeit rundum mit dem Grünen Hügel identifiziert und auseinandersetzt – 2023 weit gefehlt: Es ist wie in jeder beliebigen anderen Stadt auch – in Simmering wird um kein Krügerl mehr inhaliert, nur weil in der Wiener Staatsoper eine Premiere läuft und in NY kann es passieren, dass wenige Meter neben der MET niemand mehr dieses Haus registriert … Noch sorgen allein viele Bayreuther Straßennamen dafür, dass man sich nicht wie in Manhattan wähnt.

Deutschlandfunk dazu <<< (Diskurs: Ende von Mythos, wissendem Publikum, Irisvorhang … Austauschbarkeit …)

Was spricht gegen Bayreuth-Enthaltsamkeit: Katharina Wagners zuvor bereits erwähntes, ambitioniertes Kinder-Wagner-Projekt, der Rienzi 2026 und aus Linzer Sicht das 026er Jahr – lassen wir uns überraschen – wie immer froh über gut erdachtes & gemachtes NEUES <<<

Manfred Pilsz

In Vorfreude auf den Linzer KULTUR-HERBST – beginnend mit ARS, BF & Freischütz mit Blick auf 024

Projekt Bruckner 2024 <<<

Radio-Projekt zu Bruckner024: https://www.anton-bruckner-2024.at/ooe-kulturexpo/

Hinweis nur für „Digital Naives“: Worte dieser Farbgebung verstecken Infos, Bilder …, die durch einen linken „Maus-Klick“  aktiviert werden können ! (- einfach klicken)

Die Meistersinger von Linz: https://www.richard-wagner.org/rwvi/de/nachrichten/mitglieder-news/?collection_id=3929

Obige Überschrift anklicken und eintauchen in die OÖ. Meistersinger-Welt ,,,

Vor 5 Jahren verstarb der geniale Bayreuther Karikaturist Claus Häring <<<

Wagner-Quiz 023 beim Nordbayerischen Kurier:

Bruckners Klimaanlage & HotSpots024

Vom schon an frühen Juli-Vormittagen viel zu warmen Schulparkplatz, hatte sich der Schneelöwe noch vor seinem Geburtstag in der ersten Augustwoche in die schattige Mariengasse vorgekämpft, um dort dann durch den Graben die Direttissima zum Taubenmarkt zu nehmen, vorbei an einem Schaufenster voller Uhren, die ganztägig >10 nach 10< anzeigen. Ein kurzer Moment kaum merkbarer Entschleunigung des gemächlichen Spaziergängers, dessen zufrieden lächelnder Gesichtsausdruck verriet, dass es defacto erst >10 vor 10< war und man so überpünktlich im Cafe ankommen würde. Dabei war der beglückendste Moment am Pilgerweg zur bevorstehenden Bananenmilchbestellung noch ausständig. Der kundige Linz-Insider bog zu diesem Zweck in die schmale Domgasse ein. Und siehe da: Im selbigen Moment erreichte ihn ein kellerkalter, immer stärker werdender Hauch, der zum Fallwind mutierte und sich scheint’s von den Türmen des alten Doms erfrischend herab ergoss – wie ein edles Geschenk des Himmels. Vielleicht waren es die Orgelpfeifen samt Windlade, in himmlischen Sphären entfacht von Meister Anton höchstselbst. Improvisationen cooler Art auf Bruckners Klimaanlage – welch ein Labsal in direkter Überleitung zur Frühstückskarte … Im Winter allerdings kann man in der Domgasse erfahren, wie man sich selbst an matt lichtdurchfluteten Tagen dem absoluten Nullpunkt kurz (in da dann garantiert Wespen-losen Zeiten) per Bruckner-Bora annähern kann

Bei der PK im Bruckner-Geburtshaus wäre ein wenig „Windkanal“ aus der Domgasse ein Segen gewesen: Mediale Vertreter aller Linzer Redaktionen und Studios waren zugegen, als an dieser besonderen, aber viel zu engen, schweißtreibenden > ersten Adresse < die 18 „Siegerprojekte<<< des im Frühjahr bewerteten ProjektCalls zum Bruckner-Jubiläum vom Land OÖ (LH, Kulturdirektion & 024Koordinator Trawöger) präsentiert wurden … (siehe auch TIPPS <<<)

Beim ProjektCall wurden 130 Arbeiten eingereicht – eines der 18 von der Jury für 024 ausgewählten Projekte wird vom Seniorenradio (FRO) umgesetzt:

Erster SENIORENRADIOBEITRAG im Vorfeld zu BRUCKNER024: https://cba.fro.at/620071

Streaming zur PK in Ansfelden <<<

Bruckner024 Termine <<<

Radio-Projekt zu Bruckner024: https://www.anton-bruckner-2024.at/ooe-kulturexpo/

Bruckner024 – Service, Vermittlung … Schule bis Crash-Kurs

>Lasst uns A. B. feiern<

Projektverantwortlicher BLOG-Autor M. Pilsz (Foto: Enkel Joni Köfler)

FacebooK: https://www.facebook.com/photo?fbid=233934462845803&set=a.111104741795443

>>> Das Projekt auf >>> INSTA:

Meine erste Ferienpostkarte

… kurz vorm 69sten 6. August

Kaum dass die 7. Kerze auf der kleinen Geburtstagstorte ausgeblasen war, musste sich das Volksschulkind von seinen Urfahraner Hinterhoffreunden verabschieden – Ende der alltäglichen, wunderschönen, völlig unbeschwerten Vor- und ausgedehnten Nachmittage in den wilden Gärten an der damals noch kaum befahrenen Linken Brückenstraße. Schotterberge und Erdhügel wurden bestiegen, Frösche quakten im bräunlichen Teich der Lehmgrube – ein Überrest der Baugrube damals noch junger Wohnblöcke in der Leonfeldnerstraße. Dieses Eldorado tauschte der junge Mann gegen eine dreiwöchige Portion Sommerfrische am Attersee. Ein Prozedere, dass sich auch in den dann folgenden Jahren allsommerlich wiederholen sollte: Ein feriales Alarmsignal, denn mit der Torte am 6. August war faktisch die bessere Hälfte der Schulunterbrechung gegessen, weil nach den 3 Wochen Salzkammergut bloß noch eine Woche im Freizeitköcher übrig war …

N u ß d o r f

Den ersten Stock im Wohnhaus der Tischlerei Haberl teilte man sich mit einer Wiener Ärztefamilie. Deren kleine Julia dürfte schon ihre Unterstufenkarriere begonnen haben und somit gab’s kein wechselseitiges Interesse, zumal der Kandidat da schon längere Zeit für die kleine Seejungfrau schwärmte, die leider im Meer lebte, von der Existenz des Linzer Knaben nichts ahnte und ohnehin nur von Märchenprinzen zu träumen schien. Im Salzkammergut war die Dichte junger Damen mit Fischschwänzen generell gering und so wurde dieses Thema somit vertagt – Erst Jahre danach gelang es dieses „Trauma“ mit dem Video „Pannonia erfolgreich aufzuarbeiten und mehrfach ebenso zur Aufführung zu bringen.

Usancen am Urlaubsort

Das frühmorgendliche Frühstück kurz nach Acht, serviert aufs Zimmer in grünem Gmundner Porzellan war eine Verheißung aus dem hauseigenen Hühnerstall in Kombi mit selbst gefertigter Erdbeermarmelade, 6 Kaisersemmeln und Filterkaffee. Der Jüngste bekam heiße Milch (mit Haut) für sein Kaba-Pulver … Und dann folgte gleich zu Beginn der Tiefpunkt des Tages in Form eines elterlichen Begehrs: Der Sohn möge 2 bis 5 Zeilen in ein „Tagebuch“ absondern, sowie ab&an kleine Rechnungen erledigen. Über allem aber schwebte als Damoklesschwert die Drohung es wäre bis Ende der 2. Attersee-Woche eine Postkarte an die Frau Lehrerin zu schreiben … Ein Unterfangen, das erfolgreich tatsächlich bis zum Fristfinale hinausgezögert wurde. Man hatte sich da dann nur einmal verschrieben, die Radierung war tragbar und so ging die Post am letztmöglichen Montag per Trafik auf die Reise. Die Adressatin befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im nicht angekündigten Ruhestand. Ein fast gleichaltriges, pädagogisches „Nachfolgemonster“ lauerte da bereits in den Startlöchern ,,,

Vor fast 62 Jahren:

In der Trafik am Weg zum See gabs jedenfalls Micky Maus und täglich ab 9.30 begann Highlife: Nach 15 Minuten war der Badeplatz erreicht und im nu mutierte der Strand zur Schottersandkiste mit Seewasser, in die man kleine Fische locken konnte, die durch die Dampferwellen wieder befreit wurden. Weniger erfreulich: Die langen Wege zu den Mahlzeiten im Dorfwirtshaus, wo Frau Ablinger (Nachbarin der Pension Haberl) die Suppenportionen auf die Teller verteilte und für Mama den Bierwärmer dabei hatte. Beim Rückweg zum See konnte es sein, dass die Lederfabrik das Becken ausließ, das sich dann stinkend über kleine Wasserfälle im begleitenden Bachbett ein heftiges, akustisches Duell mit dem Sägewerk lieferte, bevor die Brühe an der Mündung neben den Badestegen den See verfärbte ! Für Donaustrandbewohner war das damals kein Problem und für den Junior neben Minigolf, zaghaften Tempi und Tischtennis die einzige Action. Schlimmster Minuspunkt: lauter alte Leute über 14 oder gar 20 – schließlich wollte man den bekannten Zahlenraum nicht verlassen – mit 7, also quasi selbst erst im Zahlenraum von 0 bis 10

Dabei wird ja das Zählen ab 20 einfacher, denn da gibt’s dann kein Elf- oder gar ein „Zwölfundzwanzig“. Der komische Opa wird in 12 Monaten 70 (- sprich 7 & eine Null) und das ist in jeder Hinsicht jenseitig ! Feriales Fischen am Attersee (!) löste übrigens beim jungen Opi mit gerade mal 13 einen intensiven, schriftlichen Mitteilungsdrang aus, der ein vielleicht vorhandenes Talent von unsichtbaren Ketten befreite, sich in der Umsetzung perfektionierte und bis heute weiterentwickelt …

Kindergarten & danach

Als Kleinkind war der Opi nicht in den Genuss eines Kindergartens gekommenen. Kindermädchen kümmerten sich um ihn – auch nicht schwach, aber streckenweise doch eher einsam und ohne eine echte Chance Kinderkrankheiten abzustauben. Das war seiner Volksschulzeit vorbehalten. Erst vor drei Jahren durfte nun auch der Opi wenigstens einmal pro Woche in den Kindergarten gehen, wenngleich auch nur zum Abholen. Welch Glück nun für den Pensionisten: Für ihn war so immer ein wenig Weihnacht, oder Ostern angesagt. – Wie in der Welt von Kindern, die noch kaum fremdbestimmt, nur von Mama oder Papa gelenkt nach innen hin autark, wie in wunderbaren Träumen verläuft. Mit etwa 20 begann sich dieses Tor zu schließen – mit 30 war es vorbei  …Arbeit, Projekte waren notwendigerweise wichtiger – Nur ab & an im Filmen blitzte die Kindheit wieder auf und mit ihr das altbekannte Wunderreich. Jetzt durfte der Vertriebene zurückkehren: Wenn die zwei BESTEN vom Kindergarten, über das „Cafe O.“ mit seinen Ischler Krapferl & Eiskugeln, mit dem „Rasenmäher“ durch das Herbstlaub, vorbei an den drei Häusern mit Loch einbiegen in den „Opa-Enkel-Privatweg“, wo sonst eigentlich niemand gehen darf. Dort beim olfaktorisch argen Pechstrommasten werden die Vögel mit süßen Krapferl- oder Tütenresten gefüttert, bevor es über den Regenwurm-Highway mit „ Monsieur‚“ und Blick auf Omas Balkon ins Tal geht  … Ein 40 Minuten wahrlich seliger „Weihnachtsspaziergang“ – unabhängig von der Jahreszeit, aber natürlich am schönsten zwischen Oktober und April ! Und wenn es dann aus dem „Laufenden Meter“ hervorbricht, unvorbereitet ohne jede Vorwarnung und die geringste Chance dem Gesagten folgen zu können, dann müssen wir es uns zusammenreimen. Nicht er wird uns abholen, denn für ihn ist alles klar – wir sollten uns in der Welt fast 4jähriger zurechtfinden. Leute die sich in der Begleitung von Hammerhai & Krake als Dolmetscher befinden, haben es da natürlich wesentlich leichter. Auch Supermänner wie Siegfried, Spiderman & Co könnten helfen, wenngleich man diese dann mit vielen anderen 3jährigen teilen muss. In den letzten 3 Jahren wichen die Meerestiere den Allerweltstars, die nun die Welt, seine Welt gemeinsam mit ihm retten. – Special Guests: Tom & Jerry <<<

Mein Enkel ist ein Held, doch nur wenn jemand für „Mausi“ das Licht im Vorzimmer aufdreht, sonst wird der Gang ins dunkle Klo auch mit 7 noch zur Eroberung einer Drachenhöhle. Denn ohne „Lagerfeuer“ geht bei Nacht auch nach Jahrtausenden nix – egal, ob fast 70jährige bei Lichtausfall im Keller pfeifen, vielleicht ja (etwas cooler) schimpfen, oder der Erstklässler mit 7 & seinen vielen offenen Fragen des Lebens im Dunklen tappt: Irgend etwas macht immer Angst – Rationales oder Irrrationales – Egal: Angst, die sich mit 20 reduziert bis hin zur totalen Eigenüberschätzung in der „Blüte“ des Lebens und dem gleißenden Licht beruflichen Erfolgs. Spätestens nach der inneren/äußeren Midlife-Krise , dann zum 60er spätestens hat sie uns wieder (egal ob wir’s zugeben oder nicht) – die Dunkelheit kehrt zurück, langsam … Neue Antworten auf alte Fragen erweisen sich als notwendig – die alten waren zu unpräzise, oberflächlich, falsch – Ein träger Tsunami der Ungewissheit bahnt sich dabei den Weg entlang des Philosophenworts nun zu wissen, dass man nichts wirklich weiß und so kriechen neue Ängste der Weltennacht den, durch den Alltag und das Alter abgenützten Körper hoch. Abgeklärtheit und Gelassenheit helfen gegen das immer lauernde Dunkel, Routine /Abkürzungen ersetzen Geschwindigkeit … Ungeachtet dessen werden die wachen Erinnerungsfähigen bewusst oder unbewusst wieder zu jetzt großen und damit eher ungeliebten Kindern – kein gröberes Problem, solange diese für sich selbst sorgen können, nicht vehement zur Last fallen, neugierig und tätig bleiben, sodass sie mögliche, aufkeimende Urängste dadurch vertreiben können. Glücklich jene, deren Religion in der Tradition / im Ritus aufgeht – bereit an sich und sein Tun zu glauben und so im Besitz einer Hoffnung zu bleiben …

Zum Finale: >69 ist übrigens das neue 69< – alles andere ist Schwachsinn !!!

O P I

Nachtrag

Otto und Mimi

Was sie am Vortag im Buchstabensetzkasten mühsam zusammengesucht hatten, mussten die Knaben heute mit gespitztem Blei in Steinschrift (- heute geläufig: Großbuchstaben Druckschrift) auf monumentalen Zeilenblättern nachmalen. Solange die Frau Lehrerin durch die Reihen ging, um das Schreibgerät zu prüfen, hatte man mit den Händen am Rücken zu warten – ebenso dann, wenn die viel zu langsam und unsauber „geschriebene“ Endloszeile von ihr erfolgreich nach Fehlern abgesucht wurde. So wurde aus einer Zeile bei Glück die Zahl 3, bei Pech eine zusätzliche Hausübung. In dieser Frühphase ahnt der so gequälte Schulanfänger noch nichts vom Risiko der Tinte, von Tropfen und Flecken, die die Pelikan-Füllfeder speziell eben beim Befüllen am Tisch (neben dem Tintenfassloch) oder (noch schlimmer) am bereits halbfertigen Blatt verursachte. In der Unterstufe erfolgte in Geometrisch Zeichnen diesbezüglich der Tragödie zweiter Teil mittels der Tücke einer Redisfeder oder des Spritzgitters. Der „Freude“ des Schreibens folgte das leise Gestammel des kleinen Volksschülers, wenn er versuchte sein Geschreibsel zu artikulieren. Noch ahnte dieser nicht, dass dies nicht nur „Druckschriftreif“, sondern auch in lateinischer Schreibschrift und kurzfristig auch „dank“ alter Lesebücher in Kurrent von ihm erwartet wurde … In einer der wenigen entspannten Schulstunden wurden Mitte Oktober rohe Erdäpfel in der Mitte auseinander geschnitten und dann wiederum ein mittiges Rechteck mit dem Messer entfernt, die übrig gebliebene Kartoffel sodann mit den nun „erhabenen“  Seitenteilen in rote Farbe getaucht (oder bepinselt) und final auf ein weißes Papier gedrückt. Das patriotische Ergebnis dieses ersten Kartoffeldrucks war dann in >Rot-Weiß-Rot< amTag der Fahnean den Klassenfenstern der alten Schulbaracke zu bewundern, während drin die mühsam auswendig gelernte Hymne als Kinderchor zu hören war …

Wolframs „Abendstern“ & Williams „Star Wars“

10 Jahre Musikheater Linz & Vorboten der KHS Ischl 2024

18.30 – (nur) noch immer 30 Grad auf der elektr. Anzeige des Autos  – soeben hatte man die grüne Halbinsel bei Gmunden erreicht – pünktlich sollte man sein, denn die Übertragung des Konzerts des Brucknerorchesters unter Maestro Poschner würde abgestimmt auf die Sendeminute in ORF III losstarten. Nun aber links Absperrungen zu den Parkplätzen ! Da nähert sich ein Wagen mit Wiener Kennzeichen, im Fond Peter Schöber (Intendant des Senders & Ex-Fadinger) ein kurzes Winken, ein Loch öffnet sich, man beteuert dazu zu gehören und bleibt im Rennen, eine weitere Sperre wird Opfer von Eigeninitiative und am allerletzten Abstellplatz direkt beim Eingang der Motor abgestellt …

G.S.M. – Gesegnet sein Mathilde

Bayreuth-Flair auf dem Grünen Halbhügel am Ufer im langen, abendlichen Schatten der Villa „Traunstein“ – Der aktuelle Bayreuther Siegmund 023 Klaus Florian Vogt war für den erkrankten Stephan Gould eingesprungen – einzige Bedingung des Startenors: Ein fixer Standplatz für sein Wohnmobil (direkt am See) …

Unzweifelhafter Höhepunkt des Abends im Toscanapark: Das finale Duett aus dem ersten Akt Walküre ab den Winterstürmen, die dem Wonnemond wichen …  Sensation des Abends: Die kongeniale Erica Eloff (- zuletzt Eva in den Linzer Meistersingern) … Unweit des Festgeländes, wo sich die Sonne die schönen Augen rot weint, steht in Altmünster die Villa der Wagnermuse Mathilde Wesendonk, die hier am Traunsee am 31. 8. 1902 verstarb. Sie verbindet man mit den gleichnamigen Kunstliedern, Tristan und Isolde, sowie speziell dem Auftakt der Walküre

Solisten: Eröd, Vogt, Eloff

Weiters im erfreulich opulenten Programm: Lohengrin (- hier unterwegs mit Gmundner Schwänen), Tannhäuser erklang nächst Korngolds (r)selberg – später residierte der Komponist der „Toten Stadt“, wie der am Traunsee mit ebenfalls 2 Werken vertretene John Williams in Hollywood … Bruckner, Verdi und Lehar rundeten musikalische Menü im Jahr vor der Salzkammergutkulturhauptstadt glänzend ab ...

Ein Vorlauf zum Festjahr 024 & zum 14. Juli 023

TV-Übertragung in ORF III: https://tv.orf.at/program/orf3/erlebnisbu1846.html

Markus Poschner (Retter der Vorjahrspremiere von Tristan) dirigiert heuer nicht nur wieder im mystischen Abgrund des Bayreuther Orchestergrabens, sondern auch zwei Freiluftkonzerte: https://www.bayreuther-festspiele.de/mitwirkende/musikalische-leitung/

24. Juni – Johannisfest

* * * * * Am Jordan Sankt Johannes stand * * * * *

Exakt am 24. 6. 023 (Johannistag) hat man im Musiktheater am Volksgarten „Die Meistersinger von Linz“ angesetzt – inklusive Johannisnacht-Akt (- schon vorletzte Vorstellung) … Erinnerungen an 5 Johannisnächte im Schloss Wildberg (als Auftakt des dortigen Musiksommers) werden wieder wach …

Vor genau 50 Jahren – der Blogautor weilte sein 1. Mal in Bayreuth – hob sich Mitte Juni in London der Vorhang zur UA-Premiere der Rocky Horror Show … Direkt nach dem gleichnamigen Kinoerfolg, wurde die Picture Show neben dem Musical „Cabaret“ zur treibenden Kraft des Fadinger SchulKabaretts (BSG) nebst u. a. vielen, genialen Horror-Einlagen im Ballgeschehen <<<

St. Johannis samt Nacht ist das sommerliche Gegenstück zum Weihnachtsfest – in beiden Fällen ist es immer zu warm: Schneeschmelze (wie zuletzt) oder Hitzewelle (wie eben erst) ! Aber zur Beruhigung für alle anderen Winterfans: Noch diese Woche werden die Tage wieder kürzer – nur noch ein halbes Jahr bis zur coolen Christmette !

Wie lange „Sommerts“ noch?

Schattenservice im Traxl

„Wagner“ (?) vor Moskau Vereinnahmung eines Künstlers

Von Kufstein nach Eisenstadt

Im Autoradio erklang soeben heftig laut der Jingle des Ö1-Mittagjournals, abrupt unterbrochen durch das Abziehen des Startschlüssels nach erfolgreicher Beendigung des Parkvorgangs eines Cinquecentos mit Linzer Kennzeichen in Front des Arte-Hotels Kufstein. Im selbigen Moment hob überirdischer Orgelklang an – das mächtige Pfeifenwerk der Feste dröhnte zur Begrüßung hoch über der und in die Stadt am Inn … Schon zwei Stunden später flimmerten über die Leinwand des Musikfestsaals im großen Schulzentrum die eingereichten Filme aus Süd- und Westösterreich sowie Südtirol – Sensationeller Höhepunkt gleich zu Beginn: Der hochartifizielle StreifenArmeniavon MMag. J. Rauter.

Die Eröffnungsszene in 2 Schärfenebenen, die sich am Schluss als filmische Klammer des feinen Werks präsentiert. Alles im schlichten SW, passend zur bäuerlich verbalen Kargheit. Dazu schroffe, harte Schnitte (Fleischerbeil), die die Härte des Seins unterstreichen, ebenso wie die kalten Räume und die bewusst optimal gesetzten Gegenlichtaufnahmen. Optimal gecastete und bestens geführte DarstellerInnen. Genial die Spiegelszene – eine innere Rückblende … Köstlich die Idee mit dem Dialog-Dummy und der Milchkuh. Musik im Kontrast zu Erwartungen. Die Story erzählt sich wie von alleine … Kaffee ohne Milch / Film ohne Kitsch – ein cineastisches Erlebnis – unbedingt anschauen, dann werden meine Worte zum verständlichen Erleben … TRAILER <<<

Nebst obigem Lehrbeispiel für Dramaturgie, Kamera, Schnitt und Regie gefiel dem jurierenden Blogautor natürlich auch der eine oder andere Film von Mitbewerbern (wie W. Schwaigers „Metamorphose“ – Bester Beitrag aus dem Pool von Tirol & Vorarlberg …)

Nach Pilsz’schem Plädoyer wurde „Armenia“ von der Jury zum besten Film Kärntens (LM) gekürt. Der Blog-Schreiber gratulierte spontan bereits damals Ende April der erfolgreichen Filmemacherin zum sicheren Staatsmeistertitel …

Diesem zurecht begeisterten, sauber argumentierten Urteil, konnte sich nun im Juni die Jury in Eisenstadt leider nur teilweise anschließen. Aus speziell inhaltlichen Gründen wurde ein anderer Film präferiert … eine dreifache Nominierung und einmalige Auszeichnung wurde „Armenia“ wenigstens ansatzweise gerecht !

Im „Katamaran“ zwischen Haydn & Liszt

Der Fadinger Absolventenfilm schaffte es der Nominierung entsprechend dank des Jurypräsidenten, eines Bayerischen Funktionsträgers und einer Stufe grad mal aufs Podest in Dosko-City, aber das war’s dann auch schon: Dem gestrengen, ungarischen Juror von derTransylvanischen UNI“ (- kein Scherz) schien unser Schubert-Horror scheint’s etwas zu „blutleer“. Neben dem dreifach nominierten, experimentellen Studenten-Film „Allerseelen“ warDurch die Nacht zu Diraber in jedem Fall auch hier so der erfolgreichste OÖ. Video-Beitrag. (>>> Filme AFL/OÖ. – far below value)

M P

1997 im Rahmen des Public Viewings (vor dem Gruberová-Konzert) beim Schloss Esterhazy in Eisenstadt: Unser Haydn-Video „Der Zauber des Mondgartens“ – bei den Haydn-Festwochen

Ein herzliches DANKESCHÖÖÖN speziell nochmals an den Herrn Direktor in Kufstein, der als Schirmherr der dortigen Veranstaltung immer für einen perfekten Ablauf sorgt und in der Jurybetreuung umsichtigst agiert – Besser geht’s nicht <<<

Cancel Culture – ein Biedermeier 2.0 ?

Ausgehend vom Campus Englisch-sprachiger Hochschulen, wo zuerst „nur“ die Wissenschaft betroffen war, hat eine woke Welle weltweit für heftige, diverse Diskussionen gesorgt:

Metterniche und Präfekten inverser Glaubenskongregationen in Sachen Kunst/Kultur haben seit geraumer Zeit Hochsaison

Waren es zuletzt Straßennamen, die zu ändern wären, da der Geehrte sich nach Jahren als unehrenhaft erwies … Pfitzner muss weg hieß die Devise … andererseits muss sich der legendäre, international bekannte und geschätzte Linzer Sänger Richard Tauber mit einem kurzen Weg(erl) bescheiden – das scheint keinen der Verantwortlichen zu stören … Bei Hans Pfitzner geschah die Aberkennung zu Recht, wenn man sich dessen Äußerungen (1945) genauer ansieht – wie aber ist mit seinem Werk umzugehen, mit seinem Palestrina? – Im speziellen Fall ist dessen Werk erfreulicherweise (noch) nicht von einer quasi „Sippenhaftung“ betroffen. Der Techniker/Erfinder Ferdinand Porsche verlor sein „Weg-Recht“, dessen Produkt aber bleibt in den Garagen reicher „AUTO-chthoner“ u. a. Oberösterreicher … Bei Künstlern ist das anders: Da ist oft nicht nur der Straßenname weg, sondern es wird dann gleich auch das Werk aus dem Regal genommen – sprich: Aufführungsverbot … Im nämlichen Blickpunkt immer wieder auch Franz Stelzhamer, der (vorerst) seine Straße „behalten“ darf …

Derzeit sind Landeshymnen in der Diskussion – so auch das „Hoamatland„:

Bei Stelzhamer ist dasBunte Buchim Diskurs und im „Hoamatland“ die Textstelle:

a Hünderl sein Herrn

Der Alt-LH (siehe grüner Link oben) sieht keine Obrigkeitshörigkeit gegeben

Auch der Blog-Autor hatte beim Absingen keinerlei Assoziationen in diese Richtung …

Für über 90 % der OÖ. Bevölkerung geht es bei der Landeshymne weder um Franz Stelzhamer, noch um Abhängigkeiten, sondern schlicht & einfach um lieb gewonnene Tradition. Der Blog-Autor schmettert voll Inbrunst vor allem die „Dahoam-Strophe“, die in Zeiten der Klimakrise einen wahrlich vorbildhaften Inhalt zu Gehör bringt. Ein Klima-freundlicher Hymnus u. a. gegen sinnlose Flugreisen … der Blog-Autor sieht sich in seiner freiwilligen 500 Km Umkreis-Beschränkung bei „Urlauben“ voll bestätigt ... Alleinstellungsmerkmal des „Hoamatgsangs“: Es gibt im deutschsprachigen Raum keine weitere Hymne, deren Text im Dialekt abgefasst ist ! – Eine sehr emotionale Liebeserklärung, tänzerisch, statt Stechschritt und sonst üblicher, blutig martialischer Parolen …

Liebe Walküren & Walkürinnen <<<

Blöd provokante Überschrift eines WagnerWerk-begeisterten Menschen – mitnichten – eingedenk meines Films Fremdlingin„: Wäre Georg Trakl verantwortlich für den Text unserer Bundeshymne, so wären uns diesbezüglich wahrscheinlich überlange Genderisierungsdiskussionen erspart geblieben; Mit seiner Fremdlingin, Mönchin, Jünglingin hätte er über die „Schmerzverschwisterte“ (seinem Alter Ego) Grete sicher das Weibliche auch im Hymnentext verankert … Aus meiner bescheidenen Sicht wäre die Problematik aus dem Blickwinkel, dass nach Jahrhunderten der männlichen Endungen ab nun die weiblichen obligat wären, völlig unproblematisch gelöst. Mich als UnRuheständlerin oder Pensionistin, Seniorin oder Bloggerin zu bezeichnen würde mir keine wie immer geartete Pein bereiten. Anreden und Bezeichnungen dieser Provenienz könnten (wenn es denn so sein sollte) auch Eingang in heutige Literatur finden, aber bitte keine (wie auch immer angedachten) Eingriffe in wertvolle, künstlerische Texte (Kunstwerke) vorwoker Zeiten – egal ob ihr Kreator heutigen Maßstäben entspricht, oder eben nicht …

Und damit zurück zur Verknüpfung von Kunstschaffenden mit ihren Kreationen: Was wiegt mehr? – Ein hochqualitatives, musikalisches Œuvre mit Weltwerken wie Salome, Rosenkavalier, Heldenleben, Eulenspiegel oder die Tatsache, dass Richard Strauss kurzzeitig Präsident der Reichsmusikkammer war? Stefan Zweig hätte R. Strauss & dessen Schaffen wohl zu 100% exkulpiert !

Wenn in Kunstwerken eigene politische Überzeugungen / Gesinnungen der Schöpfer zum Ausdruck gebracht werden, wenn autobiografisch aufgeladene Werke zum Diskurs stehen, ist dies aus dem Blickwinkel der Biographischen Daten des Künstlers sowie der Entstehungszeit der Werke zu beurteilen – selbiges betrifft Werkinhalt & Text. Wie lange musste sich Ludwig van Beethoven mit seinen Fidelio-Bearbeitungen herumschlagen, um den damaligen, biedermeierlichen Zensurbehörden gerecht zu werden – nach den sich ständigen verändernden, nun gerade woken Usancen des 21. Jahrhunderts konnte er seine Oper allerdings nicht mehr ausrichten … und das gilt für alle produzierenden Künstler früherer Zeiten !

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan …

& mit ihm auch alle gleichnamigen Apotheken und Süßspeisen?

Schillers aus dem Zusammenhang gerissenes, in Worten leicht verändertes Zitat aus dem „Fiesco“ wird so ganz schnell scheint’s zum unwoken Fiasko <<<

Me too-Kandidat Mozart hat mit dem Schickaneder-Text in der Zauberflöte zwar kein böses N-Wort drinnen, sehr wohl aber die Figur des Monostatos – Mozarts in Wien lebendem Freimaurer-Kollegen & Künstler Angelo Solimann wurde mit ihm ein Denkmal gesetzt. Nach dessen Tod mutierte der kaiserliche Prinzenerzieher zum mehr als fragwürdigen Ausstellungsobjekt (!) in der Vorläuferinstitution des Naturhistorischen Museums des Monarchen zu Wien …  In dieser kontextualen Verdichtung: Was also tun mit Mozart, Schickaneder & ihrem „Machwerk“? Schikanieren? Oder etwa gar: Verbieten? Umändern? Kürzen?

Das Umschreiben oder Verbot von künstlerischen Werken wird weder dem Schöpfer, noch dem Rezipienten gerecht, wäre ein Kahlschlag in der Kunst/Kulturgeschichte und käme einer Kapitulation der Kreativen und deren kultureller Leistung in Summe vor der Willkür selbsternannter „Sittenwächter“ gleich – diese öde, geistig kulturelle „Verzwergung“ ist daher kategorisch abzulehnen !!! – Wurde aber meist auch (noch) nicht wirklich eingefordert …

Es ist Aufgabe der Regie: Werke möglichst ohne Kürzungen und keinesfalls durch Textänderungen (spez. in sängerischen Bereichen) entstellt, so auf die Bühne zu bringen, dass die Dramaturgie als Werknotariat die Inszenierung mit gutem Gewissen absegnen kann und für das Publikum ein bekömmlich breiter Rahmen für freie Interpretation offen bleibt !

Texte, Stücke, Kreationen, Kunstwerke sind immer aus der Zeit ihrer Entstehung zu beurteilen <<<

 Was heute durchaus zu Recht undenkbar und daher auch keinesfalls zu tolerieren ist, war einstmals en vogue – sprich: [ɑ̃ voːk]

Heute schlägt das Pendel in die andere Richtung aus: Woke Sittenwächter wachen nunmehr über Kunst / Kultur

Das Ungeheuer von Woke-Ness?

Unter dem Titel >Kulturelle Aneignung< wurde im heißen Wok woker Kulturwächter einiges hoch und gar gekocht: Da wurden nicht nur Konzerte von Rasta-lockigen Künstlern gecancel(l)t, sondern auch der rote Bruder Winnetou von der Leinwand geholt … „Aneignung“ im positiven Sinn bedeutet aber Fortschritt und Wertschätzung und ist kulturgeschichtlich eine Notwendigkeit – nur so war und ist eine weltoffene, grenzenlose, globale Weiterentwicklung in Kunst & Kultur möglich: Von allerersten schriftlichen Aufzeichnungen, die in der Folge den Weg zu Hochkulturen ermöglichten, bis in die digitale Jetztzeit mit ihren Errungenschaften inklusive offener Fragen zwischen KI & letalem K.O. …

                                                    Von Betroffenheitskultur bis zur Unkultur

Jede(r) spricht bei ALLEM mit …  in einer Demokratie erfreulicherweise möglich und im Sinne von Diversität und Dialektik auch durchaus erwünscht.  Zu häufig werden von Unbedarften allerdings Meinungen zu Fakten geadelt – Bei den meist nicht, oder falsch definierten Begrifflichkeiten wie Kunst, Kultur, Zivilisation bleibt man in Sachen Beurteilung fast immer an der geschmäcklerischen Oberfläche.

Filmemacher Ulrich Seidl (selbst betroffen von Vorverurteilungsunkultur) griff in seinem Kurzfilm  „Bilder einer Ausstellung“ die obige, ganz typische Definitions- & Interpretationsproblematik von Kunst-Rezipienten auf – ausgehend davon, was ein Kunstwerk, ein Bild in verschiedenen Menschen auslöst und wie es sie dazu bringen kann, über sich selbst zu reflektieren und über ihre Lebensumstände, ihre eigenen Gefühle und ihre Obsessionen zu sprechen

Cancel(l)ing hat zu Tun mit Wunsch nach Regeln & Antworten mangels Religion oder Traditionen (Brauchtum) – Eine neue angeblich fortschrittliche, eigentlich aber zutiefst kleinbürgerliche, aus strenger political correctness geborene „Beckmesserische“ Regelkonformität bringt so die noch junge Freiheit der Kunst in Bedrängnis

   Vor- & Rücksicht bei Äußerungen ist durchaus angebracht:

Erst Denken (& damit Freude schenken), dann reden !

Die Unachtsamkeit, wie spez. auch in den UnSozialen Medien mit Sprache umgegangen wird, verträgt in jedem Fall Kontrolle und Korrektive – besonders der Umgang mit fragwürdigen „Witzen“, die weder mit Satire noch Kabarett zu tun haben. Fundamentalismus, politische Ränder usw. charakterisieren sich u. a. dadurch in humorbefreiten Biotopen zu vegetieren ! 

Lisa Eckhart im Diskurs – Instrumentalisierung von heutigen oder historischen Berühmtheiten ist an der Tagesordnung, um so medial weitreichender über bestimmte Thematiken reden zu können … durchaus berechtigt allerdings bei echt peinlichen Erscheinungen wie Trump & Co. – je woker da das Umfeld in solchen Fällen mit Nachdruck agiert, desto besser ! Medien wären dabei aufgerufen nicht alles was solchen Figurenaus dem Maul fällt“ 1 zu 1 zu transportieren, sondern ihnen die Plattformen ihrer Pseudo-Wichtigkeit zu entziehen und statt dessen einem breiten Diskurs als Korrektiv zur Verfügung zu stellen. Solange Machos mit ihrer verbalen „Trump-Gun“ nicht den Mottos „Brain first“ & „Shut up great again“ huldigen, haben woke Wächter à la longue ihre Daseinsberechtigung verknüpft mit der Lizenz möglichst laut ins Horn zu tröten !

Triggern“ ist das neue „Spoilern

Vorwarnungen bei Stücken, Filmen und anderen Kunstwerken, dass Verbrecherisches & Gefährliches passieren wird, erscheint ebenso sinnlos, wie der Hinweis, dass der Genuss von Alkohol einen Schwips oder Rausch hervorrufen, oder Essen in letzter Konsequenz zu Stuhlgang führen könnte. Bisher war am Kunstsektor (zB. Film) die Altersbeschränkung für Kinder & Jugendliche völlig ausreichend. Wer einen soliden Horrorfilm besucht, muss sich von romantischen Sequenzen verabschieden und mit „Splatter-Movie-Bildern“ anfreunden. Man darf erwarten, dass sich das geschätzte Publikum auf den „Konsum“ von Kunstwerken nicht nur am Sektor Oper vorbereitet. In Othello wäre „Black-Facing“ so keine wirkliche Überraschung (!) und auch die Erdrosselung der Gattin Desdemona sollte dem mündigen Rezipienten geläufig sein … (- spez. auch in Zeiten von Google, Wikipedia, Trailern …)

Ein „Black-Facing-Verbot“ würde im Umkehrschluss bedingen, dass sämtliche Schauspieler/Sänger mit nicht weißer Hautfarbe faktisch keine klassischen Rollen spielen dürften – absoluter Schwachsinn. Der ganze abendländisch europäische Werkekanon fiele in diesem Falle flach und Angehörige anderer Kontinente wären wegen kultureller Anmaßung/Aneignung gleichfalls auszuschließen …

In der Inszenierung Harry Kupfers in den 80ern sang der großartige Simon Estes den fliegenden Holländer in Bayreuth: Da wäre „White Facing“ angesagt gewesen und hätte natürlich kein Problem dargestellt – im Text ist vom „Bleichen Mann“ die Rede – wahrlich unfreiwillig komisch – auch wenn man das Libretto metaphorisch auslegen kann ...

Wie politisch, propagandistische „Vereinnahmung von Kunst“ schier umfassend funktionieren kann, zeigt sich bei Richard Wagner: Es kam zu einer „kulturellen Aneignung“ des Komponisten durch den Mann aus Braunau ebenso, wie durch apokalyptische Filme oder heutige, „gleichnamige“ Söldner-Truppen. Auch Wagners Schwiegervater Franz Liszt wurde mittelsOstfanfare im Volksempfänger „krass“ missbraucht. Selbst unpolitischste Komponisten wie Bruckner wurden Teil der Propaganda – im speziellen Fall durch Inthronisation in der Walhalla bei Regensburg. Bei Wagner ist die Sache nicht ganz so einfach, da er in seinen begleitenden Schriften „Inkorrektes“ gestreut hat, andererseits aber ideologisch nicht festmachbar ist, weil er u. a. sowohl von rechts als auch von links „benutzt“ werden kann.

Beim Thema professioneller Recherche ist da meist viel Luft nach oben – Internet-Enzyklopädien und veritable Organisationen sind da nicht ausgenommen … Als Ergebnis schlampiger Internetz-Recherchen wird explizit unverhofft Cosima (Tochter von Franz Liszt) ihr Gatte R. Wagner als Vater zugedacht. Die „Hohe Frau“ hat nach Wagners Tod 1883 tatsächlich eine wesentliche Rolle im sogenannten Bayreuther Kreis bis zu ihrem Tod 1930 gespielt. Gobineaus Ideen wurden da allerdings von Houston Stewart Chamberlain erst ab 1899 verbreitet … & weder R. Wagner noch Cosima erlebten das 3. Reich … Die richtige Adresse wäre da wohl eher Hans von Wohlzogen, von dem sich Bayreuth (spät, aber doch) nun offiziell distanziert.

Zitat Wikipedia:  Gobineau bewunderte Richard Wagner und traf mehrmals mit diesem zusammen. Wagner antwortete ihm mit seiner Schrift „Heldenthum und Christenthum“, worin er die rassistischen Ideen Gobineaus kritisierte und teils zurückwies

„Nehmt die Wäsche von der Leine, die Schauspieler kommen“

Schon wieder so ein inkorrekter Sager – was will uns der Blogautor damit andeuten? Können verbale oder juristische Fehltritte reproduzierender Künstler die Aufführung von Werken in Frage stellen? Für den Film „Corsage“ – wurde dies so zum fast alles abschnürenden Korsett? Der produzierende Künstler ist für Inhalte, Intendant & Kurator für die Auswahl, Regie, Choreographie & Dramaturgie für die Auslegung und Tänzer, Schauspieler, Sänger für die Darstellung verantwortlich – Letztere sind dabei logischerweise nicht sie selbst, sondern stellen „nur“ Kunstfiguren dar – mit Kostüm, Perücke & Maske, Black- & White-Facing all inclusive

Die Floskel „What shall’s“ bringt’s auf den Punkt: Es zeichnet den Schauspieler/Sänger aus. ja es gehört zum Berufsprofil, in fremde Rollen zu schlüpfen, eine(n) andere(n) darzustellen !!!

„Cancel(l)ing“ ist ein also auch diesbezüglich absolutes NO GO <<<

In ergänzter Variation des berühmten Satzes eines ebensolchen österreichischen Kanzlers möchte ich schließen:„Lernen’S ein bissl Kultur-Geschichte <<<

M.P. – ein dicker, alter, weißer Mann (- „OÖ. Mostschädel“ – Kunst statt Alk )

Hinweis nur für „Digital Naives“: Alle Worte dieser türkisen Farbgebung im obigen Blog-Text beinhalten Infos, Bilder, Videos, PDFs usw. …, die durch einen linken „Maus-Klick“  aktiviert werden können & sollen !

Nikolaus Habjan u. a. zu „Cancel Culture“: https://cba.fro.at/509728 <<< (Radio ab Min 13.15)

Im Gedenken an Grace Bumbry

Anmerkungen zu F. Stelzhamer (M. Huszar)